Berliner Mischung akut in Gefahr
Stadtentwicklungsamt fordert neue Instrumente für sozialen Wohnungsnau

Die Bedingungen auf dem Grundstücksmarkt im Bezirk machen den sozialen Wohnungsbau unmöglich und dem Grünen-Baustadtrat Oliver Schruoffeneger große Sorgen. Er schlägt nicht zum ersten Mal Alarm: „Die soziale Mischung ist in Gefahr.“

Seit Wiedereinführung der Wohnungsbauförderung im Jahr 2014 seien in Berlin 6952 Sozialwohnungen neu bewilligt worden. „In Charlottenburg-Wilmersdorf befinden sich davon ganze 24 Wohnungen“, sagt Schruoffeneger. Durch das Berliner Modell habe das Bezirksamt im vergangenen Jahr zwar einige Investoren wie die Deutsche Wohnen dazu verpflichten können, 30 Prozent der Wohnungen ihrer Neubauprojekte als Sozialwohnungen einzuplanen, dadurch ließen sich die Probleme eines außer Kontrolle geratenen Grundstücks- und Wohnungsmarktes aber nicht lösen. Schon gar nicht, wenn zeitgleich immer mehr Sozialwohnungen aus ihrer vertraglichen Bindung fallen würden.

„Die in den 1980er und 90er Jahren geschlossenen Verträge über die Förderbestimmungen hatten Laufzeiten zwischen 25 und 30 Jahren. Die laufen jetzt der Reihe nach aus – die Zahlen liegen jährlich im drei- bis vierstelligen Bereich.“ Neubauten könnten diese Verluste nicht ausgleichen.

Nichtmal 20 Prozent Mietwohnungen

2014 wurden 584 Wohnungen im Bezirk fertig gestellt, davon waren lediglich 84 Mietwohnungen. Ein Jahr später wurden von 382 neuen Wohnungen lediglich vier dem Mietmarkt zugeführt. 2016 waren es immerhin 300 von 918 neu gebauten Wohnungen. „In diesen drei Jahren waren es also unter 20 Prozent“, fasst der Baustadtrat zusammen. Er sieht in den Großstädten der Republik dringenden Handlungsbedarf, zumindest wenn der politische Wille, bezahlbaren Wohnraum für alle vorzuhalten, überhaupt existiere.

In seinem Bezirk sieht er die soziale Mischung der Bevölkerung jedenfalls akut in Gefahr. „Sie kann nur erhalten werden, wenn neue Instrumente gefunden werden, um einen Wohnungsbau zu angemessenen Preisen auch im Bezirk durchzusetzen. Das Berliner Modell ist hierfür nicht ausreichend. Nach meiner Ansicht kann dieses Ziel nur durch eine aktive Ankaufspolitik von Grundstücken und Wohngebäuden im Bezirk durch das Land Berlin erreicht werden." Schruoffeneger hält Verhältnisse wie in London, wo Straßen unbelebt sind, weil ausländische Investoren ihre Wohnungen nur für ihren zweiwöchigen Besuch beziehen, auch in Berlin nicht für Utopie.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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