Wie viele Sportflächen sind betroffen? Was kann das bedeuten?
Gummi-Granulat auf Sportplätzen

Künftig wird bei Sanierungen und Neubauten von Kunstrasenplätzen – wie hier an der Wittenauer Göschenstraße – auf Mikroplastik komplett verzichtet. | Foto: Michael Nittel
  • Künftig wird bei Sanierungen und Neubauten von Kunstrasenplätzen – wie hier an der Wittenauer Göschenstraße – auf Mikroplastik komplett verzichtet.
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Die Europäische Union (EU) plant, ab dem Jahr 2022 das in vielen Kunstrasenplätzen verwendete Gummi-Granulat zu verbieten. Entsprechend hat die Senatsverwaltung für Inneres und Sport eine Abfrage bei den Sportämtern gestartet, um betroffene Plätze in der Hauptstadt zu identifizieren.

Berlins Fußballvereine haben aktuell 381 Spielstätten für den Spiel- und Trainingsbetrieb beim Berliner Fußballverband (BFV) gemeldet: Rasenplätze, Vollkunstrasenplätze und verfüllte Kunstrasenplätze. Die aktuelle Thematik um Mikroplastik betrifft ausschließlich die verfüllten Kunstrasenplätze – und dabei auch nur die Plätze, die mit Gummi-Granulat verfüllt sind. Die mit Quarzsand oder Kork verfüllten sind unbedenklich.

Europäische Chemikalienagentur prüft Auswirkungen

Das Gummi-Granulat ist laut EU-Verordnungen Mikroplastik und kann durch den Spielbetrieb und andere äußere Einflüsse in die Umwelt gelangen. In diesem Zusammenhang führt die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) eine Untersuchung durch, welche Auswirkungen eine mögliche Beschränkung des Gummi-Granulats mit sich bringen könnte. Die ECHA plant, im Frühjahr 2020 der EU ihre Ergebnisse vorzulegen. Zeitgleich prüft die Europäische Kommission, welche Vorgehensweise zur Verminderung des Mikroplastiks angewendet werden soll. Eine Beschränkung kann ein komplettes Verbot bedeuten, aber auch eine Übergangsfrist für die betroffenen Plätze, wie sie unter anderem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fordert, ist im Bereich des Möglichen.

Mit ersten Ergebnissen der Abfrage bei den Sportämtern sei ab Mitte August zu rechnen, heißt es in einer Erklärung des BFV. Aus den Bezirken Reinickendorf sowie Charlottenburg-Wilmersdorf liegen aber schon Zahlen vor. Demnach gibt es in Reinickendorf unter den insgesamt 27 Spielfeldern aus Kunstrasen – darunter 19 Großfelder – keinen einzigen (!), in dem Gummi-Granulat enthalten ist. Die Großfelder sind in zwei Fällen so genannte Vollkunstrasenplätze – 17 Mal sind sie mit Quarzsand verfüllt. Der letzte im Bezirk vorhandene mit Gummi-Granulat verfüllte Kunstrasenplatz auf der Sportanlage am Elchdamm ist bereits im Jahr 2009 gegen Quarzsand ausgetauscht worden.

Rund um die Harbigstraße
sieht es nicht gut aus

Anders in Charlottenburg-Wilmersdorf: Von den insgesamt 22 Kunstrasen-Großspielfeldern sind sechs mit Granulat verfüllt. Drei davon befinden sich auf der Hans-Rosenthal-, zwei auf der Julius-Hirsch-Sportanlage – also in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Das sechste Granulat verfüllte Feld ist der Sportplatz an der Fritschestraße. Wie die zuständige Sportstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) versicherte, wird bei aktuellen und künftigen Baumaßnahmen natürlich auf Granulat verzichtet. Zurzeit entstehen sowohl auf der Wally-Wittmann-Sportanlage als auch Am Volkspark in Wilmersdorf neue Kunstrasenplätze.

Da die Diskussion erst ganz am Anfang steht, gäbe es aber noch keine gültigen Beschlüsse und Hinweise für die Folgen für den Sport, betont Heike Schmitt-Schmelz. „Auch im ungünstigsten Fall eines Verbotes wäre nur eine Teilsanierung erforderlich, da der Unterbau weiter verwendet werden kann, auch wenn das Granulat verfüllte Kunstrasensystem komplett ausgetauscht werden müsste.“

Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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