Grünzug Michaelkirchstraße in Mitte
Die Umgestaltung einer funktionierenden Straße

Der sogenannte Lindenhain, seit Jahren in einem schlecht gepflegten Zustand, dunkel, viel Müll und Hundekot.  | Foto: Jörg Simon
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  • Der sogenannte Lindenhain, seit Jahren in einem schlecht gepflegten Zustand, dunkel, viel Müll und Hundekot.
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Kürzlich wurde das Ergebnis der Planungen für die Umgestaltung der Michaelkirchstraße in Mitte zwischen Köpenicker Straße und Michaelkirchplatz vorgestellt. Dem ging voraus eine Bürgerbeteiligung, die sowohl als Videokonferenz als auch (unverständlicherweise als Werkstatt in Dialog 101 während der Pandemie) in Präsenz stattfand. Selbstverständlich habe ich unter dem Gesichtspunkt des Schutzes vor einer Covid-19-Infektion als Risikopatient eine Teilnahme abgelehnt. Da ist auch der erste Kritikpunkt an der Bürgerbeteiligung: Das Verständnis für das Schutzbedürfnis z.B. von Risikogruppen war nicht sehr groß, es mußte immer wieder eingefordert werden. 

Vorausschicken möchte ich noch, dass der breite Rasenstreifen auf der einen Seite der Straße als auch die Vorgärten auf der anderen Straßenseite (ohne Bäume) im Eigentum der WBG Berolina e.G. stehen. Ebenfalls die beiden Rasenflächen am oberen Ende der Michaelkirchstraße auf der rechten Seite (in Richtung Schmidstr.). Weitere Grundstücke sind im Eigentum von WBM Berlin Mitte und privaten Eigentümern. Dominiert wird die Straße durch Wohnungen der WBG Berolina e.G. Leider waren sehr viele Anwohner über die Termine der Veranstaltungen zur Beteiligung nicht informiert. Über die Bekanntheit von mein.berlin.de müssen wir glaube nicht reden.

Details der Vorstellungen des Planungsbüros finden Sie auf mein.berlin.de Planungskonzept Michaelkirchstr., das hier zu wiederholen ist m.E. nicht sinnvoll und dort gut nachlesbar. Auch in der Ecke Köpenicker 2/2022 gab es dazu einen längeren Artikel. 

Kurz zusammenfassend geht es um Entsiegelung der Oberfläche, mehr Bäume und Grün, Spiel- un Sportmöglichkeiten, Verringerung der Fahrbahnbreite, Aufenthaltsqualität und vor allem die massive Reduzierung des Angebotes an PKW-Stellplätzen. 

Die Zahl der Parkplätze in der Michaelkirchstraße soll um 35 % reduziert werden. Die Melchiorstraße zumindest teilweise für den Autoverkehr gesperrt und dafür Sport- und Spielangebote. Am unteren Ende der Michaelkirchstraße im Lindenhain eine Ausstellung zu den Lilienthals, Aufstellung des Denkmals und zusätzlich Holzpodeste zum Treffen und Spielen. Die große Rasenfläche unter den Fenstern der Wohnungen in der Michaelkirchstraße 24 bis 30 soll in den sog. Michaelgarten umgestaltet werden, Mieterbeete, Spielangebote, Sitz- und Sportmöglichkeiten errichtet. Und so könnte ich fortfahren, doch die Fülle der Planungen ist hier kaum darstellbar, dass Planungskonzept, Zeichnungen, Fotos kann ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht verwenden. 

Grundsätzlich ist ein solches Vorhaben zu begrüßen. Mehr Sauberkeit, Aufenthaltsqualität, Spielplätze, gepflegte Grünflächen. Das ist alles gut und schön. 

Wenn da nicht ein paar Probleme wären.

Seit Jahren ist es dem Bezirksamt Mitte nicht möglich, die großen Baumscheiben entlang der Michaelkirchstraße zu pflegen. Weder Michaelkirchplatz noch Luisenstädtischer Kanal mit dem Engelbecken sind in einem gärtnerisch und denkmalpflegerisch gutem Zustand. Wirklich gute Pflege, Schutz und Erhaltung sind leider nicht festzustellen. Die Luisenstadt leidet unter Verdichtung zum Beispiel im Heinrich-Heine-Block mit zahlreichen Kindereinrichtungen und Wohnungen. Zuletzt die Neubauten des Investors auf dem Gelände der Druckerei. Riesige Blöcke, natürlich ohne Tiefgarage. Noch ein Kindergarten. Spielplätze gibt es wie Sand am Meer hier. Warum jetzt also unter den Fenstern der Bewohner der Michaelkirchstraße? Die große Rasenfläche der Berolina an den Häusern 24 bis 30 permanent Hundewiese. Obwohl die Berolina darauf hinweist, dass es kein Hundeklo ist und die Hunde an der Leine zu führen sind. 

Das Planungskonzept berücksichtigt nicht die altbekannten Probleme durch den Tourismus und die Clubbesucher. Das Hostel in der Köpenicker Straße bringt Massen von Billigtouristen in die Luisenstadt. Mit den bekannten Ärgernissen wie Wildpinkeln, Lärm, Müll.  Abhilfe wird nicht geschaffen, ebenso nicht bei der Hundeproblematik, den Radfahrern und eScooter-Fahrern auf Grünflächen und Gehwegen. Wer meine Artikel kennt, der weiß auch um die Probleme hier. Übrigens, eine öffentliche Toilette ist nicht geplant. Also wird fleißig weiter in die Vorgärten und Grünanlagen uriniert. Perfekt! 

Ich bin der Meinung, dass dieses Planungskonzept an der Lebensrealität der Bewohner in der Michaelkirchstraße völlig vorbeigeht. Es würde funktionieren, wenn die Verhaltensweisen von Anwohnern, Touristen u.a. Besuchern der Luisenstadt von Rücksicht, Vermeidung von Abfällen und rücksichtsvollem Verhalten geprägt wäre. So aber schafft das Bezirksamt Mitte ein neues Spannungsfeld aus Konflikten durch Lärm, Dreck und Wildpinkelei. Aus meiner eigenen Erfahrung verteidigen die Leute, sich so zu verhalten bis hin zur Gewaltanwendung. Auch die Reduzierung der Parkplätze wird zu weiteren Spannungen sorgen. Leider wird Kritik an derartigen Konzepten stets dann nur auf den Kampf für die Erhaltung von Parkplätzen reduziert. Meine Kritik, meine Ausführungen zur Situation hier wurden jedenfalls kategorisch zurückgewiesen. Weder das Bezirksamt noch die Betroffenenvertretung für das Sanierungsgebiet nördliche Luisenstadt (eine Bürgervertretung) nahmen diese Hinweise an. 

Es macht m.E. keinen Sinn, ständig neue Spielplätze, Grünanlagen zu bauen, wenn die vorhandenen Anlagen - in unserem Fall die Gartendenkmale Luisenstädtischer Kanal mit dem Engelbecken und der Michaelkirchplatz - nicht vor Schäden geschützt werden, deren Beseitigung nicht erfolgt und die Grünanlagen in einem eher schlechten Zustand sind. Eine Bevölkerung und Besucher der Stadt, die Berlin als ihre Müllkippe begreifen und als Ort der "schmuddelig" sein soll, läßt für die Zukunft des Grünzuges Michaelkirchstraße böses erwarten. Als Kosten werden derzeit EUR 3.500.000 geschätzt. Damit könnte man z.B. am Engelbecken einiges bewegen. Doch dort geschieht faktisch nichts, um diese Grünanlage mit dem Gewässer von Schmierereien zu befreien, die Vegetation aufzuwerten und das Gewässer zu sanieren. 

Was bleibt ist die Hoffnung, dass es keinen Umsetzungsbeschluss für dieses Planungskonzept gibt und wenn doch, es ewig dauert, bis überhaupt etwas geschieht. Die Chancen sind hoch, siehe auch die Umgestaltung der Annenstraße, Heinrich-Heine-Straße bis zur Schmidstr. im Inneren des Heine-Blocks. Vor ein paar Jahren angekündigt, geschehen ist bisher nichts. Doch darauf bauen würde ich nicht.

Daher braucht es das Engagement aller Anwohner, um derartige Planungen zu beeinflussen. Dazu rufe ich Sie hiermit auch auf. Bitte sprechen Sie die Bezirksverordneten der Fraktionen in der BVV Mitte an, das Bezirksamt, bringen Sie sich bitte ein. Für unsere Luisenstadt. Danke.

Autor:

Jörg Simon aus Mitte

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