Anschlag auf das neue Parktheater
Unbekannte beschmieren Fassade im Monbijoupark
Wenige Tage vor der Premiere wird der Theaterkrieg im Monbijoupark immer fieser. Jetzt werden die Neuen sogar gewalttätig attackiert.
David Regehr hatte das Bühnenbild vom Monbijouschloss für die „Faust“-Premiere gerade fertig gemalt und zum Trocknen nachts in einen Schuppen gelegt, doch am nächsten Morgen war die Fassade für die Bühnenkonstruktion des neuen „Theaters an der Museumsinsel“ zerstört. Unbekannte haben in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni das Wandbild mit roter Farbe beschmiert und Anarchozeichen, Stinkefinger und eine Fratze mit herausgestreckter Zunge drauf gesprüht. Der Anschlag galt anscheinend ganz gezielt dem neuen Theaterkleid, das im Sommer im Monbijoupark zu sehen sein wird. Es hängt an einem Stangengerüst und verwandelt die Konstruktion um das Rondell in das ehemalige Monbijouschloss, das einmal im Monbijoupark stand.
Die Täter waren auf das abgesperrte Gelände des Hochbunkerdachs, auf dem die Märchenhütten stehen, eingebrochen und „hatten es gezielt auf das Bild abgesehen“, so Regehr. Gestohlen wurde nichts; und auch andere Dinge in dem Schuppen wurden nicht verwüstet. David Regehr ist Chef des neu gegründeten „Theaters an der Museumsinsel“. Er vermutet, dass die Täter „aus dem Umfeld unserer Gegner“ stammen. Die Gründer des langjährigen Monbijou Theaters (vormals Hexenkessel Hoftheater) hatten bereits im Mai eine Onlinepetition mit dem Titel „Rettet das Original Monbijou Theater und die Märchenhütten“ gestartet und gegen das neue Theater öffentlich protestiert. Über 11.000 Menschen haben die Petition bereits unterzeichnet.
Wie berichtet, hatte der Mitgründer und Theaterdirektor des Monbijou Theaters, Christian Schulz, in diesem Jahr erstmals von der Humboldt-Uni keinen Mietvertrag für die Fläche auf den ehemaligen Charité-Bunkeranlagen an der Monbijoustraße bekommen. Auf Druck der Bezirkspolitik hat die Humboldt-Uni das Areal an die gemeinnützige Theater an der Museumsinsel GmbH vermietet. Sie wurde hinter dem Rücken von Schulz von seinem Geschäftspartner im Monbijou Theater, David Regehr, und von Regisseur Maurici Farré sowie Schauspieler Matthias Horn gegründet. Die von Schulz nach Bekanntwerden der Pläne gegründete gemeinnützige Monbijou Theater 2 AufführungsGmbH kam nicht zum Zuge. Die Bewerbung der gemeinnützigen Hexenberg GmbH vom Mitbegründer des Monbijou Theaters und Hexenberg-Chef Roger Jahnke wurde erst gar nicht berücksichtigt.
Hausverbot für ehemaligen Theaterdirektor
Dem ganzen Theaterkrieg vorausgegangen war ein BVV-Beschluss von Dezember auf Initiative der Linken, Grünen und FDP mit dem Titel „Theater im Monbijoupark auf neue Füße stellen“. Genehmigungen im Park sollten zukünftig nur noch an „gemeinnützige oder genossenschaftliche Träger vergeben werden“, heißt es da. Grund für den Unmut über den langjährigen Betreiber Christian Schulz waren intransparente Angaben zu den Gewinnen und vermeintliche schlechte Behandlung der Schauspieler.
Wie David Regehr berichtet, gibt es seit Wochen Ärger mit den ehemaligen Ensemble-Mitgliedern. Die Truppe von Roger Jahnke soll sich vor eineinhalb Monaten sogar in den Märchenhütten „verbarrikadiert“ haben, so Regehr. Die Neuen regieren mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruch, wenn die unerwünschten Schauspieler das Gelände betreten.
Der weggeputschte Theaterdirektor Christian Schulz hat Hausverbot in seinen eigenen Märchenhütten, die Regehr derzeit nutzt und die laut Schulz gar nicht mitvermietet sind. Von dem Farbanschlag distanziert er sich aufs schärfste. „Ich habe damit nichts zu tun“, sagt er. Er wolle das „Unrecht nachweisen und nicht Bilder zerstören“, sagt Schulz. „Ich habe zu Hause von David Regehr auch Bilder an der Wand und übermale die nicht, weil wir Streit haben“, so Schulz. Roger Jahnke nannte den Anschlag „traurig“ und schreibt auf Anfrage der Berliner Woche nur. „Was hat das mit mir zu tun?“
Enge Verbindung zwischen Regehr und Diedrich
Der Theaterkrieg schaukelt sich immer weiter hoch. „Die mutwillige Zerstörung des neuen Bühnenbildes ist ein fieser, widerlicher und durch nichts zu rechtfertigender kulturloser Akt. Die Verantwortlichen selbst sind kulturlose Kleingeister. Sie sind geistesverwandt mit denen, die 1933 in Berlin Bücher verbrannten“, sagt Sven Diedrich zum Anschlag auf das Bühnenbild. Er hatte den Betreiberwechsel maßgeblich eingefädelt und als Bezirkspolitiker wie auch SPD-Baustadtrat Ephraim Gothe bei der Humboldt-Uni auf die Vergabe an das neue „Theater an der Museumsinsel“ gedrängt.
Der Linke-Bezirksverordnete Diedrich ist auch persönlich mit den beiden Kontrahenten verbunden. David Regehr soll 2012 für Diedrich Schulden über 35.000 Euro beglichen haben. Regehr hatte für Diedrichs Restaurant „Luxemburg“ im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz gebürgt. Weil Diedrich mit der Kneipe insolvent ging, musste er zahlen. Es wird auch kolportiert, dass Diedrichs Töchter für Regehr an der Bar im Monbijoupark arbeiten. „Keine Ahnung, was die tun, die sind volljährig“, sagte Diedrich, um auf weiterer Nachfrage das Gerücht als „Lüge“ zu bezeichnen. Eine Tochter sei in Südamerika und die andere als studentische Mitarbeiterin bei einer anderen Firma angestellt, so Diedrich. David Regehr hingegen bestätigt, dass eine Tochter von Diedrich „uns in Sachen Gastronomie hilft“. Sie gehöre seit Jahren zum Team des Monbijou Theaters, dessen „Großteil wir übernommen haben“, so Regehr. Kurz nachdem Regehr dies gegenüber der Berliner Woche bestätigt hatte - und kurz nachdem dieser Beitrag online ging -, melde er sich noch einmal und berichtete, dass ihn die junge Frau gerade angerufen habe, um mitzuteilen, dass sie in diesem Jahr aussetzen werde.
Regehr will sich von den Anschlägen nicht einschüchtern lassen und hält am Premierentermin 14. Juni fest. Der gelernte Maler und Bühnenbildner versucht jetzt, die Schmierereien auf der Fassade zu übertünchen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.