Stolpersteine verlegt
In Erinnerung an das Schicksal der Familie Hohberg

Gunter Demnig verlegte vor der Bizetstraße 107 vier Stolpersteine für die Familie Hohberg, die in diesem Haus einst wohnte. | Foto: Bernd Wähner
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An 16 Orten in Weißensee sind inzwischen Stolpersteine zu finden. Weitere sollen folgen. Dafür setzt sich die Stolpersteingruppe Weißensee ein.

Bei den Stolpersteinen handelt es sich um kleine Gedenksteine. Sie erinnern an Menschen, die von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager gebracht und dort ermordet wurden, sowie an Menschen, die von den Nazis aus ihrer Heimat vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Verlegt werden sie in der Regel vor der letzten bekannten Wohnadresse der Opfer. Dieses Projekt geht auf eine Initiative des Künstlers Gunter Demnig zurück, der in der Regel auch persönlich die Verlegung der Stolpersteine übernimmt.

Die Verlegung von Stolpersteinen in Weißensee organisiert eine Gruppe seit 2019, zu der sich engagierte Weißenseer zusammenschlossen. Sie trifft sich jeden 1. Mittwoch im Monat um 18 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde am Mirbachplatz 2. Sie organisieren auch immer wieder Spaziergänge zu den Orten in Weißensee, an denen sich Stolpersteine befinden.

Die jüngste Stolpersteinverlegung fand vor dem Haus Bizetstraße 107 statt. Hier verlegte Gunter Demnig vier neue in Erinnerung an Lina, Heinrich, Kurt und Gerda Hohberg. Der Werkmeister Heinrich Hohberg widerstand zunächst dem Druck der Behörden, sich von seiner jüdischen Ehefrau Lina scheiden zu lassen. Er verlor daraufhin seine Arbeit in den Niles-Werken in Weißensee.

Denunziert wegen des Abhörens eines ausländischen Senders und der Verbreitung der abgehörten Nachrichten, wurde Lina Hohberg, 1889 geboren, Mitte 1944 verhaftet. Sie kam unter dem Vorwurf eines „Rundfunkverbrechens“ ins Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie im Februar 1945 ermordet wurde. Auch Heinrich Hohberg, der 1890 zur Welt kam, wurde wegen der Verbreitung abgehörter Nachrichten ausländischer Sender im Sommer 1944 verhaftet. Man verurteilte ihn zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus. Er überlebte die Haft, arbeitete später wieder als Werkmeister in den Deutschen Niles-Werken und verstarb im Februar 1989.

Ihr Sohn Kurt Hohberg (geboren 1920) ist ebenfalls wegen „Rundfunkverbrechens“ verhaftet und im Dezember 1944 als politischer Häftling ins KZ Buchenwald eingewiesen worden. Auch er überlebte und arbeitete später in den Niles-Werken. Er verstarb 2009 in Weißensee. Tochter Gerda Hohberg (geboren 1929) war nach der Verhaftung ihrer Eltern und ihres Bruders ohne Familienanschluss zunächst auf sich allein gestellt. Mit Hilfe von Freunden konnte sie den Krieg überleben. Sie verstarb 2011 in Berlin.

Um die neu verlegten Stolpersteine kümmert sich nun natürlich die Stolpersteingruppe Weißensee. Wer in dieser Gruppe ehrenamtlich mitmachen möchte, kann gern zu einem der Treffen im Gemeindehaus vorbeikommen oder über die E-Mail-Adresse stolpersteine-weissensee@snafu.de Kontakt aufnehmen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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