Ein kleines Denkmal zur Erinnerung:
Steinmetz Andreas Broszat betreibt eines der ältesten Handwerke der Welt

Steinmetz Andreas Broszat an einem von ihm gestalteten Grabstein. Solch aufwendige Aufträge sind jedoch selten geworden.  | Foto:  K. Rabe
3Bilder
  • Steinmetz Andreas Broszat an einem von ihm gestalteten Grabstein. Solch aufwendige Aufträge sind jedoch selten geworden.
  • Foto: K. Rabe
  • hochgeladen von Karla Rabe

Der Monat November steht im Zeichen der Trauer und des Erinnerns. Mit dem Totensonntag, der in diesem Jahr auf den 21. November fällt, endet die Reihe der Gedenktage im November. Einer, der das ganze Jahr von berufswegen mit Trauer und Gedenken zu tun hat, ist Andreas Broszat. Er ist Steinmetz für Grabsteine und seit fast 15 Jahren Geschäftsführer des alteingesessenen Steinmetzbetriebes Kinze, am Friedhof Bergstraße.

Das Handwerk des Steinmetzes ist eines der ältesten in der Geschichte der Berufe. Früher befasste sich der Steinmetz noch vorwiegend mit der Erbauung von Gebäuden aus Stein, wie zum Beispiel Kirchen. Heute liegt der Fokus der Tätigkeit bei der Anfertigung von Grabsteinen, Grabplatten und Denkmalen. Auch die Arbeitsweise hat sich im Laufe der Jahrhunderte geändert: „Früher haben wir hauptsächlich mit Hammer und Meißel gearbeitet. Heute ist vieles automatisiert“, sagt Andreas Broszat. Der 60-Jährige arbeitet seit 1983 als gelernter Steinmetz im traditionellen Steinmetzbetrieb Kinze. 2007 übernahm er die Firma und setzt die Nachfolge des 1896 gegründeten Betriebes fort. Die Steine kämen heute aus der ganzen Welt und würden in der Regel fertig gekauft. Sie seien schon in verschiedene Formen geschnitten und poliert, erklärt Broszat weiter.

Aufwendig gearbeitete Steine für große Erdgrabstätten würden kaum noch gewünscht. Das hätte auch damit zu tun, dass die Tendenz immer mehr zur günstigen Feuerbestattung oder zu anonymen Begräbnissen gehe. Für die Urnengräber werden nur kleine Steine verwendet. An den anonymen Grabstellen gibt es gar keine Grabsteine oder -platten mehr.

Dennoch hat Andreas Broszat gut zu tun. Vor allem jetzt im November sei sein Auftragsbuch so voll wie zu keiner anderen Jahreszeit. Viele Menschen gedenken an ihre Lieben und wollen die Gräber, also auch die Grabsteine, wieder herrichten. Für Broszat bedeutet das zum Beispiel, die Inschriften wieder aufzufrischen und die Steine zu reinigen. „Viele Menschen beschäftigen sich scheinbar wieder mehr mit dem Tod“, sagt er und vermutet, dass dies auch mit der Corona-Pandemie zusammenhängen könnte.

Obwohl sich die Arbeitsweise im Laufe der Zeit gewandelt hat, handwerkliches Können ist nach wie vor gefragt. Schriften, Ornamente und Gravuren werden zwar häufig maschinell angefertigt, aber Hammer und Meißel oder Sandstrahler gehören noch immer zu den wichtigen Werkzeugen eines Steinmetz. Ebenso wie eine professionelle Beratung zu Gestaltung und Material. Doch ganz gleich, ob maschinell oder per Hand, teuer oder günstig – Broszat legt großen Wert darauf, dass die Kunden mit seiner Arbeit zufrieden sind. „Die Gestaltung des Grabes gehört auch zur Trauerverarbeitung und wenn ein Grabstein gesetzt oder gelegt wird, ist das wie ein Abschluss des ganzen Trauerprozesses. So ein Grabstein ist etwas Besonderes und wie ein kleines Denkmal zur Erinnerung an einen geliebten Menschen – auch wenn er ganz einfach gehalten ist“, sagt der Steinmetz.

Im Übrigen spielt im Steinmetz-Handwerk zunehmend auch die Nachhaltigkeit eine Rolle. Andreas Broszat verwendet immer mehr Recyclingsteine. Das heißt, er nimmt alte Steine von abgelaufenen Grabstellen, schneidet sie neu zu, schleift die alten Schriften ab und gestaltet sie dann neu. Das schont die natürlichen Ressourcen an hochwertigen Natursteinen. Sonst werden nicht mehr benötigte Grabsteine in der Regel geschreddert und landen als Schotter im Straßenbau.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 103× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 899× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 573× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.072× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.959× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.