"Es läuft auf eine Verdrängung hinaus"
Geburtshaus "Maja" droht nach 28 Jahren das Aus

Machen ihre Arbeit leidenschaftlich gern: Hebamme Vanessa Böhm (links) und Kollegin Felicia Uhlig. Beide sind 27 Jahre alt.   | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Machen ihre Arbeit leidenschaftlich gern: Hebamme Vanessa Böhm (links) und Kollegin Felicia Uhlig. Beide sind 27 Jahre alt.
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Das „Maja“ am Arnimplatz ist eines der ältesten Geburtshäuser Deutschlands. Jetzt droht ihm nach 28 Jahren das Aus.

Mehr als 4700 Babys sind im „Maja“ am Arnimplatz zur Welt gekommen. Sieben freiberufliche Hebammen helfen den Frauen bei der Geburt – in entspannter Wohlfühlatmosphäre, ohne Stress, bei gedimmtem Licht, mit gemütlichen Betten und warmen Farben. Doch nun droht dem Geburtshaus das Aus. Ein Immobilieninvestor aus München hat das Mietshaus an der Ecke Paul-Robeson- und Schönfließer Straße gekauft. „Wir fürchten die Schließung eines der ältesten Geburtshäuser Deutschlands zum Jahresende“, sagt Geschäftsleiterin Vanessa Böhm.

Im März hätten sie vom Verkauf des Hauses erfahren, Mitte Juni sei dann die „ordentliche Kündigung zum 31. Dezember 2020“ gekommen. Den neuen Eigentümer habe man daraufhin sofort angeschrieben, erzählt Vanessa Böhm. Der schickte dann über die eingesetzte Hausverwaltung das Angebot für einen neuen Gewerbemietvertrag ab 2021 zurück: eine fast 100-prozentige Steigerung der Nettokaltmiete, eine jährliche Staffelmiete von drei Prozent und Verwaltungskosten. „Das zeigt uns ganz klar, dass an einem langfristigen Fortbestand des Geburtshauses kein Interesse besteht und wir als soziale Einrichtung verdrängt werden sollen“, sagt Böhm. Denn das Geburtshaus sei kein profitorientiertes Unternehmen und könne sich die neuen Mietkonditionen deshalb finanziell nicht leisten. „Die Einnahmen eines Geburtshauses sind durch die Gebührenverordnung der Krankenkassen festgelegt“, erklärt Vanessa Böhm. „Eine Steigerung der festen Pauschalen kann es analog zur Mieterhöhung also nicht geben.“

Vorkauf schlug fehl

So leicht aber wollen sich die Hebammen nicht vertreiben lassen. Sie wollen kämpfen und haben darum die Kampagne „#MAJAbleibt“ organisiert, Politiker und den Bürgermeister informiert. „Das Geburtshaus gibt es seit 1992 hier im Kiez. Wir sind ein Ort für selbstbestimmtes Gebären, darauf hat jede Schwangere ein Recht“, sagt Hebamme Felicia Uhlig. Dennoch gibt es in ganz Berlin mittlerweile nur noch etwa fünf Geburtshäuser, darunter in Charlottenburg, Schöneberg und ein zweites in Prenzlauer Berg im Winsviertel, das ebenfalls von Schließung bedroht ist.

Weil das „Maja“ in einem Milieuschutzgebiet liegt, hatten die Hebammen eigentlich gehofft, dass der Bezirk von seinem Vorkaufsrecht für das Mietshaus Gebrauch macht. Doch das sei in diesem Fall nicht möglich gewesen, wie Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) bestätigt. Der Eigentümer habe die Abwendungsvereinbarung abgelehnt. Und das Bezirksamt habe das für das Vorkaufsrecht nötige Wertgutachten nicht in der erforderlichen Frist erstellen können. „Wegen der Vielzahl an Vorkaufsfällen, die gleichzeitig in engem Zeitrahmen vorlagen“, so der Stadtrat. Zudem habe die zuständige Senatsverwaltung die angefragte Amtshilfe des Bezirksamtes abgesagt. „Wir hatten in Abstimmung mit dem Geburtshaus einen Unterstützungsbrief an die neuen Eigentümer geschickt zwecks Erhalt des Geburtshauses“, informiert Vollrad Kuhn. „Leider gab es keine Reaktion darauf.“ Man suche aber nach weiteren Möglichkeiten, das Geburtshaus zu unterstützen.

Kundgebung am 3. September

Dem „Maja“ rennt indes die Zeit davon. Inzwischen haben die Hebammen zwar Aussicht auf einen neuen Gesprächstermin mit der Hausverwaltung. Vanessa Böhm jedoch ist wenig optimistisch. „Egal, was kommt, es läuft auf eine Verdrängung hinaus.“

Für den 3. September haben die Hebammen mit Anwohnern eine Kundgebung vor dem „Maja“ an der Paul-Robeson-Straße 38 organisiert. Sie beginnt um 18 Uhr.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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