Wer stehen bleibt, wird alt: Hildegard Lehmann (100) verpasst keinen Kiezspaziergang

Unbeugsame Wissbegier: Auch mit 100 Jahren stöckelte Hildegard Lehmann im Februar an der Seite von Bürgermeister Reinhard Naumann durch den Bezirk. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg. Volles weißes Haar, mädchenhaftes Lachen und ein fast faltenloses Antlitz: Hildegard Lehmann hat so gut wie keine der letzten 170 Bürgermeister-Stadttouren verpasst. Mit etwas Glück spaziert sie am Sonnabend, 12. März, wieder mit – im dreistelligen Alter.

Frau Lehmann ist keine dieser Damen, die ihr Kissen aufs Fensterbrett stülpen und das Großstadtleben an sich vorüberziehen lassen. Frau Lehmann geht zwar am Stock, aber sie geht. Wenn an jedem zweiten Sonnabend im Monat der Bürgermeister zum Spaziergang ruft, folgen ihm regelmäßig rund 300 Neugierige auf ständig wechselnden Routen. Und irgendwo unter ihnen stöckelt Frau Lehmann. Leicht kann es geschehen, dass man über die kleine, stämmige Gestalt hinwegblickt. Um wirklich aufzufallen, dafür spaziert die 100-Jährige einfach noch zu flott.

Und als Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) seiner wohl treuesten Begleiterin beim Februar-Kiezspaziergang zum Geburtstag gratulierte, stand den Weggefährten das Staunen ins Gesicht geschrieben. Seit 100 Jahren weilte da Hildegard Lehmann auf dieser Erde. Und fast keine der bisher 170 Touren ist ihr bisher entgangen.

Absage nur bei Eis und Schnee

Absagegründe gibt es überhaupt nur zwei: „Es muss Eis und Schnee liegen“, nennt Lehmann den einen. Der andere wäre eine Veranstaltung des Sportclubs Charlottenburg. Wie könnte Lehmann dort fehlen – nach 68 Mitgliedsjahren? Hier sorgte das frühere Kindermädchen lange für die Ausbildung der SCC-Jugend, zeichnete verantwortlich für die Bereiche Eislauf und Rollschuh. „Ich sage Ihnen, das hält jung“, verrät die Sportsfrau den Ursprung ihrer Frische.

Mit 70 Jahren sah man sie noch auf Rollern durch Charlottenburg sausen. Und mit 100 reicht es zumindest noch zum Spazierengehen. Geboren in Falkenberg an der Elster, fand sie nach dem Krieg in Charlottenburg eine neue Heimat. Und verleiht dieser Liebe Ausdruck durch Wissbegier. Wenn der Bürgermeister erklärt, was es an dieser oder jener Straßenecke zu sehen gibt, steht Lehmann meist vorne.

Nächste Tour am 12. März

Ob sie einen besonderen Kiezspaziergang herausheben kann? Frau Lehmann wiegt den Kopf. „Interessant waren sie ja alle“, sagt sie schließlich, um keine Tour herabzusetzen. Und ihr Interesse wird nicht nachlassen, solange es ihre Lebensgeister erlauben.

Am Sonnabend, 12. März, startet Bürgermeister Reinhard Naumann um 14 Uhr zum nächsten Kiezspaziergang am Savignyplatz vor der Buchhandlung Bücherbogen. Und wenn Frau Lehmann wieder mitspatziert, sollte das keine Überraschung sein. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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