Umstrittene Stellenbesetzung
Linke werfen der neuen Neuköllner Integrationsbeauftragten Nähe zu Thilo Sarrazin vor

Seit dem 1. August ist die Journalistin Güner Balcı neue Migrationsbeauftragte des Bezirks. Die Linken kritisieren jedoch Bürgermeister Martin Hikel (SPD), weil er den Migrationsbeirat bei der Entscheidung nicht einbezogen habe.

Güner Balcı habe in mehreren TV-Beiträgen Thilo Sarrazin unterstützt, der gerade wegen rassistischer Äußerungen aus der SPD ausgeschlossen worden ist, so der Vorwurf von Ahmed Abed (Linke). Er ist auch Mitglied des Beirats, der Migranten hilft, ihre Interessen zu vertreten. Das Berliner Partizipationsgesetz schreibe vor, das Gremium bei der Auswahl des Integrationsbeauftragten zu beteiligen, sagt er.

Linken-Sprecher Moritz Wittler erklärt: „Bürgermeister Hikel setzt den undemokratischen Buschkowsky-Kurs fort. Wer den Migrationsbeirat nicht einmal anhört, will Politik gegen die migrantischen Neuköllner machen.“

Bezirksamtssprecher Christian Berg teilt mit, der Beirat sei im Vorfeld von der Personalie informiert worden. Er müsse aber nicht beteiligt werden, sondern nur die Möglichkeit zur Stellungnahme bekommen. Das sei auch geschehen. 

Bürgermeister Hikel ist überzeugt, dass Güner Balcı die richtige Frau für die Aufgabe ist. Sie habe sich als Journalistin intensiv mit Themen der Einwanderungsgesellschaft befasst. Selbst Kind türkischer Eltern, wuchs sie im Rollbergviertel auf. Später arbeitete sie dort mehr als ein Jahrzehnt bei einem Mädchenprojekt und einem Modellprojekt zur Gewalt- und Kriminalitätsprävention. Der breiteren Öffentlichkeit wurde sie durch ihre Bücher „Arabboy“ und „ArabQueen“ bekannt.

Balcı habe mit ihren Filmen aufgeklärten Muslimen eine Stimme gegeben, so Hikel. Islamistischen und nationalistischen Organisationen stehe sie kritisch gegenüber. Einen Schwerpunkt für ihre neue Aufgabe in Neukölln sehe sie außerdem darin, die rechte Szene intensiv zu beobachten und Opfern zur Seite zu stehen.

Der Lesben- und Schwulenverband begrüßt die Personalentscheidung ausdrücklich. Geschäftsführer Jörg Steinert betont, Güner Balcı habe sich in der Vergangenheit immer wieder dafür stark gemacht, dass Menschen unabhängig von Herkunft und sexueller Identität Respekt und Wertschätzung erführen. „Die Bücher von Güner Balcı sind bereits seit vielen Jahren ein wichtiger Beitrag zum Empowerment von jungen Frauen und LSBTI-Menschen“, so Steinert.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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