Ein Drittel Miete, zwei Drittel Eigentum
An den alten Geyer-Werken im Harzer Kiez entstehen Wohnungen
Die Buwog Bauträger GmbH will auf dem Areal der ehemaligen Geyer-Werke, Ecke Harzer und Brockenstraße, rund 230 Wohnungen bauen. Am 21. August gab es eine Veranstaltung, bei der Anwohner und andere Interessierte sich informieren konnten.
Im Jahr 2017 begann das Bebauungsplanverfahren inklusive der ersten Öffentlichkeitsbeteiligung. Damals sah das Vorhaben noch etwas anders aus. Acht Etagen sollte der Riegel zur Straßenfront haben, damit hätte er das denkmalgeschützte Gewerbegebäude aus den späten 1920er-Jahren um ein gutes Stück überragt. Jetzt ist ein Bau mit sechs Geschossen plus einem zurückgesetzten Staffelgeschoss vorgesehen. An der höchsten Stelle soll er 23 Meter messen – immer noch etwas mehr als das Denkmal.
Auf dem Hof ist ebenfalls Neubau geplant, einige Flächen sind für Kleingewerbe vorgehen. Weitere Stichpunkte: 68 Tiefgaragenplätze, mehr als 400 Fahrradabstellmöglichkeiten, eine Kita mit 25 Plätzen, Begrünung der Freiflächen, Gemeinschaftsdachgärten, 19 Bäume werden gefällt, 13 bleiben stehen, 60 Neupflanzungen sind vorgesehen. Mehr als die Hälfte der Wohnungen ist barrierefrei geplant – also für Rollstuhlfahrer geeignet, barrierearm sind sie alle. Vor rund zwei Wochen hat der Abriss von Gewerbegebäuden auf dem Hof begonnen. Die alte Studiohalle bleibt verschont, sie steht inzwischen unter Denkmalschutz.
Wer wird einziehen? Auf jeden Fall auch Menschen mit Wohnberechtigungsschein. Denn der städtebauliche Vertrag verpflichtet die Buwog, ein Drittel der Wohnfläche, rund 5000 Quadratmeter, preisgebunden zu vermieten, für 6,50 Euro netto/kalt. Der Rest wird als Eigentum verkauft. Die Mehrzahl aller Wohnungen wird zwei oder vier Zimmer haben, größere sind nicht geplant. Ebenso wenig wie Luxusgrundrisse oder Maisonettewohnungen, so Projektleiter Thomas Mahler.
Etliche der Anwohner sind über das Vorhaben nicht glücklich. Sie finden den Neubau zu hoch und zu klotzig, fürchten, dass diese Art von Vorhaben Schule machen und der Kiez sich stark verändern könnte. Kritisiert wurde auch die Informationspolitik der Buwog, die nicht auf Anfragen reagiere. Ein Vertreter einer der gegenüberliegenden Kleingärten ärgerte sich, dass den Laubenpiepern nichts über den Beginn der Abrissarbeiten gesagt wurde. „Wir konnten uns auf den Staub nicht vorbereiten“, sagte er.
Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) findet "den Entwurf im jetzigen Stadium gut. Er hat durch die Anpassungsrunden gewonnen, auch weil sich so viele Anwohner beteiligt haben“. Biedermann rechnet damit, dass der Bebauungsplan, nach einer weiteren Öffentlichkeitsbeteiligung, etwa Mitte nächsten Jahres den Bezirksverordneten zum Beschluss vorliegt. Dann folgt der Bauantrag der Buwog, so dass es im Herbst 2020 mit dem Neubau losgehen könnte.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.