Kosten im Hochbau explodiert / Kritik von Grünen und FDP
"Leichtfertiges Finanzgebaren"

Im Facility Management sind die Ausgaben auf das Doppelte explodiert. Grüne und FDP werfen dem Bezirksamt deshalb Verantwortungslosigkeit vor und fordern eine strengere Kostenkontrolle.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Die Grünen sprechen von „Intransparenz“ und „fehlendem Einbinden der Bezirksverordnetenversammlung“ und die FDP von „leichtfertigem Finanzgebaren“ im Amt von Stadtrat Andreas Otti (AfD). Was ist passiert?

Erst jetzt wurde öffentlich bekannt, dass im Facility Management (Liegenschaftsverwaltung) die Ausgaben im laufenden Haushaltsjahr um mindestens 3,5 Millionen Euro überzogen wurden und zwar im Hochbau bei der „Unterhaltung von Grundstücken und baulichen Anlagen“. Dieser Haushalts-Titelansatz liegt für 2019 aber nur bei 3,5 Millionen Euro. 2018 waren es noch 4,9 Millionen. Deutlich mehr Geld ausgegeben wurde demnach unter anderem für Arbeiten im Rathaus (Heizkörper, Dachsicherung, Asbestsanierung), in der Musikschule (Heizung), am ehemaligen Sitz der Volkshochschule in der Kirchgasse (Heizkessel), für den Betriebshof Wegscheider Straße sowie für Umbauarbeiten im Web Tower und im Carossa-Quartier, wohin einige Ämter aus dem Rathaus umgezogen sind.

Das Bezirksamt antwortete nur schriftlich

Nun wird Bauen im Bestand oft teurer als gedacht. Grüne und FDP vermissen hier aber Aufklärung und eine sparsame Haushaltsführung. Beide Fraktionen hatten deshalb in der BVV am 28. August eine gemeinsame Dringlichkeitsanfrage mit dem Titel „Finanzcontrolling im Bezirksamt“ gestellt. Die wurde aber nicht beantwortet. Das Bezirksamt zog eine schriftliche Antwort vor. „Für uns stellt sich das Gefühl ein, dass eine Debatte über den Vorgang aus politischen Gründen bewusst auf einen Zeitpunkt nach den Haushaltsberatungen verschoben werden oder durch eine schriftliche Beantwortung gar nicht erst aufkommen soll“, erklärte Grünen-Fraktionschef Oliver Gellert daraufhin in der BVV. Hier werde aktiv versucht, die Kontrollmöglichkeiten der Bezirksverordneten massiv zu beschneiden. Schließlich sei dem Bezirksamt spätestens seit Juni bekannt, dass der besagte Haushaltstitel in Millionenhöhe überzogen wird. Die Grünen kritisieren das Vorgehen des Bezirksamts deshalb aufs Schärfste. „Wir erwarten, dass sich das Bezirksamt in Zukunft nicht vor notwendigen Debatten versteckt“, so Gellert weiter. Außerdem kündigte die Fraktion an, dem kommenden Doppelhaushalt ihre Zustimmung wegen des finanziellen Risikos von fehlenden 3,5 Millionen Euro zu verweigern.

Kontinuierliche Ausgabenkontrolle
ist erforderlich

Auch die FDP findet scharfe Worte. „Augenscheinlich hat das Amt unter Verantwortung von Stadtrat Otti im Umgang mit Steuergeldern sorglos gehandelt“, sagte Wolfgang Beckmann, haushaltspolitischer Sprecher und Vizefraktionschef der FDP. „Verantwortliches Handeln sieht anders aus.“ Es hätte hier eine kontinuierliche Ausgabenkontrolle erfordert.

Welche Konsequenzen zieht nun das Bezirksamt? „Es wird eine verschärfte Kostenkontrolle geben“, kündigte Bürgermeister und Finanzstadtrat Helmut Kleebank (SPD) an. „Der zuständige Stadtrat muss dem Bezirksamt künftig monatlich berichten, und größere Ausgaben im Bereich bauliche Unterhaltung werden ohne Zustimmung des Bezirksamtes nicht mehr beauftragt.“ Ausnahmen seien Notfälle wie Straßen- oder Sturmschäden. Außerdem stellte der Bürgermeister klar: „Jeder Stadtrat ist selbst für den Haushalt seines Geschäftsbereiches verantwortlich.“ Sein Haushaltsamt habe hier keine Zuständigkeit. „Das ist der Preis der dezentralen Finanz- und Personalverantwortung.“

Antrag auf Mehrbedarf kam im Urlaub

Laut Kleebank hatte das Haushaltsamt am 18. Juni das erste Mal erfahren, dass es beim Facility Management einen Mehrbedarfsantrag geben könnte und zwar über etwa zwei Millionen Euro. Der Antrag sei dann zehn Tage später, also am 28. Juni, schriftlich im Haushaltsamt eingetroffen. Er selbst sei Anfang Juli im Urlaub über den Mehrbedarf von 2,6 Millionen Euro informiert worden, so der Bürgermeister weiter. In der ersten Bezirksamtssitzung nach seinem Urlaub sei dieser Antrag dann thematisiert worden. Danach habe sich der Mehrbedarfsantrag aus dem Facility Management auf über 3,2 Millionen Euro erhöht.

Eine Haushaltssperre für den laufenden Etat schließt Helmut Kleebank aber aus. „Dafür gibt es momentan keinen Anlass.“ Die Folgen für den Doppelhaushalt 2020/2021 allerdings sind noch nicht absehbar. Das Haushaltsjahr 2019 (Jahresabschluss) wird prognostisch mit einem Minus von 2,4 Millionen Euro enden. Hinzu kommt dem Finanzstadtrat zufolge aber ein Guthaben über 4,2 Millionen aus dem Jahr 2017. Haushaltärisch werden Überschüsse immer ins übernächste Haushaltsjahr übernommen. Somit bleibt zwar in der Summe ein Plus von 1,8 Millionen Euro, die die Kostenexplosion im Hochbau aber wieder reinreißt.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 238× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 998× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.031× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.