Fapack ist seit 150 Jahren fest in Familienhand
Selbst die Kanzlerin ist Kundin

Karl-Heinz Behrens (rechts) mit Tochter Marcia und Schwiegersohn Christoph Behrens in ihrem Familienunternehmen. | Foto: pv
  • Karl-Heinz Behrens (rechts) mit Tochter Marcia und Schwiegersohn Christoph Behrens in ihrem Familienunternehmen.
  • Foto: pv
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Eines der ältesten Berliner Familienunternehmen hat seinen Sitz an der Ederstraße 18: Kürzlich wurde bei Fapack der 150. Geburtstag gefeiert. Die 35 Mitarbeiter fertigen hier Verpackungen jeder Art – von der Versandkiste aus stabiler Pappe über Archivkartons bis zur edlen Geschenkebox.

Karl-Heinz Behrens ist der Urenkel des Firmengründers Ernst Ließ. Er übernahm 1997 die Leitung, seine Tochter Marcia wird dafür sorgen, dass auch in fünfter Generation alles glatt läuft. Zu den mehr als 600 Kunden gehören Weltfirmen wie Siemens und Bosch, aber auch Privatleute. Sämtliche Verpackungen, ob groß oder klein, werden nach deren Wünschen maßgeschneidert.

Begonnen hat alles 1869 in Berlin-Mitte. Ernst Ließ eröffnete dort eine Buchbinderei und Hutschachtelmanufaktur. Schon bald fertigte er auch Kartonagen für Industrie und Handwerksbetriebe. Nach dem ersten Weltkrieg gelang ihm ein echter Coup: Er entwickelte eine neue Form der Innenverpackung. Gespannte Gummibänder sorgten dafür, dass Röhren bruchsicher im Karton „schwebten“. Ganz perfekt war diese Erfindung jedoch nicht. Bei einer Lieferung nach Japan wurden die Bänder porös, wahrscheinlich wegen der klimatischen Bedingungen. Ernst Ließ stieg auf Stahlfedern um. Das funktionierte perfekt.

Die BVG "transportiert" die Ware

„Damals wurden Röhren ja überall gebraucht, zum Beispiel für den Rundfunk oder fürs Röntgen“, sagt Karl-Heinz Behrens. Das Geschäft florierte. Auch im Zweiten Weltkrieg, denn die Firma stellte Verpackungen für empfindliche technische Geräte her, die unter anderem bei der Luftwaffe eingesetzt wurden. Zum Ende des Krieges gab es jedoch große Transportprobleme. Die Pferde wurden von der Armee benötigt, ein Lkw verbrannte, Treibstoff war knapp. Der Großvater von Karl-Heinz Behrens fand eine Lösung: Er hängte seinen Kartonwagen an eine Straßenbahn. „Ich habe noch eine Rechnung von der BVG aus dem Jahr 1944. Für eine Stunde Fahrt hat sie 1,26 Mark verlangt“, so Behrens.

Der Fertigungsbetrieb und auch die Wohnung seiner Familie in Mitte überstanden den Krieg nicht: Am 12. März 1945 wurden sie ausgebombt und total zerstört. Doch schon bald ging die Produktion weiter. Im Jahr 1950 gründete Karl Behrens, der Vater des heutigen Chefs, die Fapack GmbH im Westteil der Stadt. Der zweite Betriebsteil in Hohenschönhausen ging später in einem Volkseigenen Betrieb auf.

Immer weniger "echte" Verpackungen

Anfang der 1970er-Jahre schuf sich die Familie ein zweites Standbein, sie stellt seitdem auch Waren aus Styropor her: Verpackungen, Thermoboxen, Innenteile für Reit-, Motorrad- und Skihelme, Bauelemente für Lüftungen und anderes mehr. Nach und nach machte dieser Zweig fast 90 Prozent der Produktion aus. „Viele Firmen sind aus Berlin abgewandert, es gibt wenig produzierendes Gewerbe. Die ,echten’ Verpackungen werden immer weniger“, so Behrens.

So stand er irgendwann vor der Entscheidung, ob er ganz Schluss mit der Pappe machen sollte. Nein, entschied er und kehrte 2009 zu den Wurzeln zurück – zu den sogenannten Feinkartonagen, den exklusiven Boxen, die in Handarbeit gefertigt und nach Wunsch bedruckt, geprägt oder bezogen werden.

Angela Merkels Geschenk
für den Emir von Katar

Zu den Fapack-Kunden zählt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie ließ sich eine elegante Schachtel, ausgeschlagen mit feinstem blauem Seidentaft, fertigen. Platz darin fand ein Geschenk für den Emir von Katar: sieben Prunkfalkenhauben aus Schlangenleder. Diese Hauben werden den Vögeln, die zur Jagd eingesetzt werden, über den Kopf gezogen, um sie beispielsweise beim Transport vor Stress zu schützen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 151× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 933× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 595× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.092× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.981× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.