Vom "Türkenmarkt" zum Dreiländereck
Wo Brücken Neukölln mit Kreuzberg und Treptow verbinden – ein kleiner Spaziergang

Die Terrasse der Ankerklause liegt direkt über dem Landwehrkanal. | Foto:  Schilp
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  • Die Terrasse der Ankerklause liegt direkt über dem Landwehrkanal.
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Im Vergleich mit anderen Bezirken ist Neukölln nicht gerade reich an Wasserflächen. Immerhin: Spaziergänge am Rudower Fließ und Heidekampgraben versprechen Entspannung an kleinen Rinnsalen. Oder der Flaneur bleibt in der quirligen Stadt und wandert das Maybachufer entlang.

Ausgangspunkt ist an der Ecke Kottbusser Damm, unweit des U-Bahnhofs Schönleinstraße. Viele glauben, sie befänden sich dort bereits auf Kreuzberger Terrain, aber falsch gedacht. Diese Seite des Landwehrkanals gehört zu Neukölln. Wer sich für die Tour stärken möchte, kehrt am besten gleich in die Ankerklause ein. Dort vor der Kneipe lässt es sich gut sitzen, mit etwas Glück ist sogar ein Plätzchen auf der Terrasse direkt über dem Wasser frei. Was früher einmal ein Kiosk der Reederei Riedel war, die nebenan noch heute einen Schiffsanleger betreibt, hat sich 1995 in einen Szenetreffpunkt verwandelt. Das Konzept der neuen Pächter ging damals sofort auf und der Betrieb brummte. Noch heute steht die legendäre Jukebox im kleinen Kneipenraum, noch heute grüßt Hans Albers von der Wand und noch heute gibt es regelmäßig ausgelassene Tanzabende in der kleinen Hütte. Übrigens hat dort einmal ein musikalischer Lokalmatador gekellnert: Arnim Teutoburg-Weiß, Frontmann der Beatsteaks.

Sonnabends gibt es am Maybachufer Stoffe in unterschiedlichsten Farben und Mustern. | Foto: Schilp
  • Sonnabends gibt es am Maybachufer Stoffe in unterschiedlichsten Farben und Mustern.
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Zurück auf der Uferstraße: Wem der Sinn nach Obst, Gemüse, Nüssen, Pasten und so weiter steht, sollte dienstags oder freitags vorbeikommen. Zwischen 11 und 18.30 Uhr findet dort seit Jahrzehnten der „Türkenmarkt“ statt. Bis zur Hobrechtstraße – und ein wenig darüber hinaus – reihen sich die Stände. An gleicher Stelle gibt es sonnabends von 11 bis 17 Uhr einen Stoff- und Designermarkt, genannt „Neuköllner Stoff“. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 10 bis 17 Uhr lädt zudem der Nowkölln Flowmarkt ein, auf dem Privatleute Secondhand-Ware anbieten.

Ist der Spaziergänger an der Ecke Friedelstraße angekommen, empfiehlt es sich, die Kanalbrücke zu überqueren und auf die Kreuzberger Seite, ans Paul-Lincke-Ufer zu wechseln. Vorbei am denkmalgeschützten ehemaligen Umspannwerk geht es zur Boulebahn am Kindertreff Pauli. Bänke säumen das Ufer und bieten schöne Blicke aufs Wasser. Dass auf dieser Seite die prächtigeren Häuser stehen und es mehr größere Lokale gibt, hat einen schlichten Grund: Sie weist nach Süden und ist sonniger.

Am nächsten Übergang, der Thielenbrücke, geht es zurück nach Neukölln. Nach wenigen 100 Metern ist die Lohmühlenbrücke erreicht und damit das „Dreiländereck“, wo die Ortsteile Neukölln, Kreuzberg und Treptow aneinandergrenzen. Dort knickt der Landwehrkanal in Richtung Spree ab, geradeaus verläuft der Neuköllner Schifffahrtskanal.

Die Lohmühlenbrücke überspannt den Neuköllner Schifffahrtskanal. Das weiße Haus auf Treptower Seite stand früher direkt an der Mauer. | Foto: Schilp
  • Die Lohmühlenbrücke überspannt den Neuköllner Schifffahrtskanal. Das weiße Haus auf Treptower Seite stand früher direkt an der Mauer.
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Blickt der Spaziergänger von der Lohmühlenbrücke auf das gegenüberliegende Kreuzberger Ufer, kann er vor dem Biergarten eine große Freifläche entdecken, auf der sich häufig Menschen sonnen. Dort wurde 1847 das Studentenbad (kurz „Stute“) angelegt, das äußerst beliebt war. 1954 wandelte es die Baupolizei wegen der schlechten Wasserqualität in ein Luftbad um. Zwei Jahre später schloss es endgültig. Die Lohmühlenbrücke war übrigens lange Zeit unpassierbar, dort stand die Berliner Mauer. Sie verlief aber nicht direkt am Wasser, sondern an der Harzer Straße. Für die West-Berliner, die in dem schmalen Dreieck Kiehlufer, Bouché- und Harzer Straße lebten, ergab sich eine seltsame Situation. Sie konnten mit dem Auto nur über die rund 500 Meter entfernte Wildenbruchbrücke in ihr Wohngebiet gelangen. Für die Fußgänger gab es einen kleinen Steg neben der Lohmühlenbrücke, der 2014 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.

Am Ende unseres Spaziergangs hat der Flaneur nun zwei Möglichkeiten. Er kann am Neuköllner Schifffahrtskanal noch ein Stückchen das belebte und beliebte Weigandufer entlangschlendern und an der Wildenbruchbücke einen Bus zur U-Bahnstation Rathaus Neukölln nehmen. Oder er überquert die Lohmühlenbrücke und folgt dem markierten Mauerweg am Landwehrkanal bis zum Schlesischen Busch. Von dort aus kann er per Bus oder zu Fuß den S-Bahnhof Treptower Park oder den U-Bahnhof Schlesisches Tor erreichen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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