Bildung ist der Schlüssel zum Job
Bezirksamt und Jobcenter behalten Hilfe für Alleinerziehende im Fokus
Seit 2016 haben Bezirksamt und Jobcenter Lichtenberg ihre Hilfe für Alleinerziehende ausgebaut. Zwischenbilanz kurz vorm Jahreswechsel: Die Bemühungen tragen Früchte.
Jeweils 200 000 Euro in diesem und im kommenden Jahr sind im Bezirkshaushalt eigens dafür eingestellt – das Geld finanziert ganz konkrete Projekte, die Lichtenberger Alleinerziehenden zu Gute kommen: neue Angebote zur flexiblen Kinderbetreuung etwa, aber auch Lebensberatung, Gesundheitskurse und Coachings in Sachen Ausbildung und Beruf. „Das dominierende Familienmodell in unserem Bezirk ist das der Alleinerziehenden“, sagt Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke). „Als Kommune sind wir in der Pflicht, sie durch eine unterstützende Infrastruktur zu entlasten.“
Hohe Armutsgefahr
Hintergrund ist die Tatsache, dass viele der sogenannten Ein-Eltern-Familien in prekären Verhältnissen leben. „Studien zeigen, dass die Armutsgefährdung bei arbeitslosen Alleinerziehenden doppelt so hoch ist“, weiß Lutz Neumann, Leiter des Jobcenters Lichtenberg. Laut Statistik der Behörde bezieht mehr als die Hälfte der Alleinerziehenden im Bezirk Sozialleistungen – obwohl etwa 35 Prozent erwerbstätig sind. Neben anderen Faktoren spielt der fehlende Berufsabschluss dabei eine Rolle.
Die geringe berufliche Qualifizierung sei auch größtes Hemmnis bei der Vermittlung in neue Jobs, so Neumann. 62 Prozent der Single-Eltern hätten keinerlei Ausbildung. Der Leiter des Jobcenters appelliert dennoch an Berliner Arbeitgeber, das Potenzial der Alleinerziehenden zu nutzen. „Über 70 Prozent haben einen Schulabschluss, und sie gelten als besonders loyale Beschäftigte. Eine vielfältige Mitarbeiterschaft bereichert zudem die Unternehmenskultur.“
Nicht irgendein Job
Weil Mütter und Väter wegen ihrer Betreuungspflichten bedingt flexibel bei den Arbeitszeiten sind, zielt die Unterstützung von Bezirk und Jobcenter nicht nur auf die Vermittlung in „irgendeinen“ Job ab. Wichtiger sind Beratung und Qualifizierung. Diese Kombination hat schon 95 Alleinerziehenden ohne Beschäftigung und Ausbildung eine Fortbildung mit Abschluss und damit bessere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt verschafft.
Insgesamt ist die Zahl der erwerbslos gemeldeten Ein-Eltern-Familien in Lichtenberg von 1.651 Personen im Jahr 2013 auf 1.074 im Oktober 2018 gesunken.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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