Ein mutiger Arzt
Dr. Benno Heller organisierte während der NS-Zeit in Neukölln Verstecke für Jüdinnen

An einem Baum-Pflanzkübel ist die Gedenktafel zu finden. | Foto: Schilp
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Vor dem Haus Sonnenallee 13, Ecke Hobrechtstraße, erinnert eine Gedenktafel an den Arzt Dr. Benno Heller (1894–1945) und seine Frau und Mitarbeiterin Irmgard. Das Ehepaar hatte hier, im zweiten Stock, eine gynäkologische Praxis und rettete vielen Jüdinnen das Leben.

Seit 1927 praktizierte Benno Heller in der Sonnenallee, die 1938 nach Hitlers Geburtsort in Braunauer Straße umbenannt wurde. Bewusst arbeitete er in Neukölln, einem Proletarierbezirk, in dem es große Not gab. Abtreibungen waren verboten und viele Schwangere gingen zu „Engelmacherinnen“. Nicht wenige starben an den Folgen. Heller bot ihnen hygienische Bedingungen, machte den Eingriff und verzichtete oft auf ein Honorar.

Er war Jude, seine Frau hatte betuchte „arische“ Eltern. Diese sogenannte Mischehe schützte Benno Heller ein paar Jahre lang. Spätestens im Herbst 1941 – Juden mussten nun den gelben Stern tragen und die Massendeportationen begannen – erkannten die Hellers, dass es Zeit war zu handeln. Sie boten ihren Patientinnen an, ihnen Verstecke zu besorgen.

Mit einem Netzwerk dankbarer Frauen

Die fanden sie bei „arischen“ Frauen, die Dr. Heller zur Dankbarkeit verpflichtet waren, sprich: bei denen er eine illegale Abtreibung gemacht hatte. Manche von ihnen setzte er unter moralischen Druck - menschlich sicher nicht einwandfrei. Aber das System funktionierte, und immerhin sollten die nicht immer ganz freiwilligen Helferinnen nur zwei Wochen lang einen Unterschlupf bieten, danach hieß es für die Jüdinnen, woanders unterzutauchen. Tatsächlich zeigte keine der Patientinnen den Arzt an. Es war eine Jüdin, die Heller verriet. Angeblich war sie verärgert und verzweifelt, weil es mit der Vermittlung eines Anschluss-Quartiers nicht geklappt hatte und sie nun auf der Straße stand. Den Namen der Helferin, die sie zuvor versteckt hatte, gab sie hingegen nicht preis.

Am 23. Februar 1943 verhaftete die Gestapo Benno Heller. Zwei Jahre später, auf einem Transport von einem KZ in das andere, fand er den Tod. Seine Frau, die nach seiner Deportation nach Leipzig gezogen war, überlebte ihn nicht. Sie starb bereits 1943, noch keine 50 Jahre alt.

Andere gerettet, nicht sich selbst

Die Gedenktafel an das Ehepaar wurde am 27. September 1996 enthüllt. Geplant war es anders: Eigentlich sollte bereits zwei Jahre früher ein Schild direkt am Haus angebracht werden, anlässlich des 100. Geburtstages von Benno Heller. So hatten es die Bezirksverordneten beschlossen. Doch der Hausbesitzer spielte nicht mit, sodass die Gedenktafel ihren Platz auf dem Gehweg fand. Die Inschrift: „Dieses Ehepaar leistete Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. Ihre politische Gesinnung und Menschlichkeit erlaubte ihnen nicht, der Vertreibung und Vernichtung zuzusehen. Sie versuchten alles, das Leben jüdischer Menschen zu bewahren. Sich selbst konnten sie nicht retten.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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