Lieber mit dem Auto ins Amt
Nur ein Fünftel der Beschäftigten im öffentlichen Dienst nutzt das subventionierte Firmenticket

In Mitte können die Angestellten immerhin 25 E-Bikes nutzen. David Müller betreut das Leihsystem für Dienstfahrräder. Die Mitarbeiter radelten immerhin in knapp zwei Jahren 11 000 Kilometer. | Foto:  Laura Sander
  • In Mitte können die Angestellten immerhin 25 E-Bikes nutzen. David Müller betreut das Leihsystem für Dienstfahrräder. Die Mitarbeiter radelten immerhin in knapp zwei Jahren 11 000 Kilometer.
  • Foto: Laura Sander
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Die Beamten und Angestellten in den Senats- und Bezirksverwaltungen mit Anspruch auf Hauptstadtzulage nutzen kaum den Arbeitgeberzuschuss zum VBB-Firmenticket. Auch Dienstfahrräder gibt es kaum.

Nur ein Fünftel der rund 113.000 Berechtigten in Senats- und Bezirksverwaltungen haben sich für das subventionierte Firmenticket entschieden. „Anscheinend kommen viele mit dem eigenen Auto“, glaubt Kristian Ronneburg. Der Linke-Abgeordnete aus Marzahn-Hellersdorf hatte bei der Senatsfinanzverwaltung die Zahlen zum Firmenticket abgefragt und ist darüber sehr verwundert. „Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben“, formuliert er vorsichtig.

Ronneburg will jetzt vom neuen Senat weitere Details erfahren, warum in den Dienststellen so wenige ein Firmenticket wollen und sich lieber die volle Hauptstadtzulage von 150 Euro auszahlen lassen. Seit November 2020 gibt es den monatlichen Zuschuss von bis zu 55,42 Euro für ein Firmenticket. Er wird von der Hauptstadtzulage abgezogen und muss nicht versteuert werden. Der restliche Zulagenbetrag von 95 Euro hingegen muss versteuert werden. Wer also ohnehin mit den Öffentlichen fährt, für den lohnt sich das Ticket. Es gilt für alle öffentlichen Verkehrsmittel im Verbundgebiet Berlin-Brandenburg, rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Nach 20 Uhr und am Wochenende können kostenlos bis zu vier Personen mitgenommen werden.

Von den knapp 30.000 Beschäftigten in der Innenverwaltung nutzt sogar nur etwa jeder Zehnte das Firmenticket. Dort machen Polizisten und Feuerwehrleute den Großteil des Personals aus. „Wegen der unterschiedlichen Dienstzeiten und vielleicht ungünstiger Verbindungen kommen wohl die meisten lieber mit dem Auto“, vermutet Ronneburg. Auch gebe es in vielen Dienstgebäuden der zahlreichen Bezirks- und Senatsverwaltungen Parkplätze für Mitarbeiter. „Das Abgeordnetenhaus hat zum Beispiel einen Deal mit dem gegenüberliegenden Martin-Gropius-Bau, dass Mitarbeiter dort günstig parken können“, weiß Ronneburg. Von den 41.679 Angestellten in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hatten sich im Mai 2021 nur 7682 für das Firmenticket entschieden. Zu den Angestellten gehören vor allem die rund 33.000 Lehrkräfte. Verkehrsexperte Ronneburg will jetzt die Gründe hinterfragen. Eine Vorbildwirkung habe das nicht, wenn man auf der anderen Seite den Bürgern sagt, dass sie ihr Auto stehen lassen und das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen sollen. „Da haben die Politik und die Verwaltung auch eine Bringschuld“, meint er.

Ähnlich mager sieht es bei der Nutzung von Dienstfahrrädern in den Behörden aus. Die meisten Senatsverwaltungen haben gar keine für ihre Mitarbeiter. Die Innenverwaltung immerhin vier, die Kultur- und die Wirtschaftsverwaltung zwei und die damalige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz 42. Bei den angegebenen 552 Diensträdern der Polizei dürfte es sich vor allem um die Fahrradstreifen handeln. In den Bezirksämtern sieht es ein wenig besser aus. Friedrichshain-Kreuzberg hat 108 Diensträder, Mitte 104. In Tempelhof-Schöneberg gibt es nicht ein einziges. Der Bezirk will jetzt vier Diensträder für das Ordnungsamt beschaffen.

Ronneburg fordert ein Mobilitätsmanagement in den Verwaltungen. Gut findet er den Service im Bezirksamt Mitte. Der bietet Mitarbeitern 25 Elektrofahrräder, die sie sich wie bei Sharing-Systemen per App ausleihen können. Seit Start Ende 2019 haben sich 170 Mitarbeiter für die Nutzung der Diensträder registriert und sind damit laut Auswertung bis Anfang 2022 knapp 11.000 Kilometer bei 1200 Fahrten geradelt.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 97× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 894× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 569× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.068× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.951× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.