Kitaplätze sind Mangelware
Über 800 Kinder sind in Treptow-Köpenick noch nicht versorgt

Jugendstadtrat Gernot Klemm würde gerne alle Kitaplätze im Bezirk durch das Jugendamt belegen lassen. | Foto: Ralf Drescher
  • Jugendstadtrat Gernot Klemm würde gerne alle Kitaplätze im Bezirk durch das Jugendamt belegen lassen.
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Anfang August beginnt das neue Schuljahr und damit auch das Kitajahr. Über 800 Kinder im Bezirk haben noch keinen Kitaplatz.

„Obwohl wir 12 196 belegte Plätze haben, ist die Situation im Bezirk kompliziert. Rund 900 räumlich vorhandene Plätze können nicht belegt werden. Das liegt aber am Fachkräftemangel, nicht an fehlenden Räumlichkeiten“, erklärt Jugendstadtrat Gernot Klemm (Die Linke).

Ob von den rund 800 Kindern inzwischen zumindest ein Teil versorgt werden konnte, ist nicht klar. Viele Kitas konnten erst im Mai oder Juni Eltern einen beantragten Kitaplatz zusichern. „Wenn sie doch noch einen Kitaplatz finden, melden uns Eltern das nur in seltenen Fällen. Dafür haben 48 Eltern auf Zuteilung eines Kitaplatzes geklagt“, sagt Stadtrat Klemm.

Dafür gibt es Fälle, dass bereits zugesagte Plätze kurzfristig wieder abgesagt werden. Berliner Kitas stehen in Konkurrenz zum nahen Brandenburg, was qualifiziertes Personal betrifft. In Treptow-Köpenick sind in diesem Jahr 425 neue Kitaplätze geschaffen worden, weitere sind durch Neubauten oder Erweiterungen bereits in Arbeit. „In Brandenburg verdienen Erzieher aber 300 bis 400 Euro im Monat mehr. Gerade aus Ortsteilen am Stadtrand arbeiten Erzieher dann lieber in Brandenburg“, sagt Stadtrat Klemm. Der Konkurrenzdruck um das Kitapersonal wird sich erst Anfang 2020 ändern, wenn das Land Berlin die Tarife angleicht.

Eine mögliche Lösung sieht der Jugendstadtrat derzeit in größeren Gruppen, Beschäftigung von Quereinsteigern, einer berufsbegleitende Ausbildung und dem Einsatz von Tagesmüttern.

„Um die Kitakrise zu beenden, brauchen wir in Berlin ein neues System der Vergabe und Finanzierung von Kitaplätzen. Ferner müssten die Jugendämter wieder die Belegungsrechte für Kitaplätze bekommen. Bisher können wir nur wie die Eltern bei den Trägern um Plätze betteln. Wir würden praktisch bei den Trägern ein Kontingent an Kitaplätzen einkaufen“, so Klemm.

Bis dahin kann der Bezirk nur den Bau von weiteren Plätzen auf den Weg bringen. Derzeit wird über rund 2000 zu schaffende Kitaplätze verhandelt. Bei Wohnungsbauvorhaben werden Unternehmen verpflichtet, gleich eine Kindereinrichtung mitzubauen. So entsteht in der Wohnanlage „Johannisgärten“ der Howoge in Johannisthal auch eine Kita für 25 Kinder.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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