Der BFC Germania 1888 ist der älteste Fußballverein Deutschlands

Einige alte Pokale hat der Verein in einer selbstgezimmerten Regalwand ausgestellt. | Foto: Philipp Hartmann
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Mehr Fußballhistorie geht nicht. Der BFC Germania 1888 aus Tempelhof ist der älteste noch existierende Verein Deutschlands. Am 15. April wird er 130. Grund genug für einen Rückblick.

Gegründet wurde Germania am 15. April 1888 vom 17-jährigen Schüler Paul Jestram, seinen drei Brüdern Max, Fritz und Walter sowie sieben Schulkameraden. Zu dieser Zeit spielte der Fußball im Land des heute viermaligen Weltmeisters noch keine Rolle. Der Deutsche Fußball-Bund wurde erst zwölf Jahre später gegründet. Da es vor der Jahrhundertwende noch keine entsprechenden Sportplätze gab, kickten Jestram und seine Freunde auf dem Tempelhofer Feld. Der Flughafen wurde erst 1923 eröffnet. Unter dem Dach des ersten deutschen Fußballverbands – des 1890 gegründeten Bunds Deutscher Fußballspieler – gewann der BFC Germania im selben Jahr die (inoffizielle) erste Deutsche Meisterschaft. Außerdem stellte der Verein mit Fritz Baumgarten den Torhüter der Nationalmannschaft beim ersten Länderspiel 1908 in Basel gegen die Schweiz.

Wer heute etwas über die Vereinsgeschichte von Germania erfahren möchte, fragt am besten Heinz-Dietrich Kraschewski, Jahrgang 1952. Er kann viele Anekdoten erzählen, denn er ist seit 1963 Klubmitglied. Damals schloss er sich der Jugendmannschaft an und wurde Torhüter. „Wir haben noch auf schwarzer Schlacke gespielt. So, wie sie aus dem Ofen kam, wurde sie aufs Spielfeld geschüttet. Die Pfosten waren eckig und aus Holz“, erinnert er sich. „Und der Lederball wurde immer größer, wenn der alt wurde. Das waren solche Kartoffeln“, erzählt Kraschewski und formt mit den Händen einen imaginären Ball.

Seit 2005 ist er stolzer erster Vorsitzender des Vereins. Weil er direkt neben der Sportanlage an der Götzstraße wohnt, die heute über einen modernen Kunstrasenplatz verfügt, kommt der 65-Jährige noch immer täglich zum Vereinshaus. Nachdem er das kleine Büro im Erdgeschoss aufgeschlossen hat, holt er eine gelbe Kiste mit Aktenordnern aus dem Schrank. Darin wird die ereignisreiche Geschichte des BFC Germania aufbewahrt. Heinz-Dietrich Kraschewski kramt sich durch historische Fotos und Urkunden. Die sind jedoch nur ein kleiner Auszug. Leider, so erzählt Kraschewski, seien im Laufe der Jahrzehnte viele Unterlagen verloren gegangen.

Ein Dokument liegt jedoch immer griffbereit: ein Schreiben des DFB vom 8. Dezember 1977. Darin bestätigte der damalige DFB-Pressereferent, Dr. Wilfried Gerhardt, dem damaligen ersten Vorsitzenden Michael Biedermann offiziell den Status als ältesten noch bestehenden Fußballverein Deutschlands.

Der erste Fußballverein ist Germania, obwohl fälschlicherweise schon häufiger so bezeichnet, dagegen nicht. Der Berliner Fußball-Club Frankfurt und der SC Germania in Hamburg wurden bereits 1885 bzw. 1887 gegründet, existieren jedoch längst nicht mehr. Dass Vereine wie der VfL Bochum 1848, der SSV Ulm 1846 oder der TSV 1860 München noch frühere Jahreszahlen in ihrem Namen tragen, geht darauf zurück, dass diese Klubs zwar bereits existierten, aber erst wesentlich später ihre Fußballabteilungen gründeten.

Am 15. April wird der BFC Germania 130 Jahre alt. Etwas Besonderes sei aber nicht geplant, erzählt Heinz-Dietrich Krascheski. Die erste Herrenmannschaft wird zum Punktspiel in der Kreisliga B antreten (14.15 Uhr gegen SSC Südwest II). Davor spielen die Senioren und die Bambinis. Wer möchte, kann in der Götzstraße 43 vorbeikommen und bei Bratwurst und Bier mit Heinz-Dietrich Kraschewski und anderen „Alt-Germaniern“ in Erinnerungen schwelgen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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