"Das ist unser Haus": Das Bethanien als Symbol der Selbstbestimmtheit

Der Südflügel des Bethanien. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Mit dem Ende des Krankenhauses beginnt die Phase, in der das Bethanien zum Politikum wird. Es kursieren Pläne im Sinne der damaligen Bauideologie, das Gelände mit Hochhäusern vollzupflastern. Dagegen regte sich Widerstand, dem 1971 die Besetzung des dann als Rauch-Haus bekannten Nebengebäudes Ausdruck verlieh.

Benannt nach dem von der Polizei erschossenen Georg von Rauch (1947-1971), einem Mitglied der linksextremistischen Szene, wird das Haus zum Symbol selbstverwalteter Sozial- und Jugendarbeit in Kreuzberg und zu einer Art Metapher der dortigen Szene, befeuert vor allem durch den Rauch-Haus-Song der Band Ton Steine Scherben. Eine Besetzung des Bethanien, wie es dort in einer Zeile heißt, hat es allerdings damals nicht gegeben.

Die fand erst 34 Jahre später statt. Seit 1973 war aus dem Haus ein Kulturzentrum geworden. Der Südflügel wurde vom Sozialamt des Bezirks genutzt. Als die Abteilung 2005 auszog, wurde dieser Gebäudeteil von Aktivisten des Hausprojekts Yorck59 okkupiert. Wenig später startete ein Bürgerbegehren der "Initiative Zukunft Bethanien". Sie forderte nicht nur den Verbleib der neuen Südflügel-Bewohner, sondern darüber hinaus, aus dem Haus ein "soziokulturelles Zentrum" zu machen.

Es folgte die für Kreuzberg typische Konfliktbewältigunsstrategie in Form des "Runden Tischs". Jahrelang verhandelten der Bezirk, Nutzer und verschiedene Aktivisten. Als Ergebnis stand 2009 der Einstieg der GSE gGmbH (Gesellschaft für Stadtentwicklung). Der Treuhänder des Landes Berlin bewirtschaftet seither das Gebäude. Die Besetzer im Südflügel bekamen einen Mietvertrag.

Nicht zuletzt als Reaktion darauf zog das Künstlerhaus Bethanien, bis dahin einer der bekanntesten Akteure im Haus, 2010 aus und befindet sich seither in der Kohlfurter Straße. Neu einzogen sind dagegen etwa mehrere Bildende Künstler, Theatergruppen und Kulturbüros. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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