Kinderbetreuung: Zu wenige Kita-Plätze, zu wenig Pädagogen
In Berlin fehlt es an Kitaplätzen – und gleichzeitig an Erziehern. Das bringt die Bezirke enorm unter Druck, denn dem rechtlichen Anspruch von Familien auf einen Betreuungsplatz könnten Klagen folgen. Auch die Kostenübernahme für die Betreuung zu Hause wäre für die Bezirkskassen ein Albtraum.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin schlägt Alarm. 1000 Erzieher fehlen aktuell in den Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt. "Und wir befürchten, dass sich die Zahl binnen Jahresfrist verdoppeln wird", sagt Pressesprecherin Kathrin Zauter. Ein nicht unerheblicher Teil der derzeitigen Belegschaften gehe in Pension, dazu würden sich viele nach ihrer Ausbildung für einen anderen Beruf entscheiden, "unter anderem wegen der besseren Bezahlung", so Zauter. Auf der anderen Seite fehlten 3000 Kitaplätze in Berlin, sagt sie.
Heike Schmitt-Schmelz (SPD), Stadträtin für Jugend, Familie und Bildung, bestätigt die Not: "Wir brauchen bis 2020 insgesamt 1800 zusätzliche Kitaplätze." Schon seit Längerem ist der Bezirk daher auf der Suche nach möglichen Standorten für neue Kitas, dazu suche sie das Gespräch mit Einrichtungen, in denen die Zahl der erlaubten stark von den tatsächlich angebotenen Kitaplätzen abweicht. "Manche der freien Träger hätten mehr Plätze, wollen aber nicht von ihrem Konzept abweichen", sagt Schmitt-Schmelz. Andere könnten die Plätze nicht anbieten, weil sie keine Erzieher fänden. Über die Kitas in freier Trägerschaft – 243 im Bezirk – könne sie keine genauen Angaben machen. "Aufgrund der Situation der bezirklichen Kitas gehe ich aber davon aus, das ein Drittel von vorhandenen Plätzen wegen des Personalmangels nicht angeboten werden können." Die Soll-Ist-Kluft zu schließen scheint also ein unmögliches Unterfangen zu sein, selbst wenn die Hatz nach mehr Kapazität erfolgreich sein sollte. Und Kathrin Zauter sagt: "Die Stadt wird weiter wachsen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es noch lange zu wenige Kitaplätze in Berlin geben wird." Der Senat kämpft gerade an beiden Fronten, setzt Prämien für Kita-Plätze aus, wo es erlaubt wäre und wirbt intensiv für die Ausbildung zum Erzieher. Für Schmitt-Schmelz liegt der wahre Schlüssel aber in einer besseren Bezahlung der Pädagogen. "Anforderung und Verantwortung sind gestiegen, die Vergütung sollte in Richtung Grundschullehrer gehen." Für die Eltern heißt es: früh um einen Kitaplatz kümmern – am besten schon, wenn der Nachwuchs noch gar nicht auf der Welt ist.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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