60 Shows und ein Kinderzirkus
Pantomime Katja Grahl bringt Kindern das Einmaleins in der Manege bei

Gezeigt wie: Katja Grahl gibt ihr Können und Wissen gerne weiter, hier demonstriert sie das perfekte Rad.  | Foto: Matthias Vogel
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Manche Entstehungsgeschichten sind einfach. Kaum spricht einen ein Fakir an, schon befindet man sich in der Ausbildung, entdeckt seine Liebe zur Bühne und überträgt sie auf den Nachwuchs. Und zack! Fertig ist der Kinderzirkus Charlottenburg. Logisch oder?

Natürlich nicht. Es braucht in jedem Fall das gewisse Etwas in den Genen, um eine Lehre bei einem Fakir anzufangen. Katja Gral hat es. Und dass sie damals spontan zugesagt hat, war wohl auch der Selbstfindungsphase geschuldet, in der sie sich in ihrer Eigenschaft als Teenager befunden habe. Jedenfalls fing sie im wahrsten Sinne des Wortes prompt Feuer, wurde im Feuerspucken und Schwertschlucken geschult. Bühne war großartig für sie, doch bald fühlte sie sich eher zum Theater hingezogen, genauer gesagt zur Pantomime im klassischen Sinn. „Die mit den weißen Gesichtern“, sagt sie und lacht. Sie sagt auch, was für sie die Faszination dieser Art von Kunst ausmacht: „Geschichten ohne Worte zu erzählen, das ist einfach toll.“

Vor 13 Jahren, nach der Geburt ihrer Tochter, stellte sich Katja Grahl die Frage: „Mache ich das, was ich liebe, nun ganz oder lasse ich es bleiben?“ Sie entschied sich, aufs Ganze zu gehen – zum Glück für die Kinder, an die sie nun ihr Können und Wissen weitergibt.

Auch wegen ihrer Tochter bot sie parallel zu ihren beruflichen Engagements vor zehn Jahren zum ersten Mal ein Kitaprojekt an, noch als Bewegungsangebot. Daraus entwickelte sich eine kleine Gruppe, die über dem Zirkusladen in der Schillerstraße einen ebenso kleinen Raum fand. Nicht nur Pantomime, sondern auch Artistik war nun in den regelmäßigen Übungseinheiten Trumpf. Mehr und mehr Kinder und Eltern fanden Gefallen am Beweglichkeits- und Geschicklichkeitstraining, es wurde zu eng. Eine neue Räumlichkeit fand sich im Ausbildungszentrum für Mime und Pantomime in der Behaimstraße, wo Grahl selbst ihre Fortbildung durchlief. Auch dort platzte das Projekt bald aus allen Nähten. „Wir waren tatsächlich ein kleiner Wanderzirkus“, amüsiert sie sich. Doch die Suche nach einer neuen Bleibe war alles andere als lustig. „Fast hätte ich aufgegeben, dann hat sich aber im Sommer 2019 die Möglichkeit bei der Kampfsportschule Black Bird ergeben."  

Heute ist Training für die kleinen Artisten. Tilo Stöhr, Leiter der Kampfsportschule am Kaiserdamm, sagt, warum er den Kinderzirkus gerne unter seinem Dach hat: „Das ist Kunst, das ist Bewegung, das passt hervorragend zu uns.“ Die Kinder freut es auch, denn jetzt haben sie richtig viel Platz. „Kannst du eine Brücke?“, fragt ein kleines Mädchen und zeigt auch schon, wie gut sie selber eine kann. Ein anderes Mädel sitzt auf einem großen roten Laufball, als müsste man dort oben kein Gleichgewicht halten. Katrin Grahl fordert zum Warmmachen auf – und zur Disziplin. Wie ein Schwarm Fische soll sich das gute Dutzend Kinder bewegen. Eines findet einen imaginären Gegenstand, neugierig postieren sich die anderen drum herum. Das Kind versucht pantomimisch zu beschreiben, die anderen raten. Schon ist der Schwarm wieder unterwegs. Noch ein paar Bahnen Räder und Purzelbäume, dann ist die Gruppe bereit für das Gruppenfoto und bildet so etwas wie eine Pyramide.

Im November und Dezember bestreitet Katja Grahl unter ihrem Künstlernamen Flaming Rose 60 Shows. Danach braucht sie Zeit, um zu regenerieren. Gerade ist wieder die Zeit, in der ihre Zirkus-AG wieder Fahrt aufnimmt und für die nächste Inszenierung beim Weihnachtszauber auf dem Gendarmenmarkt trainiert. Kostüme, Plakate, das Programm – alles wird hart erarbeitet. „Wenn die Kinder dann auf der Bühne stehen, sind alle Strapazen und Qualen vergessen. Dann sind sie einfach nur glücklich und so stolz wie ihre Eltern. Ein toller Moment“, sagt Grahl.

Neben der AG, für die sie gerade eine zweite Gruppe für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren plant, bietet sie auch Projekte in der schulfreien Zeit an. Das nächste ist der Ferienzirkus vom 5. bis 9. April „Zirkus mit Chagall“. Preis: 200 Euro.

Weitere Informationen auf der Internetseite www.kinderzirkus-berlin-charlottenburg.de.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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