Senat will abreißen, die Bürgerinitiative sanieren
Über die Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks wird gestritten

Der Senat plant einen Abriss und Neubau des Großen Stadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Die Bürgerinitiative und der Bund der Architekten schlagen eine Sanierung und einen Umbau vor. | Foto: Bernd Wähner
  • Der Senat plant einen Abriss und Neubau des Großen Stadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Die Bürgerinitiative und der Bund der Architekten schlagen eine Sanierung und einen Umbau vor.
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Um die Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks wird weiter gestritten. Dabei kristallisieren sich derzeit das Thema Stadion-Neubau als Schwerpunkt heraus. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport möchte das bisherige Stadion im Sportpark abreißen lassen. Dessen Betriebserlaubnis lief bereits aus, wurde aber bis in diesen Sommer hinein verlängert.

Nach Auffassung der Senatsverwaltung ist das bisherige Stadion nicht mehr zu retten. Seine Bausubstanz sei zu marode und entspreche auch nicht mehr modernen Sicherheitsanforderungen. Deshalb soll es bereits im kommenden Winter abgerissen werden. Aber voraussichtlich erst 2023 wird das neue Stadion an gleicher Stelle gebaut. Geplant ist ein inklusiver Stadionneubau mit 20 000 Plätzen. Fast 100 Millionen Euro sollen investiert werden.

Nach Auffassung der Bürgerinitiative (BI) Jahnsportpark ist ein Abriss des alten Stadions unnötig. Die BI plädiert indes für eine Sanierung und einen Umbau. Sie ist der Auffassung, dass eine Sanierung zum einen kostengünstiger sei. Zum anderen wäre sie auch ökologischer, weil zum Beispiel weniger Bauschutt anfällt und weniger Eingriffe in die Umwelt nötig sind. Mit einem entsprechenden Sanierungskonzept könnte auch das bisherige Stadion inklusiv umgebaut werden.

„Nicht brachial umgestalten“

Ihren Vorschlag zur Sanierung teilte die Bürgerinitiative inzwischen auch in einem offenen Brief Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) mit, deren Verwaltung für die Bauarbeiten am Stadion zuständig ist, wenn es damit erst einmal losgeht.

Unterstützung erhält der Vorschlag der Bürgerinitiative vom Landesverband Berlin des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Auch die Architekten fordern: „Die Abrissplanungen zum Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark sind sofort zu stoppen.“ Man müsse behutsam sanieren und nicht brachial umgestalten, heißt es in einer Presseerklärung des BDA.

Mehrere Sportverbände, wie der Landessportbund Berlin, der Berliner Fußball-Verband, der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin sowie der Leichtathletik-Verband sprechen sich indes für einen Neubau des großen Stadions aus. Sie „nehmen mit Sorge“ wahr, dass dieser derzeit von verschiedenen Seiten infrage gestellt wird. Für den Ausbau zu einem inklusiven Stadion gebe es derzeit kein anderes Stadion in vergleichbarer Größe in der Stadt.

Doch nicht nur um das Stadion geht es beim Vorhaben „Modernisierung des Jahnsportparks“, das die Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit viel Tempo vorantreibt. In mehreren Bauphasen soll das gesamte Areal zwischen Catianstraße und Mauerpark zu einer Inklusionssportanlage weiterentwickelt werden. Auf dem Gelände sollen künftig alle Berliner mit und ohne Handicap die Gelegenheit haben. Breiten-, Freizeit-, Reha- und Leistungssport zu treiben und zu erleben.

Es geht auch um Flora und Fauna

Damit in das Gesamtkonzept für den Sportpark Wünsche und Anregungen von Nutzern und Anwohnern einfließen können, veranstaltete die Senatsverwaltung im Februar und März über das Portal mein.berlin eine Onlinebeteiligung. Parallel dazu wurden Vertreter aus Sportvereinen, Behörden, der Bürgerinitiative und weitere Interessenvertreter befragt. Online hat der Senat die Ergebnisse jetzt auch auf https://mein.berlin.de/projects/jahnsportpark veröffentlicht. Sie sollen in das Gesamtkonzept für die Sanierung und Modernisierung des Jahnsportparks einfließen, das bis Ende Juli vorliegen soll.

Weil an diesem Konzept in den nächsten Wochen noch gearbeitet wird, sind nach Auffassung der Bürgerinitiative Jahnsportpark noch Veränderungen möglich. Deshalb appelliert sie, bei der Umgestaltung „irreparable Schäden an Flora und Fauna“ zu vermeiden. „Die Sportverwaltung spricht von Inklusion und treibt ihre Planung doch in ganz anderer Manier voran“, so das bisherige Fazit von Alexander Puell. Das BI-Mitglied ist zugleich Vorsitzender des Vereins Freunde des Mauerparks, der sich gleich nebenan befindet. „Ein Abriss des Stadions würde zu massiven Schäden an Flora und Fauna führen und den Eckpunkten des vom Senat selbst gefassten Beschlusses zur Klimanotlage völlig zuwiderlaufen.“ Deshalb hoffen die Anwohner immer noch, dass es aus Kosten- und aus ökologischen Gründen zu einem Umdenken im Senat zum Thema Stadionabrisse kommt.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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