Berlin Story Museum eröffnete Ausstellung über den Führerbunker

Nachbildung von Hitlers Arbeitszimmer im "Führerbunker". | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Ein beiges Sofa samt Sessel in gleichem Ton. Auf dem Schreibtisch befinden sich ein paar Bücher, Telefon und Uhr sowie eine Hundefigur aus Bronze. "Stehend", nicht "sitzend".

Auch auf solche Kleinigkeiten wurde Wert gelegt bei der Nachbildung des letzten Arbeitszimmers von Adolf Hitler. Es ist Teil einer Ausstellung über den "Führerbunker", die das Berlin Story Museum jetzt in seinen Räumen im Bunker am Anhalter Bahnhof präsentiert. Der Ort ist etwa 1000 Meter vom Originalschauplatz an der Voßstraße entfernt, wo der Diktator am 30. April 1945 seinem Leben ein Ende gesetzt hat.

Das Museum befindet sich seit 2014 in der ehemaligen Luftschutzunterkunft in der Schöneberger Straße. Es bietet einen Schnelldurchlauf durch die Berliner Geschichte. Bis September war dort auch das Berliner Gruselkabinett beheimatet. Das zog zuletzt nicht mehr besonders und wurde geschlossen. Deshalb könnte man folgern, Adolf Hitler hat jetzt dessen Nachfolge angetreten.

Von solchen Gedankengängen sind die Museumschefs Wieland Giebel und Enno Lenze natürlich weit entfernt. Für sie hat auch die neue Abteilung einen aufklärerischen Charakter. Sie soll eingebettet werden in eine Dauerschau über das "Dritte Reich", die im nächsten Frühjahr eröffnet. Alles unter der Fragestellung: "Wie konnte das geschehen?"

Es gebe immer noch teilweise erschreckende Defizite im Wissen über die Nazizeit, berichtet Enno Lenze. Er sei schon mit der Frage konfrontiert worden, "wo sich hier die Gaskammern befunden hätten." Und zwei Journalisten wären nach der Einladung zum Presserundgang der Meinung gewesen, sie würden den Originalschauplatz der letzten Tage des Führers kennenlernen.

Dass Hitler gerade bei Medienvertretern einen Interessereflex auslöst, zeigte die Resonanz auf die Bunkerpräsentation. 80 Berichterstatter hatten sich angemeldet, die auf zwei Termine verteilt werden mussten. Für alle gab es zunächst einen gut einstündigen Überblick zur Geschichte des einstigen Luftschutzgebäudes am Anhalter Bahnhof. Er ist jeder Führerbunkerführung vorangestellt. Dort geht es um den Bombenkrieg, um Zwangs- und Fremdarbeiter, die den Betonkomplex ab 1942 errichten mussten, um das Leid der Zivilbevölkerung. 12 000 Menschen hätten im April 1945 Unterschlupf im Bunker gesucht, obwohl der nur für 3500 angelegt war. Die hygienischen Verhältnisse seien katastrophal gewesen, weiß Wieland Giebel auch durch Interviews mit Zeitzeugen. Während gleichzeitig im Führerbunker noch die letzten Partys gefeiert wurden. Solche Ausführungen sollen für die spätere Konfrontation mit dem Verursacher nicht nur dieser Katastrophe sensibilisieren. Deshalb fürchten Giebel und Lenze auch nicht, dass der Blick in die Unterwelt von Adolf H. besonders Ewiggestrige anzieht. Die würden sich schon die vorherigen Erklärungen nicht antun, sind sie überzeugt.

Neben der Zimmerimitation gibt es vor allem eine Menge Fotos. Auch Originalaufnahmen von 1945, auf denen zum Beispiel sowjetische oder amerikanische Soldaten auf Hitlers Couch sitzen. Die ersten Besucher seien zumeist untere Ränge in der Militärhierarchie gewesen, sagt Lenze. Die höheren Chargen habe der Ort, wo sich der Obernazi zuletzt verkrochen hatte, weniger interessiert. Wie überhaupt das ganze Aufhebens um den Führerbunker eher neueren Datums sei. Es begann vor etwa 20 Jahren und wurde auch durch den Film "Der Untergang" (2004) befeuert. Einige Fotos zeigen Requisiten aus dieser Produktion. Dazu gibt es Ausschnitte auch von weiteren Streifen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Weiteres Herzstück ist ein Modell des Bunkers im Maßstab 1:25. Es wurde, wie die gesamte Ausstellung, von der Filmarchitektin Monika Bauert ("Das Boot") gestaltet.

Das alles ist eingebettet in viele Informationen, die dieses Schlusskapitel in die gesamte NS-Geschichte einordnen. Die Gefallenen der am zweiten Weltkrieg beteiligten Länder sind ebenso aufgelistet wie abgeworfene Bomben über dem Deutschen Reich und die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern eingesperrten und ermordeten Menschen.

Ein Raum behandelt das Ende des Propagandaministers Joseph Goebbels und seiner Frau, die ihre sechs Kinder vor ihrem eigenen Selbstmord umbrachten. Die verkohlte Leichen des Nazi-Sprachrohrs und seiner Gattin sind ebenfalls zu sehen. Abschreckend soll das wirken und das blutige Ende und die mörderische Konsequenz des Nazisystems verdeutlichen. Höhepunkt der biografischen Totalbestandsaufnahme ist ein im Berlin Story Verlag in diesem Jahr erschienenes vierbändiges Werk, ein sogenanntes Itinerar, das nahezu jeden Tag des Führers akribisch nachzeichnet.

Bei aller aufklärerischer Tendenz, wird damit nicht manches wieder verniedlicht und kann sich das eigentliche Ziel ins Gegenteil verkehren? Bleibt am Ende vor allem der Blick ins Bunkerzimmer, piefig-heimelig, mit zwei Illustrierten auf dem Tisch und dem Bild des Preußenkönigs Friedrichs des Großen an der Wand? Onkel Adolfs Puppenstube. tf

Die Touren durch die Dokumentation Führerbunker in der Schöneberger Straße 23a finden dienstags bis sonntags jeweils um 12 und 14 Uhr auf deutsch sowie um 16 Uhr in englischer Sprache statt. Der Eintritt kostet zwölf Euro. Weitere Informationen gibt es unter: www.BerlinStory.de/dokumentation-fuhrerbunker.
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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