Die Idee eines preisreduzierten Jahrestickets
Billiger in die volle Bahn
365 Euro, also einen pro Tag – so viel sollen Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) für eine Jahreskarte bezahlen. Das findet zumindest der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD).
Das klingt erst einmal klasse. Bisher kostet der Zwölf-Monate-Fahrschein ungefähr das Doppelte. Es gäbe einen Anreiz für weitere Menschen, auf Bus und Bahn umzusteigen, Stichwort: Mobilitätswende. Gleichzeitig ist das eine finanzielle Frage. Ein günstigeres Jahresticket reißt Lücken in die Kassen der Verkehrsbetriebe. Schon deshalb ist der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg nicht besonders angetan von Müllers Idee. Der brachte als Gegenfinanzierung unter anderem teurere Einzelfahrscheine oder Zuschüsse durch den Bund, etwa durch eine CO₂-Steuer, ins Spiel.
Beim Stichwort Geld geht es aber nicht nur um eine mögliche Subvention des Jahresabos, sondern fast noch mehr um den Ausbau des ÖPNV. Hier sehe ich das größere Problem. Wer regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, erlebt vor allem zur Rush Hour häufig Gedränge. Dazu kommt: Vor allem in vielen Außenbezirken ist das Angebot nicht immer besonders attraktiv. Das ließe sich bei entsprechender Nachfrage vielleicht ändern, würde dann aber wahrscheinlich zu Einschränkungen an anderer Stelle führen.
Berlin hat in der Vergangenheit zu wenig in den Ausbau neuer Strecken investiert. Jetzt soll das passieren, dauert aber viel zu lange. Es braucht Jahre für ein paar Kilometer neue Straßenbahn. Vom U-Bahnausbau ganz zu schweigen. Ich glaube deshalb: Zunächst muss die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stehen, erst dann wird eine billigere Jahreskarte für viele Menschen interessant.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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