Mietergemeinschaft rückt enger zusammen
Geplanter Hausverkauf schürt Ängste bei Mietern in der Paul-Robeson-Straße 17

 Bürgermeister Sören Benn sah sich das Haus Paul-Robeson-Straße 17  an und sprach mit den Mietern | Foto: Bernd Wähner
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  • Bürgermeister Sören Benn sah sich das Haus Paul-Robeson-Straße 17 an und sprach mit den Mietern
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Die Mieter des Hauses Paul-Robeson-Straße 17 befürchten, dass ihr Haus nach einem Verkauf von einem neuen Eigentümer so umfangreich und kostenintensiv modernisiert wird, dass sie sich ihre bisherigen Wohnungen und Atelierräume nicht mehr leisten können.

Das Haus steht unweit des Arnimplatzes. Es versprüht den Charme der Gründerzeit. An der Fassade und im Hausflur entdeckt man Stuck- und Schmuckelemente. Aber die Farbe blättert schon etwas ab. Denn das Haus ist eines der wenigen im Kiez, das nach 1990 noch nicht saniert wurde. „Die letzte Sanierung fand hier Anfang der 70er-Jahre statt“, berichtet Oliver Lanz.

Der Künstler wohnt nicht nur im Haus. Nach seinem Studium bot ihm die Hausverwaltung zwei Gewerberäume im Erdgeschoss des Hauses zur Miete an. Seitdem nutzt er sie für die eigene künstlerische Arbeit und Ausstellungen, lässt aber auch immer wieder Kollegen dort arbeiten. Manche davon zählen inzwischen zu den renommiertesten Malern Deutschlands. Gregor Hildebrandt, Jonathan Meese und Andy Hope malten dort bereits ihre Bilder, berichtet Lanz.

Mieter leben teilweise seit 20 Jahren dort

Über den Ateliers befinden sich in Vorderhaus und Seitenflügeln 28 Wohnungen mit einem, zwei oder drei Zimmern. In diesen leben dreißig Erwachsene, vier Jugendliche, zwei Grundschulkinder und drei Säuglinge. Es ist eine bunte Mischung: Künstler, Selbstständige, Studenten, Geringverdiener und auch ALG-II-Empfänger. Die Mieten sind in diesem Haus noch erschwinglich, um die 300 Euro zahlen die Mieter für eine Ein-Zimmer-Wohnung, etwa das Doppelte für zwei Zimmer.

Das Besondere an diesem Haus ist sicher, dass die meisten Erwachsenen bereits seit zwanzig Jahren dort leben. Das liegt nicht nur an den günstigen Mieten. Es gebe eine tolle Nachbarschaft. Man verstehe sich im Haus und achte aufeinander, berichtet Oliver Lanz. Manche Mieter seien sogar schon ein-, zweimal im Haus umgezogen. Wenn die Familie größer wurde, ging es in eine größere Wohnung, wenn Kinder flügge wurden, wieder in eine kleinere.

Der bisherige Eigentümer des Hauses hatte eine Hausverwaltung beauftragt, sich um die Immobilie zu kümmern. Als er vor einiger Zeit verstarb, ließen seine Kinder zunächst alles weiterlaufen wie bisher. Doch im August informierte die Hausverwaltung die Mieter, dass ein Makler mit dem Verkauf des Hauses beauftragt wurde. Seit dem befürchtet die Hausgemeinschaft Schlimmes. Sie recherchierte nämlich, dass der beauftragte Makler bereits in Prenzlauer Berg tätig war. „Es soll sehr aggressiv zugegangen sein“, erfuhr Oliver Lanz.

Haus liegt im Milieuschutzgebiet

Der Vorteil des Hauses Paul-Robeson-Straße 17 ist: Es legt in einem Milieuschutzgebiet. Das heißt, dass der Kaufvertrag dem Bezirksamt vorgelegt werden muss. Das bietet dem Käufer dann seinerseits eine sogenannte Abwendungsvereinbarung an. In der muss sich der neue Eigentümer verpflichten, das Gebäude im Sinne der Erhaltungsziele für das Milieuschutzgebiet zu bewirtschaften. Damit soll der Verbleib der Mieter im Haus gesichert werden.

Lehnt der der Käufer eine solche Vereinbarung ab, könnte das Bezirksamt laut Baugesetz ein Vorkaufsrecht zugunsten einer Wohnungsbaugesellschaft ausüben. Dieses Verfahren ist im Bezirk Pankow allerdings noch nie bis zum Schluss durchgezogen worden. Erst vor wenigen Wochen nahm das Bezirksamt sein Vorkaufsrecht zugunsten des Hauses Gleimstraße 56 wahr. Dagegen legte der Käufer inzwischen allerdings Widerspruch ein. Dieser muss nun geprüft werden, ehe das Vorkaufsrecht tatsächlich durchgezogen werden kann.

Trotzdem hoffen die Mieter in der Paul-Robeson-Straße 17, dass das Bezirksamt auch in ihrem Fall von der Möglichkeit des Vorkaufsrechts Gebrauch machen wird. Um auf alles vorbereitet zu sein, gründeten sie bereits den Mieterverein „PR 17“. Dieser lud bereits einige Politiker zu Gesprächen und Hausbesichtigungen ein. Jüngst kam auch Bürgermeister Sören Benn (Die Linke), um sich ein Bild vom Haus und den engagierten Mietern zu machen. Er konnte den Mietern nach Rücksprache mit Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/ Die Grünen) berichten, dass dem Bezirksamt noch kein Verkauf des Hauses gemeldet wurde, er offenbar also noch nicht stattfand. „Aber ich finde es gut, dass Sie sich als Mieter bereits im Vorfeld so organisieren“, sagt er.

Mit Blick auf das Wertsteigerungspotential, das eine Modernisierung des Hauses mit sich bringen würde, sichert Sören Benn den Mietern eine genaue Prüfung des Verkaufs zu, wenn er denn stattfindet. Die Mieter aus der Paul-Robeson-Straße 17 bleiben jedenfalls weiterhin wachsam und aktionsbereit.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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