Bürgermeister Reinhard Naumann über Mieten, Gärten und Willkommenskultur

Neue Herausforderungen im Blick: Reinhard Naumann steht wieder ein arbeitsreiches Jahr bevor. | Foto: Schubert
  • Neue Herausforderungen im Blick: Reinhard Naumann steht wieder ein arbeitsreiches Jahr bevor.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Was wird 2015 wichtig? Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) äußert sich im Neujahrsinterview mit Reporter Thomas Schubert zu den wichtigsten Problemen.

Welcher Moment im vergangenen Jahr war für Sie der schwierigste und welcher der schönste?

Reinhard Naumann: Der schönste Moment war zweifellos das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls. Auch ich habe als Kind in einer geteilten Familie erfahren, was die Teilung Berlins bedeutet. Es war wunderbar, zu erleben, wie das Fest rund um den 9. November von den Menschen angenommen wurde und wie sie sich entlang der Grenzlinie auf Spurensuche begaben. Wildfremde Leute erzählten sich gegenseitig ihre Geschichten dieser friedlichen Revolution. Schwierig ist alles, was mit der personellen Situation der Bezirke zusammenhängt. Die Bürgermeister haben gegenüber Senat und Abgeordnetenhaus parteiübergreifend deutlich gemacht, dass eine wachsende Stadt Personalzuwachs benötigt. Wir brauchen dringend wieder junge Menschen im öffentlichen Dienst. Denn unser Altersdurchschnitt kratzt an der 50-Jahre-Grenze. Unterstreichen möchte ich, wie viel unsere Beschäftigten momentan leisten. Das wird zu wenig wertgeschätzt.

Das Jahr 2015 beginnt ohne das Rathaus Wilmersdorf. Wie fühlt sich das an?

Reinhard Naumann: Es ist ein zwiespältiges Gefühl. Der Schmerz über die Aufgabe des Rathauses Wilmersdorf lässt sich nicht wegwischen. Zufrieden bin ich hingegen, weil es trotz aller Unkenrufe gelungen ist, das Ziel zum Jahreswechsel zu erreichen. Inzwischen fragen andere Kommunen bei uns an, wie wir das bewerkstelligt haben. Richtig ist, dass der Umzug teurer ausfällt als geplant. Denn wir haben Baumaßnahmen an den verbleibenden Dienstgebäuden, die in den nächsten Jahren auf uns zugekommen wären, mit in Angriff genommen. Von nun an werden wir uns pro Jahr um 2 bis 3 Millionen Euro entlasten und Angebote im sozialen und kulturellen Bereich erhalten.

Unter welchen Umständen ist die Kleingartenkolonie Oeynhausen noch zu retten?

Reinhard Naumann: Wir haben deutlich gemacht, dass wir bei einer vollständigen Sicherung der Kolonie, die sich auf privatem Grund befindet, mit Millionen Euro teuren Entschädigungszahlungen zu rechnen haben. Nach meiner Einschätzung liegen die Fakten auf dem Tisch. Und es muss im Laufe des Jahres entschieden werden - unter Einbeziehung der Bürger und nach Abwägung der finanziellen Risiken. Das führt zu der Frage zurück, inwiefern die Beteiligten bereit sind, Kompromisse einzugehen. Noch eine Anmerkung: Ich habe in 25 Jahren als Kommunalpolitiker noch nicht erlebt, dass so oft Grenzen des Anstands überschritten worden sind gegenüber politisch Verantwortlichen, die versuchen, in einer Situation, die sie nicht ursprünglich zu verantworten haben, das Bestmögliche zu machen. Unberechtigte Korruptionsvorwürfe einfach in die Welt zu setzen, empfinde ich als eine völlig unnötige Verschärfung.

Was wünschen Sie sich vom neuen Regierenden Bürgermeister Michael Müller?

Reinhard Naumann: Ich wünsche mir, dass der neue Senat und das Abgeordnetenhaus es schaffen, den dringend benötigten Wohnungsneubau zu realisieren - und zwar auf einem für die Menschen bezahlbaren Niveau. In Charlottenburg-Wilmersdorf haben wir mit der TU Berlin und der UdK zwei renommierte Universitäten. Und die Studierenden, vor allem aber junge Familien, benötigen bezahlbaren Wohnraum. Ich wünsche mir, dass hier Blockaden und Egoismen überwunden werden. Sonst droht ein Zerwürfnis zwischen den Habenden und den Suchenden.

Welche Aussichten geben Sie bezüglich der Haushaltssituation im neuen Jahr?

Reinhard Naumann: Unser Haushalt ist seit Jahren auf Kante genäht. Wir leben von der Substanz. Das sehen wir daran, dass die jährlich 6 Millionen Euro für den Erhalt der sozialen Infrastruktur benötigt werden. Mit kluger Finanzpolitik ist es bisher gelungen, keine neuen Schulden aufzubauen. Das ist mein Ziel auch für 2015.

Was erwartet die Bürger ansonsten im neuen Jahr?

Reinhard Naumann: Wir müssen weiterhin unsere Willkommenskultur pflegen. Die gilt für Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen wollen, aber auch für Menschen in Not. Wir sehen täglich im Fernsehen, wie und warum sie sich auf die Flucht begeben. Und Charlottenburg-Wilmersdorf hat Solidarität gezeigt. Mit Blick auf die Notwendigkeit zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge wünsche ich mir, dass wir uns dem auch in Zukunft nicht verschließen.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 917× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 587× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.976× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.