Die Reste des Hotels Bogota: Joachim Rissmann räumt sein Lager
Charlottenburg. Fast drei Jahre sind vergangen, seit das „Hotel Bogota“ an der Schlüterstraße 45 wegen Mietschulden schließen musste. Nun verkauft der ehemalige Eigentümer Joachim Rissmann das letzte Mobiliar.
Der junge Mann, der in den Laden „Plan B + Vitamin B“ am Lietzensee kommt, hat es eilig. Er will nur kurz den orangefarbenen Sessel, den er sich hat reservieren lassen, ins Auto verladen. Original 70er-Jahre. „Der hat in Zimmer 313 gestanden, vielleicht auch in 204“, erklärt ihm Rissmann, „auf keinen Fall aber im Fernsehraum.“ Ob’s den Kunden interessiert, ist fraglich. Er hat sich in das gute Stück verliebt, weil es perfekt zu den grünen Tapeten in seiner belgischen Wohnung passt.
Abschied vom Zuhause auf Zeit
Bei den meisten Interessenten ist das anders. Sie wollen ein Stück „Hotel Bogota“ mitnehmen, eine Erinnerung an das 1911 erbaute Haus, das 1964 zur Herberge wurde und seit 1976 der Familie Rissmann gehörte. Für viele war es mehr als ein Hotel – ein Zuhause auf Zeit: 115 Zimmer, keins wie das andere, familiäre Atmosphäre. Obwohl bescheiden eingerichtet, gaben sich die Prominenten die Klinke in die Hand, etliche hatten ihr Stammzimmer. So wie der britische Schauspieler Rupert Everett. „It’s my favourite hotel in the world“, urteilte er und kündigte angesichts der Schließung an, nun habe er keine rechte Lust mehr, nach Berlin zu kommen.
Bereits während der Auflösung des Hotels – im Dezember 2013 – ist Mobiliar verkauft worden. Auch damals als ehrenamtliche Helferin dabei war Ekaterina Inashvili, die jetzt ihren Ideen-Laden für die Ausstellung der letzten Stücke zur Verfügung stellt, mit Kunden verhandelt und Auskünfte gibt.
Vieles ist schon veräußert, aber immer noch warten Stühle, Sessel, Stoffe, Kronleuchter, Spiegel, Geschirr, Telefone, Stoffe und viele Bilder, die einst die Zimmer und die Flure schmückten, auf neue Besitzer. Ebenfalls zu sehen und zu kaufen sind Aufnahmen des Fotografen Jürgen Bürgin, der die letzten Tage des Bogota mit der Kamera begleitet hat.
Für Nachschub ist gesorgt
Joachim Rissmann sorgt regelmäßig für Nachschub und schleppt Kisten mit Geschirr und anderem Kleinkram aus dem angemieteten Lager. Vielleicht könne er demnächst eine Ausstellung auf die Beine stellen, die dokumentiert, wo die Stücke gelandet sind, überlegt er.
Aber er hat auch andere Schritte unternommen, damit das legendäre Hotel nicht in Vergessenheit gerät. In seiner Privatwohnung an der Rönnestraße hat er ein „Little Bogota“ geschaffen. Dort vermietet er Zimmer für 50 bis 80 Euro die Nacht, natürlich mit Orginalmöbeln eingerichtet und in Originalfarben gestrichen. So kann der Gast es sich zwischen den hellblau-cremefarbenen Wänden des Zimmers „Hanna“ gemütlich machen – es erinnert an Hanna Schygulla, die in der entsprechenden Örtlichkeit an der Schlüterstraße vor der Kamera agierte.
Schließlich hat Joachim Rissmann auch die Internet-Seite des Hotels reaktiviert (www.hotel-bogata.de), und dank einer App funktioniert auch die alte Telefonnummer wieder. Wer 881 50 01 wählt, erreicht ihn persönlich. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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