Von Luther zu Twitter
DHM zeigt Ausstellung zu Medien und politischer Öffentlichkeit

Was Martin Luther vom Papsttum hielt, verbreitete er per Flugblatt.  | Foto: Deutsches Historisches Museum/S. Ahlers
  • Was Martin Luther vom Papsttum hielt, verbreitete er per Flugblatt.
  • Foto: Deutsches Historisches Museum/S. Ahlers
  • hochgeladen von Simone Gogol-Grützner

Der 26. September 1960 war ein historischer Tag, nicht nur in den USA: Erstmals standen sich die Kandidaten für das Präsidentschaftsamt bei einem Fernsehduell gegenüber. Der Sieger: John F. Kennedy. Er nutzte das neue Medium besser als sein Konkurrent Richard Nixon und gewann nicht nur das Duell, sondern auch die Wahl.

Medien und politische Öffentlichkeit – sie beide verbindet eine jahrhundertealte gemeinsame Geschichte. Sie erzählt das Deutsche Historische Museum in seiner neuen Ausstellung „Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit“

Auf rund 1000 Quadratmetern zeigt das Museum 200 Originalobjekte wie die Flugschriften Martin Luthers, eine preußische Zensurakte, einen Großlautsprecher aus der NS-Zeit und die zerstörte Hauptplatine der von Edward Snowden geleakten Dokumente, die veranschaulichen, wie sich neue mediale Räume im Spannungsverhältnis von Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit, Zensur und Protest, Überwachung und Emanzipation entwickelten. Die Ausstellung will zeigen, wie es zum aufklärerischen Ideal demokratischer Öffentlichkeit und freier Meinungsäußerung gekommen ist: vom Buchdruck und seiner Bedeutung für die Reformation über die Entstehung bürgerlicher Öffentlichkeit im Zuge der Pluralisierung der Presselandschaft im 19. Jahrhundert, die Erfindung des Rundfunks und seine Bedeutung für das totalitäre NS-System hin zu den Bilderwelten des Fernsehens der Nachkriegszeit bis zu Twitter, Facebook und Co.

„Neue Medien verändern nicht nur Kommunikation, sondern schaffen neue Lebenswelten, über die sich politische Öffentlichkeit im Alltag entfaltet. Das wollen wir durch unsere Inszenierung der einzelnen Abschnitte der Mediengeschichte fühl- und erfahrbar machen“, erklären die Kuratoren Professor Dr. Harald Welzer und Melanie Lyon. Zudem gehen sie der Frage nach, was, vor dem Hintergrund des Aufstiegs autoritärer und populistischer Strömungen und der Sorge um das Überwachungs- und Manipulationspotenzial digitaler Medien, aus dem Versprechen einer demokratischen, vernetzten Weltgemeinschaft wurde.

Die Ausstellung ist inklusiv und barrierefrei. Zu sehen ist sie bis 11. April im Pei-Bau, Hinter dem Gießhaus 3, freitags bis mittwochs von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt vier Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre kommen umsonst hinein. Zur Ausstellung erscheint im S. Fischer Verlag ein Begleitbuch in deutscher Sprache.

Autor:

Simone Gogol-Grützner aus Zehlendorf

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