Weniger ist mehr
Neue Dauerausstellung BerlinZEIT im Märkischen Museum eröffnet

Marina de Fümel zeigt in der Uhrenwerkstatt Berlins älteste signierte Uhr von 1670. | Foto: Dirk Jericho
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Geschichte kompakt – Berlin verstehen in einer Stunde. Das war der Anspruch, den sich die Macher der neuen Ausstellung BerlinZEIT gestellt haben. Bis zur Schließung des Museums in zwei Jahren ist die entrümpelte Berlin-Ausstellung zu sehen.

Seit 32 Jahren kümmert sich die gelernte Uhrmacherin Marina de Fümel als Metallrestauratorin um die Schätze des Märkischen Museums, die im Zentraldepot in Spandau lagern. 4,5 Millionen Objekte hat das Stadtmuseum, von denen nur ein Bruchteil in dem markanten, 1908 gebauten Museum am Köllnischen Park gezeigt wird. Erstmals wird in der neuen Ausstellung jetzt auf die kurze Zeit der Berliner Uhrmacherkunst eingegangen, als die Königliche Uhrenmanufaktur zwischen 1765 und 1812 selbst Luxusuhren produzierte.

Marina de Fümel ist stolz darauf, dass sie im Zunftsaal eine Uhrenmacherwerkstatt aus dem 18. Jahrhundert konzipieren konnte, in der zwölf historische Uhren und Werkzeug präsentiert werden; darunter „die früheste Berliner signierte Uhr von Nikolaus Bergehoff in Cölln an der Spree“, so Marina de Fümel.

Museumsdirektor Paul Spies hat die alte Dauerausstellung entrümpelt und auf wenige Objekte reduziert, um Berlins Geschichte kompakt zu erzählen. Auch das imposante Gebäude mit dem Turm von Ludwig Hoffmann soll mit den vielen kleinen Räumen besser wahrgenommen werden können, so Spies. Zugestellte Fenster wurden freigeräumt, Exponate nicht mehr so hingestellt, dass sie die Architektur verdecken. Mit der neuen Ausstellung BerlinZEIT will Spies auch „Formate proben“.

In zwei Jahren schließt das Museum, weil es zeitgleich mit dem benachbarten Marinehaus für 65 Millionen Euro saniert werden soll. Er weine schon jetzt, wenn die am 10. Juni mit einem Museumsfest eröffnete Ausstellung dann schon wieder schließen muss. Vielleicht können Teile davon während der Sanierung im Ephraimpalais aufgestellt werden, so Spies.

In der neuen Ausstellung wird Berlin anhand von 18 historischen Momenten als Stadt der Vielfalt, Offenheit aber auch der radikalen Veränderungen thematisiert. Mit dem Audioguide werden an 68 Stationen auf Berlinisch die Exponate erklärt. Auch der Köpenicker Rapper Romano war dafür im Tonstudio und hat Texte eingesprochen. Den Rundgang von der Eiszeit bis zum Jetzt kann man in einer Stunde machen. Man kann aber auch stundenlang bleiben, wenn man die zahlreichen Angebote in der „Vertiefungsebene“ in zweiten Obergeschoss nutzen möchte.

Die Leitgedanken des Eine-Stunde-Rundgangs sind Stadtentwicklung und Zerstörung, Konflikt zwischen Staat und Stadt beziehungsweise Herrscher und Untertanen sowie Vielfalt und Toleranz. Los gehts mit einem riesigen Stadtplan im Comicstil, auf dem Museumsdirektor Paul Spies zum Beispiel in einem Video sein Berlin bei einer Radtour zeigt. Neu ist die Installation Eiszeit, die zeigt, wie Gletscher vor 24 000 Jahren Berlin zudem gemacht haben, was es heute ist. Auch ein mittelalterlicher Pestarzt ist als Rekonstruktion erstmals zu sehen.

Zu der schon immer ausgestellten Sammlung mechanischer Musikinstrumente wurde ein Raum mit einer Jukebox aus dem Jahr 1962 gestaltet, an der man 80 Titel aus und über Berlin der vergangenen 70 Jahre abrufen kann. Damit Jüngere Mauerbau und Mauerfall verstehen, gibt es in einem winzigen Raum den Sound der Mauer mit Gewehrsalven und anderen Geräuschen.

Das Märkische Museum Am Köllnischen Park 5 ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet sieben, ermäßigt vier Euro.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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