Mehrheit bleibt bei ihrer Linie
BVV-Antrag zur Begegnungszone Bergmannstraße beschlossen

Die Parklets sollen nach dem Willen einer BVV-Mehrheit im August abgebaut werden. Ob das wirklich so kommt, bleibt abzuwarten. | Foto: Thomas Frey
  • Die Parklets sollen nach dem Willen einer BVV-Mehrheit im August abgebaut werden. Ob das wirklich so kommt, bleibt abzuwarten.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Verschwinden die Parklets auf der Bergmannstraße im August? Geht es nach dem Votum der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), müsste das eigentlich passieren.

Mit 27 gegen 17 Stimmen unterstützte das Bezirksparlament am 5. Juni den von Linken, SPD, CDU und FDP gemeinsam eingebrachten Ersetzungsantrag zur Begegnungszone, konkret dem vorzeitigen Ende ihrer Testphase. Übersetzt lautete das Ergebnis: Alle Fraktionen außer den Grünen und die Gruppe stimmten dafür.

Das hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet (wir berichteten), die BVV bewusst die Kraftprobe mit dem Bezirksamt, namentlich Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis90/Grüne), gesucht. Denn der hatte mehrfach klargemacht, dass er wenig Neigung zeigt, die Testphase vorzeitig zu beenden. Dem stehe bereits das Festhalten der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gegenüber, war eine Begründung dafür.

"Keine Erfüllungsgehilfen des Bezirksamtes"

Die Mehrheit der Bezirksverordneten sah sich dagegen mit ihrem Anliegen nicht ernst genommen. "Wir sind eigenständige politische Akteure und nicht Erfüllungsgehilfen des Bezirksamtes", erinnerte Hannah Sophie Lupper (SPD) noch einmal. Auch das schlechte und gerade für Friedrichshain-Kreuzberg bisher nicht typische Beispiel für demokratischen Umgang wurde beklagt. Und nicht nur Hannah Sophie Lupper verwies darauf, dass der Ersetzungsantrag eigentlich sogar eine Brücke baue. Er fordere ja lediglich den Abbau der Parklets und das Entfernen der grünen Punkte auf der Straße.

Andere bisherigen Resultate der Testphase sollen dagegen bleiben, etwa die zusätzlichen Fahrradabstellflächen ebenso wie die in den kommenden Monaten vorgesehene umfassende Bürgerbeteiligung. Allerdings, auch das wurde mehrfach deutlich gemacht, deren Fokus solle sich auf die direkt betroffenen Anwohner und Gewerbetreibenden richten. Dass das bisher immer so passiert sei, bezweifelten einige Redner. Etwa bei der Informationswerkstatt am 21. Mai im Columbia-Theater. Zu der hätten Bewohner mehrerer Häuser an der Bergmannstraße keine Einladungen erhalten, beklagte neben Hannah Sophie Lupper auch Michael Heihsel (FDP). Nach Angaben von Stadtrat Schmidt sind dagegen insgesamt 10 000 Postwurfsendungen zu dieser Veranstaltung im Gebiet zwischen Schwiebusser- und Gneisenaustraße verteilt worden.

Ebenfalls weiter wichtig ist der BVV-Mehrheit eine Option für ein eindeutiges Nein zur Begegnungszone. Selbst wenn diese Position wahrscheinlich nur von wenigen eingenommen werde, es müsse sie geben. Ansonsten könne nicht von einer wirklichen Bürgerbeteiligung gesprochen werden.

Schmidt muss um Entschuldigung bitten

Und was folgt jetzt aus all dem? Das bleibt weiter die spannende Frage. Auch was die rechtliche Auswirkung des BVV-Beschlusses bedeutet.

Florian Schmidt äußerte sich bei der Sitzung nicht zu seinem weiteren Vorgehen. Dafür sorgen Aussagen von ihm vom selben Nachmittag für weitere Diskussionen. Da waren der Stadtrat und der CDU-Fraktionsvorsitzende Timur Husein zu einer Livediskussion im RBB Kulturradio zum Thema Begegnungszone eingeladen. Während der Debatte attestierte Schmidt Husein "eine Sperre im Gehirn". Außerdem hetze er die Menschen im Bezirk auf. Aussagen, die der CDU-Fraktionschef wenig witzig fand und im Rahmen einer dringlichen mündlichen Anfrage unter anderem die Einschätzung des Bezirksamtes zu diesen Äußerungen wissen wollte.

Es stehe dem Bezirksamt nicht zu, Hussein zu beleidigen, erklärte Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne). Der Stadtrat werde sich deshalb persönlich entschuldigen. Allerdings erst nach der Sitzung und nicht öffentlich.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 202× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 160× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 58× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 205× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.540× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.