Crellestraße: Anwohner gegen Neubau und die Fällung

Dieses Schild, das das Bauprojekt zeigt, hat der Investor mittlerweile entfernt, um "Irritationen" bei den Anwohnern zu vermeiden. | Foto: Bürgerinitiative
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Schöneberg. Die Crellestraße ist im Krieg unversehrt geblieben und bietet heute eine einmalige Gründerzeitkulisse. Anwohner sehen die Idylle bedroht.

Auf dem Grundstück 22a, wo Crelle- und Langenscheidtstraße sich kreuzen, soll ein siebengeschossiger Neubau mit 34 Eigentumswohnungen entstehen. Gegner haben sich in der Bürgerinitiative "Crellekiez - Zukunft" zusammengeschlossen. "Da ist ein gigantischer Wohnschrank, ein Glas- und Betonklotz geplant", sagt Anja Jochum von der Initiative. Ziel des Projektentwicklers PSG Gruppe sei allein der Profit, so die streitbare Bürgerin. "Jeder Zentimeter soll verbaut werden." Die Bürger kritisieren das Maß der Grundstücksüberbauung und das Zustandekommen des Bauvorbescheids, der 2011, noch in der Amtszeit des Baustadtrats Bernd Krömer (CDU), erteilt wurde. Sie fragen sich, wie ein Bauvorbescheid ergehen konnte, obwohl der Bezirk noch keine Planungshoheit über das Grundstück besaß und warum vor Beginn der gegenwärtigen Planungen kein neues Bebauungsplanverfahren eingeleitet wurde.

Vor allem aber wollen die Anwohner die Fällung dreier gesunder Linden verhindern und den Fortbestand des "Crelle-Urwalds" sichern. Die Baumfällung wurde bis 30. Juni ausgesetzt. Ein Baumgutachter sollte prüfen, ob und wie alle oder einzelne Linden erhalten werden können. In der vergangenen Woche gab der Experte das Ergebnis bei einem Treffen von Grünflächenamt, Bund für Umwelt und Naturschutz, Investor, Architekten und Bürgerinitiative bekannt: Die Bäume müssen fallen, sollte das Bauvorhaben wie geplant verwirklicht werden. Der Investor will jetzt so schnell wie möglich die Motorsäge ansetzen.

Beim "Crelle-Urwald" handelt es sich um die Böschung auf der rückwärtig an das Baugelände angrenzenden Fläche. Sie ist seit Kriegsende ungestört und wild gewachsen. "Der Artenreichtum ist groß. Es gibt Füchse und Nachtigallen", erläutert Anja Jochum.

Auf eine Anfrage der SPD zum Bauvorbescheid für das Grundstück antwortete Baustadträtin Sibyll Klotz (Bündnis 90/Grüne), das geplante Gebäude mit Büros und Cafés im Erdgeschoss und den Wohnungen darüber füge sich in die Struktur der Umgebung ein. Das Maß der Grundstücksüberbauung entspreche den Werten auf den Baugrundstücken in der Umgebung. Eine Beeinträchtigung des Ortsbilds liege nicht vor. Der geplante Neubau nehme die ortsüblichen Trauf- und Firsthöhen auf und sei aus städtebaulicher Sicht eine Weiterentwicklung der prägenden Gründerzeitbebauung zwischen Crellestraße, Hauptstraße und Langenscheidtstraße.

Zu den drei Linden erklärte die Baustadträtin, die Baugenehmigung erlaube eine Bebauung bis zur Grundstücksgrenze und sogar die Überbauung mit Balkonen. Daher könnten die Straßenbäume nicht erhalten bleiben. Der Bauherr werde den Verlust begleichen. Mit dem Geld würden neue Straßenbäume im Bezirk gepflanzt.

Einen kleinen Sieg haben die Bebauungsgegner in der letzten BVV-Sitzung vor der Sommerpause allerdings errungen. Sowohl der Antrag der Grünen, den Crelle-Urwald, zu erhalten und entsprechende schriftliche Vereinbarungen mit der PSG Gruppe zu treffen, wie auch der, die Aussetzung der Baugenehmigung für den Neubau - allerdings ohne Regressforderungen - "dringend zu überprüfen", wurden angenommen.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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