Mit Gesten und Mimik: Gebärdensprachschule „Yomma“ zog nach Prenzlauer Berg

Mathias Schäfer und Benedikt Feldmann zogen mit ihrer Gebärdensprachschule nach Prenzlauer Berg. | Foto: Bernd Wähner
  • Mathias Schäfer und Benedikt Feldmann zogen mit ihrer Gebärdensprachschule nach Prenzlauer Berg.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Prenzlauer Berg. Eine der ungewöhnlichsten Sprachschulen Berlins ist jetzt in der Schivelbeiner Straße 27 zu Hause: die Gebärdensprachschule „yomma“. Gegründet wurde sie von Mathias Schäfer und Benedikt Feldmann vor drei Jahren in Mitte.

„Wir mussten feststellen, dass die Gegend dort etwas trostlos war. Es passte einfach nicht für uns. Deshalb hielten wird Ausschau nach neuen Räumen. Dabei konzentrierten wir uns auf Pankow. Denn hier wohnen auch fast alle unsere Mitarbeiter.“ Dass sie nun Räume in Prenzlauer Berg unweit der Schönhauser Allee fanden, darüber sind die beiden Gründer, die selbst gehörlos sind, froh. „Die Lage und die Räume sind gut. Wir fühlen uns wohl in dieser urbanen Umgebung, in der auch viele junge Familien leben“, sagt Mathias Schäfer.

Die Räume an der Schivelbeiner Straße beherbergten zuvor eine Jazz-Kneipe. Doch davon spürt man nach dem Umbau nichts mehr. Die beiden Gründer bieten dort gemeinsam mit ihren Dozenten vor allem Kurse in deutscher Gebärdensprache an. Wer die Gebärdensprache erlernen möchte, dem muss klar sein, dass er sie wie eine richtige Fremdsprache erlernen kann. Der Unterschied ist nur, dass man ausschließlich mit Gesten und Mimik „spricht“. Die Gründe, die Menschen bewegen, Gebärdensprache zu erlernen, sind vielfältig. Die einen haben einen gehörlosen Menschen in der Familie oder im Freundeskreis, andere benötigen die Sprachkenntnisse für ihren Beruf oder ihre Ausbildung. Einige sind aber auch einfach neugierig auf diese Art Kommunikation. „Ihnen macht es Spaß, in eine andere Welt, die der Gehörlosen einzutauchen“, sagt Benedikt Feldmann. „Die meisten unserer Kursteilnehmer sind übrigens Frauen, im Altersdurchschnitt um die 30 Jahre.“

„Yomma“ sei aber mehr als eine Sprachschule, meint Benedikt Feldmann. „Wir arbeiten zum Beispiel auch für Museen, die zunehmend barrierefreie Angebote machen möchten. Für sie produzieren wir zum Beispiel Video-Guides oder Filme. Außerdem übersetzen wir Internetinhalte staatlicher Institutionen in Gebärdensprache.“ Für Hörende am ungewöhnlichsten ist aber sicher das Live-Dolmetschen von Landtagsreden. „Wir arbeiten da bereits für die Landtage in Bayern, Baden Württemberg und Niedersachsen“, sagt Mathias Schäfer. Damit die Reden auch von Gehörlosen verfolgt werden können, bekommt der Dolmetscher aus dem Landtag von Protokollanten per Teleprompter den Text der Rede in Echtzeit übermittelt. Er übersetzt ihn dann vor der Kamera in Gebärdensprache.

Doch die beiden „yomma“-Gründer haben noch viele Pläne. „Wir möchten Gebärdensprache für jeden erlebbar machen“, sagt Mathias Schäfer. „Deshalb wollen wir Kulturveranstaltungen organisieren, bei denen Hörende und Gehörlose gleichermaßen Spaß haben.“

Was bedeutet eigentlich der Name „yomma“? „Das ist ein Kunstwort“, sagt Mathias Schäfer. „Da steckt das Wort Komma drin. Wir sollen zeigen: hinter unseren Ideen steht nie ein Punkt, sondern immer ein Komma, es geht also immer weiter. Außerdem ist es auch ein bisschen wie ‚Komm mal‘, also eine Einladung, uns kennenzulernen. Und dann ist da noch das Yo. Wir sagen also Yo oder Ja, und nie: Das geht nicht.“ BW

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.yomma.de/yomma.
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 790× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 793× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 484× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 967× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.872× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.