Treitschke wieder im Gespräch
Studie benennt problematische Straßennamen

Laut einer Studie des Politologen Felix Sassmannshausen gibt es in Berlin 290 Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen. In Steglitz-Zehlendorf sind es 44 Namen, die problematisch sind. Für 15 davon wird die Umbenennung empfohlen. Im Gespräch ist auch wieder die Treitschkestraße.

Weitere Straßennamen im Bezirk sind unter anderem Hindenburgdamm, Gallwitzallee, Sven-Hedin-Straße, die aus dem Straßenbild verschwinden sollten. Insgesamt wird für 15 Straßen und Plätze eine Umbenennung angeregt. In anderen Fällen empfiehlt Sassmannshausen weitere Recherchen oder Forschungen zu den jeweiligen Persönlichkeiten. Das ist beispielsweise beim Karl-Fischer-Weg der Fall. Fischer war eine führende Figur innerhalb der Wandervogelbewegung und hegte völkische Gefühle und antisemitische Ressentiments. Bei anderen Namen und Plätzen wird eine Kontextualisierung angeregt.

Im Bezirk gibt es immer wieder Bestrebungen, Straßen mit problematischen Namen umzubenennen. Seit fast 15 Jahren wird auch über die Treitschkestraße diskutiert. Die Straße in Steglitz ist nach dem Historiker und Publizisten Heinrich von Treitschke benannt. Er gilt als Mitbegründer des modernen politischen und kulturellen Antisemitismus. 2013 wurde ein Antrag auf Umbenennung der Straße von Anwohnern abgelehnt. Der bürokratische Aufwand sei zu hoch und zu teuer. CDU und Grüne, die in Steglitz-Zehlendorf ein schwarz-grünes Bündnis und die Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung bildeten, schlossen sich den Bedenken an. Der Antrag war vom Tisch. Jetzt gibt es eine neue Initiative.

Das „Steglitzer Bündnis für Hanau-Gedenken“ fordert die Umbenennung der Treitschkestraße in „Straße des 19. Februar“. An diesem Tag wurden vor zwei Jahren neun Menschen Opfer eines rassistischen Attentats in Hanau. Mit der Umbenennung könne der Bezirk zeigen, dass er menschenfeindlichen Gedankenwelten und Taten keinen Raum böte, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses und „der Straßenname sei einem weltoffenen Steglitz schon längst nicht mehr angemessen“. Auch die Linksfraktion bringt das Thema wieder ins Gespräch. In einem BVV-Antrag heißt es: "Eine vielfach geforderte Umbenennung wäre ein Zeichen, dass der Bezirk sich seiner historischen Verantwortung bewusst ist.“

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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