Letzte Ehre nach dem Tod
Bezirksamt Mitte und Kirchenkreis Stadtmitte gedenken erstmals einsam Verstorbener
Mit einer Trauerfeier in der Marienkirche haben das Bezirksamt und der Kirchenkreis Berlin Stadtmitte zum ersten Mal der Toten gedacht, die keine Angehörigen haben. Die BVV hatte eine solche zentrale Trauerfeier per Beschluss gefordert.
Irmtraut Hentsch (12.4.1934-6.1.2019) aus der Gottschedstraße, Lothar Lange (2.9.1959-6.3.2019) aus der Osloer Straße, Willi Laschnewitz (23.3.1950-1.5.2019) aus der Max-Beer-Straße, Ingrid Wejat (28.7.1927-25.5.2019) aus der Beusselstraße oder Nenad Manolev (8.1.1975-26.5.2019) ohne feste Wohnanschrift – das sind fünf von 54 sogenannten einsam Verstorbenen, deren Namen bei der Trauerfeier in der Marienkirche am 22. November verlesen wurden und für die Trauergäste Kerzen angezündet haben. Als einsam Verstorbene gelten nach amtlicher Definition mittellose Menschen, deren Bestattung das Sozialamt oder Ordnungsamt durchführen muss und für die die Behörden keine Angehörigen ermitteln konnten. Für diiese Toten gibt es normalerweise keine Trauerfeier. Laut Bestattungsgesetz muss das zuständige Bezirksamt diese Menschen unter die Erde oder in die Urne bringen.
Diese sogenannten Ordnungsbehördlichen Bestattungen haben sich im Bezirk von 2012 bis 2018 verdoppelt. Für 376 Menschen blieb in diesem Jahr nur das Amtsbegräbnis. Für 54 von ihnen wurden keine Angehörigen ermittelt. Die Verwandten der anderen hatten kein Geld für das Begräbnis, so dass das Sozialamt die Kosten übernehmen musste.
273.342 Euro musste der Bezirk 2018 für diese Armen-Begräbnisse ausgeben. Durchschnittlich 800 Euro kostet eine Urnenbestattung und etwa 1100 Euro eine Erdbeisetzung zuzüglich eventuell anfallender Arztkosten für eine Leichenschau und Kühlkosten, wie Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagt. Er war mit Bürgermeister Stephan von Dassel und BV-Vorsteher Frank Bertermann (Grüne) zur ersten zentralen Trauerfeier für Verstorbene ohne Angehörige gekommen. Eine solche zentrale Gedenkfeier für Mittes arme Tote soll es mindestens einmal im Jahr geben. Das hatte die BVV auf Antrag der FDP-Fraktion im Mai beschlossen. Vor allem in Tiergarten und Wedding können viele Angehörige eine Bestattung nicht bezahlen. Die meisten armen Toten lebten selbst von Stütze und konnten nicht für ihre Bestattung vorsorgen. Vertragsfriedhof für die Amtsbestattungen ist in Mitte der Alte Domfriedhof St. Hedwig in der Liesenstraße 8.
Eine Liste der 54 einsam Verstorbenen hat das Bezirksamt ins Internet gestellt: https://bwurl.de/14nf.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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