Neue Software als Bremse: Bürgerämter arbeiten noch langsamer

Bitte warten: Die Bürgerämter des Bezirks kranken – wie alle anderen in Berlin – an den Tücken einer neuen Software. | Foto: Thomas Schubert
  • Bitte warten: Die Bürgerämter des Bezirks kranken – wie alle anderen in Berlin – an den Tücken einer neuen Software.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Wie flott sich die Anliegen von Bürgeramtskunden bearbeiten lassen? Das hängt nun ab von den Launen der Computer. Seit einer Softwareumstellung arbeiten PCs im Schneckentempo, schalten willkürlich ab. Die Folge einer Fehlentscheidung?

Erst waren die Mitarbeiter von der Arbeitslast erdrückt, jetzt sind es auch ihre Computer. Der Grund: eine Systemumstellung, die eigentlich effektiveres Arbeiten ermöglichen sollte. Doch stattdessen häufen sich Fehlermeldungen, Blockaden und Abstürze. Und der Kunde? Er hat zu warten.

„Die Empörung ist berechtigt – und ich teile sie“, erklärte jetzt die für Bürgerdienste zuständige Stadträtin Dagmar König (CDU). Denn eigentlich schienen sich die Probleme in den Ämtern des Bezirks gerade zu zerstreuen, nachdem der Senat erlaubt hat, zehn zusätzliche Posten zu schaffen.

PC in der "Denkpause"

Aber jetzt kommt zur menschlichen Überforderung technisches Versagen. Bis zu 30 Fehlermeldung pro Tag seien nach der Systemumstellung zu verzeichnen, erklärte König auf Anfrage ihrer Fraktion. Der übliche 10-Minuten-Takt zum Bearbeiten einzelner Anliegen, er sei nicht annähernd haltbar. Obwohl Techniker die Computer ordnungsgemäß eingerichtet haben, funktioniert bei manchen der Drucker nicht, bei anderen spinnt der Scanner. Und dann sind da die „Denkpausen“ der Geräte. Manchmal zeigen sie 40 Minuten lang keine Reaktion mehr, schlimmstenfalls schalten sie sich willkürlich ab und springen nur im Glücksfall wieder an. Schließlich sei sogar das Bezahlsystem ausgefallen – ein echtes Problem, wenn das Bürgeramt nur noch mit Kartenzahlung funktioniert.

So lange die Tücken der Technik nicht bezwungen sind, kommt König nicht darum herum, den Betrieb zu drosseln: „Wir werden vorerst noch weniger Termine vergeben können, weil wir nicht wissen, wann das System besser funktioniert.“ Schon vor der Umstellung musste der Bürger monatelange Wartezeiten in Kauf nehmen, auch wenn es bedeutet, dass er sich nach Verlagerung des Wohnorts vorerst nicht ummelden kann. „Unsere Kunden sind genervt“, sagt König in der Hoffnung, dass die verantwortlichen Landesbehörden ihren Hilferuf erhören.

„Wir haben gewarnt, dass es irgendwann knallt“, beschwert sich Annegret Hansen (SPD) über die neue Situation. Sie erwartet die sofortige Einschaltung von Computerprofis, damit der Staat seinen Aufgaben wieder nachkommen kann. Derzeit sei es laut Hansen nicht einmal möglich, ein polizeiliches Führungszeugnis zu bekommen. Das aber braucht man, um als Helfer in Flüchtlingsheimen agieren zu dürfen. So greift ein Problem ins andere.

Nicht ausreichend getestet?

Auch Alexander Kaas-Elias von den Grünen sieht einen Zusammenbruch mit Ansage. „Wir müssen IT-mäßig endlich im Jahre 2016 ankommen“, warnt er vor dem Weiterbetrieb von veralteter Technik. Das verwendete Windows-Betriebssystem werde gar nicht mehr unterstützt, was die Sicherheit nicht eben erhöht. „Der Senat hat Software gekauft, die wohl kaum vernünftig getestet wurde“, schlussfolgert Pirat Holger Pabst aus den jüngsten Katastrophenberichten. „Man hätte sie vor der Auslieferung gründlich prüfen müssen – jetzt testet sie der Kunde.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 170× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 947× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 608× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.103× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.990× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.