Rettungsstelle für Lampe und Rasierer: Im Repair-Café unterstützen Tüftler ihre Nachbarn
Prenzlauer Berg. Jeden ersten Sonntag im Monat wird die Ökowerkstatt im Stadtteilzentrum am Teutoburger Platz zu einem ungewöhnlichen Treffpunkt.
Da kommen Männer mit defekten Toastern unterm Arm. Frauen haben nicht mehr funktionierende Kaffeemaschinen dabei. Paare schleppen Stehlampen oder alte Plattenspieler an, Kinder bringen ihr kaputtes Spielzeug. Das alles wollen sie aber keineswegs entsorgen. Im Gegenteil. Sie hoffen, dass sie die Sachen reparieren und wieder mit nach Hause nehmen können.
Denn einmal im Monat öffnet im Hofgebäude der Fehrbelliner Straße 92 das Repair-Café seine Türen. „Das ist ein Nachbarschaftsprojekt. Unser Motto heißt: Wegwerfen? Denkste!“, so Susanne Besch vomStadtteilzentrum. Mit Unterstützung von Tüftlern aus der Nachbarschaft versuchen die einen, ihre technischen Geräte wieder zum Laufen bringen. Andere wollen ihren Stuhl neu polstern oder das abgebrochene Bein leimen, und auch Kleidung wird unter fachkundiger Anleitung repariert. „Uns geht es um Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Besch. „Unsere ehrenamtlichen Helfer geben zwar Tipps, unterstützen, aber wer zu uns kommt, muss bereit sein, auch selbst zuzupacken.“
Das Team des Repair-Cafés stellt nicht nur sein Knowhow zur Verfügung, auch Werkzeuge, Klebstoffe, Kabel, Schalter und andere Kleinmaterialien liegen bereit. Sind allerdings spezielle Ersatzteile nötig, werden die Besucher gebeten, diese selbst zu besorgen und mitzubringen.
Sehr gut aufgehoben fühlt sich dort Markus Sommerfeld. „Ich bin das dritte Mal hier“, sagt er. „Einen Teigausroller konnte ich mit Hilfe reparieren. Bei einer Kaffeemaschine klappte es allerdings nicht.“ Diesmal kam er mit seinem Rasierapparat. Die Aufladestation machte es nicht mehr. Gemeinsam mit Susanne Besch gelang mittels neuer Drähte und Lötkolben die Reparatur.
„Mich ärgert es, wenn heutzutage alles gleich weggeworfen wird. Ich finde, man sollte zumindest eine Reparatur versuchen. Das schont doch auch die Umwelt“, sagt Sommerfeld. Dieser Meinung schließen sich Markus Nußbaum und Beata Ruminska, die eine Stehlampe mitbrachten, sofort an. „Häufig sind an Stehlampen die Ein- und Ausschalter kaputt“, weiß Susanne Besch. „Deshalb haben wir uns bereits eine ganze Kiste voller gängiger Schalter besorgt.“ Weil die Zahl der Teilnehmer am Repair-Café stetig wächst, suchen die Organisatoren weitere Tüftler zur Unterstützung. Diese sollten einmal im Monat Zeit haben, Nachbarn mit ihrem Fachwissen und Können ehrenamtlich zur Seite zu stehen. Wer die Hilfe der Tüftler in Anspruch nimmt, wird nur um eine kleine Spende nach eigenem Ermessen gebeten. Davon werden Raummiete, Materialien, die Anschaffung neuer Werkzeuge und ähnliches finanziert. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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