Sozialarbeiter protestieren am 22. Januar in Spandau
Notstand in den Jugendämtern

Kinderschutz braucht Personal, Zeit und Geld. Doch in den Jugendämtern herrscht hier Notstand – und nicht erst seit gestern. Am 22. Januar protestieren Sozialarbeiter auch aus dem Jugendamt Spandau für bessere Arbeitsbedingungen.

Wenn weiße Fahnen an Bürofenstern nicht reichen, gehen Sozialarbeiter auf die Straße – zuletzt im Oktober in Berlin. Unter dem Motto „Kinderschutz braucht Zeit und Geld“ protestieren sie nun erneut gegen den Notstand und für bessere Arbeitsbedingungen – diesmal in Spandau. Mitarbeiter der Regionalen Sozialen Dienste (RSD) im Jugendamt Spandau haben die Demo außerhalb ihrer Dienstzeiten privat organisiert. Denn der Kinderschutz sei in den Jugendämtern dauerhaft nicht mehr gewährleistet, sagen sie.

„Zwar können die meisten Jugendämter akute familäre Krisen und Notlagen weiterhin bearbeiten“, so Mitinitiatorin S. Willkommen aus Spandau. Doch eine flächendeckende Beratung und präventive Hilfen seien längst nicht mehr gewährleistet. Die Konsequenz sei nicht selten, dass Familien mit ihren Problemen alleine klar kommen müssten oder eher kleine Probleme zu großen werden und die Zahl der Krisen somit weiter steige.

Im Schnitt bearbeiten
Mitarbeiter 66 Fälle

Nach jahrelangem Sparen und Personalabbau sei zwar seitens der Politik ein erstes Umdenken erkennbar. Ausreichend ist das aus Sicht der Fachkräfte aber nicht. So könnten in der Praxis offenen Stellen nicht dauerhaft nachbesetzt werden – auch wegen des Fachkräftemangels. Was die Sozialarbeiter fordern, sind attraktive Arbeitsbedingungen mit festen Fallobergrenzen, Supervision, guter technischer und räumlicher Ausstattung und nicht zuletzt eine „angemesse finanzielle Wertschätzung". Laut Senatsjugendverwaltung waren im September 2018 von 892 Vollzeitstellen im RSD der zwölf Jugendämter rund 120 Stellen unbesetzt. Spandau hatte 17 offene Stellen. Im Schnitt betreute jeder der 71 RSD-Mitarbeiter 66 Fälle.

Die Demo am 22. Januar in Spandau beginnt um 15 Uhr mit einem Protestmarsch vor dem Jugendamt an der Klosterstraße 36. Sie endet mit einer Kundgebung ab 15.30 Uhr auf dem Rathausvorplatz.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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