Angekommen in der Arbeitswelt
Das Modellprojekt EVEREST für junge Geflüchtete zieht positive Zwischenbilanz und hat gute Aussichten für die Zukunft

In der Berufsorientierung steht im Modellprojekt EVEREST auch das Praxisfeld „Handwerk“ im Mittelpunkt.
3Bilder
  • In der Berufsorientierung steht im Modellprojekt EVEREST auch das Praxisfeld „Handwerk“ im Mittelpunkt.
  • hochgeladen von SOS Kinderdorf

Vor mehr als zwei Jahren startete das Modellprojekt EVEREST mit dem Ziel, junge geflüchtete Menschen zwischen 17 und 27 Jahren erfolgreich in Ausbildung und sozialversicherungspflichtige Arbeit zu vermitteln. Das Projekt der Jugendberufshilfe tragen die Kooperationspartner Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, das SOS-Kinderdorf Berlin, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH, Charité CFM, BSR sowie die VHS Berlin Mitte. Jetzt ziehen die Partner nach 24 Monaten eine erfreuliche Zwischenbilanz, denn sie konnten bisher 15 junge Geflüchtete so qualifizieren, dass sie in betriebliche Ausbildung oder Arbeit übergehen konnten. Aktuell nehmen 38 Geflüchtete an EVEREST teil.

Senatsverwaltung Bildung, Jugend und Familie, Abt. III, Joachim Gröschke: "Die gesellschaftliche und berufliche Integration von jungen Geflüchteten steht auf unserer Agenda ganz oben. Das Modellprojekt EVEREST ist dafür ein sehr gelungenes Beispiel, denn von der Berufsvorbereitung bis zum Arbeits- bzw. Ausbildungsvertrag ziehen alle an einem Strang. Daher ist es auch notwendig, mit EVEREST aus der Modellphase in die Regelfinanzierung zu gehen.“

In 12 bis 18 Monaten durchlaufen die Teilnehmer*innen verschiedene Projektphasen. In der ersten Orientierungsphase können sie sich im SOS-Kinderdorf Berlin in den Berufsfeldern „Gesundheit, Soziales, Pflege“, „Gastronomie/Hauswirtschaft“ oder „Handwerk“ auf den Einstieg vorbereiten. Dabei werden die EVEREST-Teilnehmenden sozialpädagogisch, schulisch und psychologisch durch das SOS-Kinderdorf Berlin begleitet und gefördert.

Nach der Orientierungsphase geht es unmittelbar in die Praxisphase bei den beteiligten Kooperationsunternehmen BSR, Charité CFM und Vivantes. Mit dem Ziel der betrieblichen Anbindung stehen den Teilnehmer*innen u.a. die Berufsfelder Büro/Verwaltung, IT, Gastronomie, Logistik oder Pflege offen. SOS-Kinderdorf Berlin bleibt während der Praktika- und Ausbildungszeit fester Ansprechpartner für die jungen Geflüchteten.

SOS-Kinderdorf Berlin, Nicole Bethke, Bereichsleiterin Ausbildung und Qualifizierung: „Die Betriebe unserer Kooperationspartner sind sehr geeignet, um die Integration von Geflüchteten in der Berliner Arbeitswelt zu ermöglichen. Durch die Begleitung unserer pädagogischen Fachkräfte und das Feedback der Kooperationsunternehmen wächst bei den EVEREST-Teilnehmer*innen das Vertrauen in das eigene Können. Sie werden von Tag zu Tag selbstbewusster und motivierter.“

Die Bestätigung, die viele Teilnehmende während ihrer Praxisphase bei den Kooperationsunternehmen erfahren, bestärkt sie in ihrem beruflichen Weg. Wie z.B. Laila D.* (20) aus dem Libanon. 2013 kam sie als unbegleitete Geflüchtete nach Berlin. Ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, aber mit einer Duldung und dem Wunsch, im Gesundheitsbereich zu arbeiten, begann sie im März 2018 bei EVEREST. Seit Oktober 2018 ist sie glückliche Auszubildende bei Vivantes in der Gesundheits- und Krankenpflege.

Vivantes, Dr. Hagen Tuschke, Diplompflegepädagoge am Institut für berufliche Bildung im Gesundheitswesen: „Laila* ist ein gutes Beispiel für das überzeugende Konzept von EVEREST. Die jungen Menschen bereiten sich gut auf die Ausbildung vor und loten aus, wo ihre Stärken und Interessen liegen. Das ist für beide Seiten ein Gewinn: Laila hat bei Vivantes eine sinnstiftende, erfüllende Tätigkeit gefunden und Vivantes braucht Fachkräfte wie diese jungen, motivierten Menschen, die sich bewusst für den Pflegeberuf entschieden haben.“

Ein intensiver Fokus wird auch zukünftig auf die Sprachförderung gelegt, um eine noch bessere arbeitsweltbezogene Sprachkompetenz zu entwickeln. Dafür besteht neben dem Einsatz von Lehrkräften aus dem SOS-Kinderdorf Berlin eine enge Kooperation mit der VHS Berlin Mitte.

VHS Berlin Mitte, Dagmar Müller: „Die deutsche Sprache ist das A und O für die jungen Geflüchteten. Im Kooperationsprojekt EVEREST können wir sehr gut auf den fachspezifischen Sprachgebrauch eingehen und die Teilnehmenden fit machen für ihren jeweiligen Beruf.“

BSR, Virginia Scharkowsky, Personal Entwicklung: „Bei der BSR ist das Konzept ‚Erst Praktikum, dann Ausbildung‘ z.B. bei Hani B. aus Syrien voll aufgegangen. Im letzten September hat er seinen Ausbildungsvertrag als Informatikkaufmann bei der BSR unterschrieben, nachdem er vorher bei uns ein zweimonatiges Praktikum sowie die Einstiegsqualifizierung von zwölf Monaten absolviert hatte.“

Charité CFM, Monika Wilczek, Stabstelle Ausbildung: „Die Qualifizierung von Geflüchteten verläuft im Projekt EVE-REST auch für unser Unternehmen beeindruckend gut. Dieses Fazit lässt sich zwei Jahre nach dem Start des Modellprojektes ziehen. Unsere Bereiche Logistik und Catering eignen sich sehr gut für den Berufseinstieg der jungen Geflüchteten und sie kommen ja auch gut vorbereitet durch SOS-Kinderdorf und VHS zu uns.“

Alle Kooperationspartner sind sich einig: Nach der erfolgreichen Modellphase planen sie, EVEREST fest zu etablieren. Eine Regelfinanzierung nach § 13 (2) Sozialgesetzbuch VIII ist spätestens für den Herbst 2019 vorgesehen. Die sehr hohe Nachfrage der Berliner Jugendämter und der regionalen Standorte der Jugendberufsagentur nach Integrationsangeboten für junge Menschen mit Fluchthintergrund rechtfertigt diesen Schritt. EVEREST zeigt, dass Erfolge möglich sind, wenn die Berliner Jugendverwaltung gemeinsam mit Unter-nehmen und sozialen Trägern partnerschaftlich das Thema Integration von jungen Geflüchteten angeht.

*Name geändert

SOS-Kinderdorf Berlin:

Für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien hält das SOS-Kinderdorf Berlin ein vielfältiges Angebot bereit. Neben den klassischen Kinderdorffamilien setzen wir uns in Berlin-Mitte für kulturelle Vielfalt, Offenheit und soziales Engagement ein. Von Babykursen bis zur Berufsqualifizierung für junge Erwachsene bietet die Einrichtung des SOS-Kinderdorf e.V. alles aus einer Hand und kann bei Bedarf die Menschen über einen langen Zeitraum begleiten.

Kontakt:

Aboli Janine Lion

SOS-Kinderdorf e.V.
SOS-Kinderdorf Berlin
Kinder- und Familienhilfen

Botschaft für Kinder
Lehrter Straße 66
10557 Berlin

Telefon: 030. 330 993-704
Telefax: 030. 330 993-99
Aboli-Janine.Lion@sos-kinderdorf.de

Autor:

SOS Kinderdorf aus Moabit

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 104× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 544× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 505× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 482× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.