Denkmal im Peenestrom: Die Karniner Hubbrücke begeistert nicht nur Eisenbahnfans
Der Stahlkoloss mitten im Peenestrom vor der Insel Usedom wirkt wie im Dornröschenschlaf. Die Karniner Hubbrücke ist ein Industriedenkmal ersten Ranges – mit bewegter Geschichte und ungewisser Zukunft.
Die Herzen von Eisenbahnfans und Historikern lässt der Anblick des ingenieurtechnischen Wunderwerks allemal höher schlagen. 1872 zunächst als zweiarmige Drehbrücke konzipiert, musste das Bauwerk, das auf 360 Meter das pommersche Festland mit der Insel Usedom verband, wegen des gestiegenen Verkehrsaufkommens bald neu konzipiert werden. Gewählt wurde 1933 eine fahrstuhlähnliche Hubkonstruktion, die auch Überfahrten in beide Richtungen mit Geschwindigkeiten von rund 100 km/h ermöglichte. So war Usedom für Berliner zeitweise in der Rekordzeit von rund zweieinhalb Stunden zu erreichen.
Die Sprengung der Brücke durch die Wehrmacht im April 1945 verschonte allein den mittleren Hubteil. Der entging 1990 dem Abriss nur knapp durch den Umstand, dass inzwischen Turmfalken in seinen Verstrebungen brüteten.
Heute engagieren sich begeisterte Eisenbahner, Aktionsbündnisse und ein Verein nicht nur für den Erhalt des Denkmals, sondern auch für die Wiederinbetriebnahme der Strecke. Die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen ist derzeit jedoch zwischen Mecklenburg-Vorpommern und dem Bund umstritten. Somit dauert der Dornröschenschlaf der Brücke an – zumindest für die Turmfalken ist das eine gute Nachricht.
Anfahrt: Ab Berlin-Gesundbrunnen gehen stündlich Züge nach Anklam (Fahrtzeit etwa zwei Stunden). Von dort startet der Bus 201 in Richtung Usedom. Vom Abzweig Zecherin sind es noch drei Kilometer Fußweg am Peenestrom entlang nach Karnin. Schneller und unkomplizierter geht´s mit dem Pkw über die A11 und B109 nach Anklam, dort auf der B110 in Richtung Usedom. Direkt hinter der Zecheriner Brücke rechts dem Abzweig nach Karnin folgen. mv
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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