"Es ist wie Samen säen": FairPlayTrainer leisten wichtige Arbeit in Präventionsprojekt
Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Präventionsprojekt „Junger Fußball in Berlin – keine Drogen, keine Gewalt“, initiiert vom Tannenhof Berlin-Brandenburg, ist am 13. Mai mit einem Aktionstag in sein Jubiläumsjahr gestartet. Diesen Event mit seiner einzigartigen Mischung aus Workshop und Fußballturnier gibt es nun schon seit zehn Jahren. Ihren ersten Einsatz hatten die beiden neuen FairPlayTrainerinnen Kaya Triebler und Antje Höhne.
Mädchen und Jungen im Alter von zwölf bis 15 Jahren treffen sich im Rahmen dieses Projektes zum Kicken, diskutieren mit den FairPlayTrainern in den Workshops aber über Themen wie ein vernünftiges Miteinander auf und neben dem Fußballplatz, Respekt und Fairplay sowie über den Missbrauch von Alkohol und Drogen. Sport- und alltagsnahe Deeskalationswege werden aufgezeigt und geübt. Das Besondere beim anschließenden Fußballspiel: Nicht nur für Siege, sondern auch für Fairplay gibt es Punkte. Die FairPlayTrainer werden eigens für dieses Projekt und die Durchführung so eines Workshops ausgebildet.
"Quatschköpfe sind immer dabei"
Und? Wie war’s beim ersten Mal? „Es war eigentlich, wie ich es erwartet hatte: Es gibt die Quatschköpfe, die immer reinreden und bei jeder Frage etwas sagen wollen. Aber die sind sehr hilfreich, weil sie die Diskussion vorantreiben“, sagt Kaya Triebler, die in den zurückliegenden fünf Jahren schon für zwei weitere Tannenhof-Projekte – das Peer-Projekt an Fahrschulen, in dem sich mit Fahranfängern über Alkohol und Drogen am Steuer ausgetauscht wurde und einer Cannabis-Kampagne – ehrenamtlich aktiv gewesen ist. „Es war mit rund 20 Mädchen und Jungen eine große Gruppe. Aber es haben alle mitgemacht“, berichtet Antje Höhne. Die Mutter eines Zwölfjährigen arbeitet als Betreuerin im Nachwuchsbereich der Sportfreunde Charlottenburg-Wilmersdorf und kommt in dieser Funktion viel herum. „Es ist erschreckend, was auf unseren Fußballplätzen so alles schief läuft. Besonders von außen wird viel Aggressivität hereingetragen, die jungen Spieler werden angestachelt. Da finde ich es toll, Teil eines Projektes zu sein, das versucht, dem entgegenzusteuern.“
Beeindruckendes Ergebnis
Beeindruckend fanden die beiden FairPlayTrainerinnen das Ergebnis ihres Workshops: „Zum Ende hin sollten die Mädchen und Jungen die für sie wichtigsten drei Regeln aufstellen“, so Antje Höhne. „Mit deutlicher Mehrheit wurde die Aussage gewählt: Alle sind gleich und keine Macht dem Rassismus! Dies hatten wir im Vorfeld gar nicht so sehr thematisiert.“ Kaya Triebler ergänzt: „Das Schönste war für mich die Ehrlichkeit der Jugendlichen, die offen zugegeben haben, auch mal unfair gewesen zu sein. Schockiert hat mich die doch sehr häufige Aussage: ja, und dann wollte ich meinen Gegenspieler schlagen.“
Einig waren sich die beiden FairPlayTrainerinnen auch darin, dass es ein ähnliches Projekt auch für den einen oder anderen garstigen Trainer und Betreuer, aber auch für leicht aufbrausende Mütter und Väter geben sollte.
Raufbolde beim Turnier
Leider musste das Fußballturnier an diesem Tag abgebrochen werden, da zwei Raufbolde aneinandergerieten und auch durch ihre Betreuer nicht mehr zu beruhigen waren. Dies zeigt zumindest zweierlei: Man erreicht selbst mit den besten Ideen nie alle. Es zeigt aber auch nachdrücklich, wie wichtig solche Projekte und damit auch das ehrenamtliche Engagement von Menschen wie Kaya Triebler und Antje Höhne sind. „In der Theorie waren sie alle bei uns. Um es dann praktisch umzusetzen, ist vermutlich noch ein Stück Weg zu gehen“, weiß Antje Höhne. Und Kaya Triebler ergänzt: „Es ist wie mit dem Samen säen: Man pflanzt etwas in den Kopf – und vielleicht, wenn die Jugendlichen es immer öfter hören, wird irgendwann mal mehr daraus.“ min
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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