Helden des Alltags fordern mehr Unterstützung
Die Freiwillige Feuerwehr kämpft mit maroder Infrastruktur und schlechter finanzieller Ausstattung

Sascha Guzy fordert mehr Investitionen in die Fahrzeugflotte der Berliner Feuerwehr. | Foto: Michael Vogt
2Bilder
  • Sascha Guzy fordert mehr Investitionen in die Fahrzeugflotte der Berliner Feuerwehr.
  • Foto: Michael Vogt
  • hochgeladen von Michael Vogt

Sie sind die Helden des Alltags: die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr. Kein anderes Ehrenamt genießt in allen Gesellschaftsschichten ein wohl so herausragendes Ansehen. Sanierungsbedürftige Gebäude und eine oft mangelhafte, veraltete und ausgedünnte Fahrzeugflotte machen der Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr zu schaffen.

„Wir verwalten einen kaum mehr tragbaren Zustand“, sagt Sascha Guzy, Landesverbandsvorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr in Berlin. Der gebürtige Blankenburger ist seit seiner Jugend mit der Feuerwehr verbunden und leitet die Feuerwache Alt-Blankenburg. In die hat der Vater einst den 12-Jährigen mitgenommen. Der junge Sascha war beeindruckt: „Hier habe ich Blut geleckt und schnell gemerkt, dass Freiwillige Feuerwehr mehr bedeutet als Dienst nach Vorschrift.

Für 3,50 Euro pro Stunde Menschenleben retten

In Berlin bringen sich derzeit insgesamt 1489 Freiwillige mit Herzblut, privatem Einsatz, ihrer Freizeit und sehr viel Eigenleistung ein. Und wo gibt es das noch, dass man für eine offizielle Aufwandsentschädigung von 3,50 Euro pro Einsatzstunde seine Gesundheit riskiert?“ Umso frustrierter waren Guzy und sein 28-köpfiges Team im letzten Jahr über den Berliner Nachtragshaushalt: „Da stand eine Null bei den Investitionen, das konnten wir nicht fassen.“

Nach Protesten, Brandbriefen und einem Marathon durch die Ämter, bei dem den Verantwortlichen die dramatische Lage der Berliner Feuerwehren klargemacht wurde, folgte eine kurzfristige Aufstockung der Investitionen. Bis Ende 2019 sollen aus dem Sondervermögen Infrastruktur, Wachsende Stadt und Nachhaltigkeitsfonds (SIWANA) 39 Millionen Euro in Gebäudesanierung und technische Infrastruktur fließen. „Ein erster Schritt, aber lange nicht genug“, sagt Sascha Guzy. Nach seiner Kalkulation werden alleine jährlich 23 Millionen Euro benötigt, um den veralteten Fahrzeugpark zu erhalten. Um die Mängel abzubauen und einen guten Zustand wieder herzustellen, brauche man bis 2025 jährlich mindestens weitere 40 Millionen Euro. Der Haushaltsentwurf für 2020 sieht für Investitionen in Fahrzeuge aber gerade mal knapp 17 Millionen Euro vor.

Von Seiten des Innensenats wird derweil der hohe Stellenwert der Freiwilligen Feuerwehr unterstrichen: Die Einsatzkräfte seien „eine wichtige Stütze für die Sicherheit unserer Stadt, die Respekt und Anerkennung verdienen“. Für Sascha Guzy müssen diesen Lippenbekenntnissen Taten folgen: „Die Bemühungen des Senats sind durchaus erkennbar, aber bei den Investitionen muss mehr kommen.“

Immerhin gab es für seine Feuerwache Alt-Blankenburg im vergangenen Jahr neue Fahrzeughallentore – die alten waren verrostet, mussten sogar teils gesperrt werden. In diesem Jahr startet die längst überfällige Renovierung des Sanitärbereichs. „Bald werden wir nach Einsätzen endlich duschen können“, freut sich Sascha Guzy.

Aufwand ist in Zahlen nicht zu fassen

Immerhin 150 mal rückte das Team 2018 aus, Tendenz steigend. „Wir müssen vier Minuten nach der Alarmierung einsatzbereit sein“, erklärt Sascha Guzy. Dieses Tempo will geübt sein, jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat kommt man zu Übungen zusammen. Der Einstieg beginnt in der Regel in der Jungfeuerwehr mit ersten Einblicken in die Praxis. Später folgt für die Anwärter an unzähligen Abenden und Wochenenden eine zweijährige Ausbildung mit Prüfung, meist gefolgt von Weiterbildungen und Fachausbildungen in den verschiedenen technischen Bereichen. „ Der Aufwand ist in Zahlen kaum zu bemessen“, resümiert Guzy. Umso mehr freut er sich über den Nachwuchs. In Alt-Blankenburg sind momentan 20 Kinder und Jugendliche in der Jungfeuerwehr aktiv.

„Interessierte sollten einfach mal in der nächsten Wache vorbeischauen oder dieses Wochenende zu unserem Tag der offenen Tür am 31. August und 1. September nach Blankenburg kommen", empfiehlt Sascha Guzy.

Eine Liste mit den Standorten der Berliner Wachen findet man zum Beispiel im Internet unter www.berliner-feuerwehr.de

Sascha Guzy fordert mehr Investitionen in die Fahrzeugflotte der Berliner Feuerwehr. | Foto: Michael Vogt
So sah die Feuerwache Alt-Blankenburg noch im letzten Jahr aus. Die baufälligen Tore wurden inzwischen durch neue ersetzt.   | Foto: Sebastian Wallroth
Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 186× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 161× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 223× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 603× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.