Das Amt wird smart
Neues Self-Service-Terminal im Bürgeramt vorgestellt
Die erste Oase in der Online-Dienstleistungs-Wüste ist ausgehoben. Seit 7. Februar steht im Bürgeramt am Hohenzollerndamm 177 ein Self-Service-Terminal. Perspektivisch sollen die Berliner daran diverse Anträge selber in die Wege leiten können.
„Bitte schauen Sie in den Spiegel“, fordert eine freundliche Frauenstimme Stadtrat Arne Herz (CDU) auf. Der Leiter des Amtes für Ordnungsangelegenheiten und Bürgerdienste tut zu Demonstrationszwecken, wie ihm geheißen. Der Rahmen um den Spiegel in Gesichtshöhe leuchtet auf, das Terminal hat ein Foto von Herz geschossen, natürlich nach biometrischen Ansprüchen. Geburtsdatum, Unterschrift und Fingerabdrücke – fertig ist der Datensatz, der nun für maximal 96 Stunden im Verwaltungssystem gespeichert wird oder im weiteren Verlauf der Bearbeitung verschlüsselt an die Bundesdruckerei geschickt wird.
Datenschutz verhinderte die frühere Einführung
Herz bleibt im Empfangsbereich im ersten Stock des Bürgeramtes, er will noch erzählen, was es mit dem Gerät weiter auf sich hat. Aber der Kunde von morgen würde anschließend zum Sachbearbeiter gehen und den Antrag auf den Personalausweis oder Reisepass beenden. Dank des Terminals hat er Zeit gespart, dafür bezahlt er zwar nicht den Fotografen, aber vier Euro Gebühr. Herz hätte das Gerät gerne früher eingeführt, denn schon vor zwei Jahren – und damit als erstes in Berlin – hatte das Bezirksamt den Vertrag mit der Bundesdruckerei abgeschlossen, die dem Bezirk die Terminals zur Verfügung stellt. „Das ist leider am Datenschutzbeauftragten des Bezirks gescheitert“, berichtete Herz. Und so ist das Terminal zwar im Bezirk das erste seiner Art, doch in Spandau und im Schöneberger Rathaus erfreuen sich die Kunden schon länger an dem zusätzlichen Angebot.
Mehrwert im Moment: Zeitersparnis
Im Moment beschränkt sich der Mehrwert der beiden Terminals im Bürgeramt auf die Zeitersparnis bei der Beantragung eines Personalausweises oder Reisepasses. Sie sind aber für größere Aufgaben konfiguriert. „Wenn das Land Berlin auch einmal in den Bereich Online-Dienstleistung einsteigen würde, wären sehr viel mehr Angebote nutzbar. Mit einem Kartenlesegerät sogar von zuhause aus“, erklärte Herz. Beispielsweise könnten Kfz an- und abgemeldet werden.
Weitere Terminals sollen folgen
In einem nächsten Schritt sollen weitere Terminals im Bezirk aufgestellt werden. Für das Bürgeramt in den Wilmersdorfer Arcaden sind nach deren Umbau zwei Geräte geplant, am Standort Heerstraße soll ein weiteres aufgestellt werden. Herz bedankte sich bei Jan von Lübtow für die Geduld. „Weil wir doch lange gebraucht haben.“ Der Leiter Kommunale Beziehungen der Bundesdruckerei berichtete von positiven Erfahrungen mit den Self-Service-Terminals in den Nachbarbezirken. „Wir bekommen die Transaktionen übermittelt und können sagen, dass der Service sehr gut angenommen wird – über die Generationen hinweg. Uns ist auch noch nicht zu Ohren gekommen, dass ältere Menschen Schwierigkeiten bei der Bedienung des Terminals hätten.“
Nicht so zögerlich beim Fortschritt
Der Bezirksverordnete der FDP, Felix Recke, probierte das Gerät gleich selber aus. Seine Meinung zur Neuerung: „Wir freuen uns, dass es nun zwei Jahre nach Vertragsunterzeichnung mit der Bundesdruckerei endlich auch auf Druck und Initiative der FDP hin zum Einsatz der Terminals kommt.“ Allerdings nähere sich der Bezirk in zu kleinen und zu wenig ambitionierten Schritten der Zukunft. Einen richtigen Clou stellten die Geräte in ihrer Anwendung nämlich nicht dar. „Dass es weiterhin eines Termins zur Weiterverarbeitung der Daten braucht und es nur eine Handvoll von Leistungen gibt, die angeboten werden, trüben den Eindruck des Fortschritts. Leistungen müssen endlich vollends digital abgewickelt werden, sonst ist der Bürger privat weiter smarter als das Amt.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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