Damit die Messe Motor bleibt: Bezirkspolitiker wollen neue Verkehrskonzepte

Nicht alles eitel Sonnenschein: Den Erfolgsbilanzen der Messe Berlin stehen Sorgen um das ICC und die Verkehrsbindung gegenüber. | Foto: Thomas Schubert
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Westend. Eine Rekordbilanz jagt die nächste. Und in den nächsten 15 Jahren will die Messe Berlin alle Liegenschaften durchsanieren, sogar eine neue, 55 Millionen Euro teure Halle bauen. Jetzt überlegen Bezirkspolitiker, wie sie diesen Ehrgeiz unterstützen können.

Wer von der Berliner Messe spricht, der meint die großen Fünf. Wenn IFA, InnoTrans, ITB Berlin, Fruit Logistica und die Internationale Grüne Woche eröffnen, schaut die halbe Welt in den Berliner Westen. Ein gewichtiger Teil des Jahresumsatzes entfällt auf diese gleichmäßig im Kalender verteilten Großereignisse – sie sind die fünf Finger einer starken Hand.

Im vergangenen Jahr schrieb die Messegesellschaft zum wiederholten Male eine Rekordbilanz, durchbrach beim Umsatz erstmals die Marke von 300 Millionen Euro. Damit diese Formkurve nicht verflacht, wollen weder das Land Berlin noch der Bezirk den Entwicklungen im Wege stehen. Gerade verkündete der Vorsitzende der Geschäftsführung, Christian Göke, den Neubau einer zusätzlichen Halle im Wert von 55 Millionen Euro, da überlegen auch die Stadtentwicklungsexperten im Rathaus Charlottenburg, wie sie den Wachstumskurs begleiten können.

Sorgenkind ICC

Im Mittelpunkt der Debatte steht aber wieder einmal der Sorgenfall: das immer noch brachliegende Internationale Congress Centrum ICC. Hier hält Wolfgang Tillinger von der SPD vorsichtshalber fest, dass der futuristische Korpus „als Baudenkmal und Bauzeugnis nicht eliminiert oder überformt werden darf“, egal welches Szenario eintritt.

Auch Susanne Klose von der CDU, Vorsitzende im Ausschuss für Stadtentwicklung, fordert nochmals eine Sanierung ein. Und die Klärung offener Fragen. Immer wieder im Gespräch war zum Beispiel ein Hotelstandort neben dem ICC, ohne dass es ein Ergebnis gäbe. „Zwingend erforderlich ist die Neuordnung des Verkehrs“, meint Klose. „Wir fordern ein Verkehrskonzept für das Umfeld des Messegeländes, welches sowohl den motorisierten Verkehr, den Fahrradverkehr als auch die Fußgängerwege neu regelt. Darüber hinaus ist die Anbindung der Messe an den zukünftigen Flughafen BER zwingend notwendig.“

"Muffiger" ZOB

Einen anderen, direkt angrenzenden Verkehrsknoten im Blick haben die Grünen.

So setzt Sprecherin Jenny Wieland darauf, den „muffigen“ Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) zeitgemäß auszustatten. Tatsächlich ist die große Modernisierung voll im Gange und kommt voraussichtlich 2018 zum Ende. Doch die Messe sollte sich aus Wielands Sicht auch über die Erreichbarkeit ohne Motor Gedanken machen: „Ganz wesentlich: die Wiedergewinnung des öffentlichen Raums für Fuß- und Radverkehr, damit Messebesucher und ZOB-Reisende ihre Ziele bequem und gefahrenfrei erreichen können.“

Verkehrliche Mängel erkennt auch Johannes Heyne von der FDP: „Fehlende Fußgängerwege, dunkle Unterführungen, lärmende Verkehrswege – dies gilt es zu verändern.“ Die Neugestaltung des gesamten Areals, einschließlich ICC und ZOB, müsse mit einem Masterplan geregelt werden.

Dafür schlägt Heyne eine besonders aufwendige Maßnahme vor: „Die Überbauung der Stadtautobahn A 100 zur Erschließung weiterer Messeflächen und zum Schutz der Wohnbebauung vor Verkehrslärm.“ Ob die Autobahn wirklich einen Deckel bekommt, wird sich allerdings eher im Roten Rathaus entscheiden. Denn das Messeumfeld gilt inzwischen als Gebiet „von außergewöhnlicher städtebaulicher Bedeutung“ und fällt damit in die Zuständigkeit des Senats. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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