Kein Kitaplatz, Eltern klagen: 270 Kinder stehen im Bezirksamt auf der Warteliste

Nicht alle Kinder können in ihre Wunsch-Kita gehen. | Foto: Bezirksamt Neukölln
  • Nicht alle Kinder können in ihre Wunsch-Kita gehen.
  • Foto: Bezirksamt Neukölln
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Zum ersten Mal hat nun eine Neuköllner Familie das Land Berlin verklagt, weil sie trotz Kita-Garantie keinen Betreuungsplatz für ihr Kind findet. Das teilt Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) mit.

Ihm liege die Klage vor, er dürfe aber wegen des laufenden Verfahrens keine näheren Angaben machen. Überrascht sei er von dieser Entwicklung nicht. Tatsächlich prangert der Stadtrat seit Jahren immer wieder die Missstände an.

Wenn die Senatsjugendverwaltung auf den Neubau von 2700 neuen Kitaplätzen verweist, beeindruckt ihn das wenig. „Das Hauptproblem ist die Ausbildung von Fachkräften. Hunderte Plätze können nicht belegt werden, weil das Personal an allen Ecken und Enden fehlt. Ein Grund dafür: die weiterhin schlechte Bezahlung.“ Zwar begännen immer mehr Menschen eine Erzieherausbildung, aber die Abschlusszahlen stiegen kaum. Rund 25 Prozent derjenigen, die eine Ausbildung beginnen, brächen sie ab und kämen nie in einer Kita an.

Der Stadtrat hält auch die vom Senat beschlossene Gebührenfreiheit für falsch. „Die richtige Reihenfolge wäre: erst genug Kitaplätze mit gut qualifiziertem und bezahltem Personal und dann Gebührenfreiheit.“ Im Jahr 2016 hatte Liecke einen Vorstoß gemacht: Er wollte neuen Fachkräften eine Zulage zahlen. „Das wurde mir vom Finanzsenator unter Androhung persönlicher Haftung untersagt.“

Momentan stehen in Neukölln 270 Kinder auf der Warteliste. Ihre Eltern haben nach eigener Suche keinen Betreuungsplatz gefunden und bitten um Unterstützung des Bezirksamts. „Bisher konnten wir ihnen einen grundsätzlich geeigneten Kitaplatz anbieten, aber so gut wie nie die Wunschkita“, so Liecke.

Deshalb werden die Angebote nicht immer angenommen, beispielsweise weil der Kindergarten zu weit vom Wohnort entfernt liegt. So verzichten die Mütter oder Väter faktisch auf einen Platz und werfen ihre Lebensplanung über den Haufen, sei es, dass Berufstätige länger als gewünscht aus dem Job aussteigen oder Studierende Urlaubssemester nehmen.

Andere Bezirke greifen zu anderen Maßnahmen. Friedrichshain-Kreuzberg hat kürzlich mitgeteilt, es wolle seine Tagesmütter verpflichten, vorrangig Kinder aus dem eigenen Bezirk aufzunehmen. Dafür hat Liecke kein Verständnis: „Das ist eine rechtswidrige Praxis. Der Kitagutschein berechtigt zu einer bezirksübergreifenden Platzwahl.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 239× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.001× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 653× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.033× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.