Begegnungszone im Test: "Reversible Bauten" für Modellprojekt an der Bergmannstraße geplant

Verweilen auf zunächst noch provisorischen Stadtmöbeln. | Foto: LK Argus, Birgit Hammer, TAU
4Bilder
  • Verweilen auf zunächst noch provisorischen Stadtmöbeln.
  • Foto: LK Argus, Birgit Hammer, TAU
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Die Teile sind aus Holz. Sie können als Sitzgelegenheiten oder Gehwegvorstreckungen dienen. Und vor allem: Sie sind problemlos auf- und wieder abzubauen.

Diese mobilen Stadtmöbel sollen voraussichtlich ab Sommer in der Bergmannstraße aufgestellt werden. Sie sind Teil des Projekts Begegnungszone. Oder besser noch, vielleicht ihr entscheidender Baustein. Denn die temporäre Installation soll die Frage klären, ob die Begegnungszone wirklich den erwarteten Nutzen bringt.

Bisher gibt es dazu noch unterschiedliche Ansichten. Neben Zustimmung würde auch die Meinung vertreten, es solle alles so bleiben, sagt Eckhart Heinrichs, Geschäftsführer des Verkehrsplanungsbüros LK Argus, das mit der Durchführung des Projekts beauftragt ist. Für manche abschreckend war wohl die seit gut einem Jahr bestehende Begegnungszone an der Schöneberger Maaßenstraße. Deshalb entstand für die Bergmannstraße die Idee mit den "reversiblen Bauten". Bereits im vergangenen November wurde das Konzept bei einer Bürgerversammlung vorgestellt und stieß dort zumindest auf keine breite Ablehnung (wir berichteten). Wohlwollen gab es jetzt auch im Ausschuss für Umwelt und Verkehr. Der, beziehungsweise die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), muss der temporären Modularlösung zustimmen.

Grundsätzlich geht es bei der Begegnungszone um eine Neuverteilung des Straßenlands sowie die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer. Das bedeute nicht, dass Autos entfernt werden sollen, stellte Eckhart Heinrichs klar. Aber sie werden weniger Platz bekommen, den sie sich mit Radfahrern und Fußgängern teilen müssen.

Die konkreten Veränderungen mit Hilfe der mobilen Aufbauten beziehen sich zum Beispiel auf breitere Gehwege. Etwa am Gesundheitszentrum. Dort sollen die Fahrradabstellplätze vom Bürgersteig verschwinden und auf die bisherige Straße verlagert werden. Auch Lieferzonen für die Geschäfte wird es geben. Es ist daran gedacht, manche Kreuzungen einzuengen. Allerdings zunächst nicht durch verschiebbare Bauteile, sondern in Form von Straßenmarkierungen. Weitere Ideen betreffen eine sogenannte Bedarfsampel. Sie leuchtet immer nur dann, wenn ein Fußgänger passieren möchte.

Trotz positiver Resonanz gab es im Ausschuss auch Fragen und Einwände, speziell zur Kreuzung Zossener-, Bergmann- und Friesenstraße. Anwohner und der Bezirk fordern, sie für den Durchgangsverkehr zu sperren. Wogegen sich die Landesebene bisher sperrte.

Dirk Bartel, neuer Gruppenleiter der Abteilung Fußverkehr in der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, deutete zumindest einen möglichen Meinungsumschwung an. Der Abschnitt werde parallel zur Stadtmöbelinstallation weiter geprüft.

Ein weiteres Thema waren die künftig wegfallenden Parkplätze. Rund 70 der bisher 110 entlang der Straße werden verschwinden. Viele Gewerbetreibende sehen das kritisch. Mehr als 100 längst nicht ausgelastete Stellflächen gebe es in der Tiefgarage des Gesundheitszentrums, so Eckhart Heinrichs. Sie sind allerdings kostenpflichtig.

Für ein ausreichendes Angebot soll vor allem eine Parkraumbewirtschaftung sorgen. Dafür liege inzwischen ein Gutachten vor, das die Einführung im gesamten Bereich in Ost-West-Richtung vom Südstern bis zur Bezirksgrenze vorsieht, erklärte Tiefbauamtsleiter Helmut Schulz-Herrmann. Aufgeteilt wird er in zwei Parkraumzonen, deren Grenze der Mehringdamm bildet.

Ursprünglich sei geplant gewesen, die Parkraumbewirtschaftung parallel zum Begegnungszonen-Versuch zu starten. "Das werden wir nicht ganz schaffen", so Schulz-Hermann. Gegen Jahresende werde es eine Parkzone für den Bergmannkiez geben.

Der Versuch mit den temporären Straßenmöbeln soll von diesem Sommer bis Jahresende 2018 dauern. Möglicherweise bleiben sie auch nicht durchgehend an einer Stelle. Sollte sich herausstellen, dass sie an einem anderen Ort zielführender wären, könnten sie auch verlagert werden, erklärte Eckhart Heinrichs. Während der gesamten Testphase werden die Ergebnisse beobachtet, im Fachjargon "evaluiert". Das betrifft auch mögliche Auswirkungen für die nähere Umgebung, etwa eventuell zusätzlicher Verkehr in anderen Straßen.

Der Modellversuch sei ergebnisoffen, versicherte der LK Argus-Chef. Wenn sich herausstelle, dass es viele negative Nebenwirkungen gebe, könne das Projekt Begegnungszone auch aufgegeben werden. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 504× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 811× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen!  | Foto: Adobe

Quälen Sie sich nicht länger
Infoabend zum künstlichen Hüftgelenk

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen führen. Erfahren Sie, wie die schonende...

  • Reinickendorf
  • 24.02.24
  • 1.218× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen!  | Foto: Adobe

Quälen Sie sich nicht länger
Infoabend zum künstlichen Hüftgelenk

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen führen. Erfahren Sie, wie die schonende...

  • Reinickendorf
  • 24.02.24
  • 1.218× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.