Beherzt und umsichtig: Chefin der Rixdorfer Schmiede freut sich über den Deutschen Metallbaupreis

Gabriele Sawitzki mit ihrer Trophäe vor dem prächtigen Eingangsportal an der Schlüterstraße. | Foto: Schilp
2Bilder
  • Gabriele Sawitzki mit ihrer Trophäe vor dem prächtigen Eingangsportal an der Schlüterstraße.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Neukölln. „Das ist die höchste Ehre, die ich erreichen konnte“, sagt Gabriele Sawitzki. Die Besitzerin der Rixdorfer Schmiede an der Bürgerstraße 17 hat gerade den Deutschen Metallbaupreis gewonnen, die renommierteste Auszeichnung in diesem Bereich.

Ihr Meisterwerk ist direkt am S-Bahnhof Savignyplatz zu bewundern, in der Schlüterstraße 61. Dort hat sie eine Gründerzeit-Haustür zu alter Schönheit wiedererweckt. Die Eigentümergemeinschaft wollte sie schon austauschen. Doch Gabriele Sawitzki und ihre Mitarbeiterin Henriette Apitz überzeugten sie, das einst prächtige Stück zu erhalten.

Es folgte ein hartes Stück Arbeit: Die 117 Jahre alte Tür wurde auseinandergenommen, alle Teile sandgestrahlt. „Der untere Teil war völlig verrostet, jahrzehntelang hatten Männer dorthin uriniert“, sagt die Metallexpertin. Der Schließmechanismus funktionierte nicht mehr, die Tür war verzogen und mit dicken Farbschichten überzogen. „Wir haben ausgebessert, was wir konnten, und erneuert, was wir erneuern mussten“, sagt Sawitzki. Dabei hat sie nicht darauf geschaut, ob es sich finanziell lohnt, sondern sich im Interesse des Objekts entschieden. Augenmerk legte sie auch auf Zeitgeschichte und erhielt den Einschlag eines Granatsplitters aus dem 2. Weltkrieg bewusst.

Die Jury lobte die „besonders umsichtige, aber auch beherzte und analytische Vorgehensweise“ der beiden Frauen und verlieh ihnen den ersten Preis in der Kategorie „Türen, Tore, Zäune“. Eine echte Überraschung für Gabriele Sawitzki. Sie hatte sich erst auf Drängen eines Redakteurs der Zeitschrift „M & T-Metallhandwerk“ beworben und sich kaum Hoffnungen gemacht.

Umso größer ist jetzt ihre Freude. Sie fühlt sich bestärkt, alte Handwerkskunst zu bewahren. Seit 33 Jahren ist Gabriele Sawitzki Metallbauerin. Begonnen hat es mit einem vierköpfigen Frauenkollektiv in Kreuzberg. Später, von 2004 bis 2012, betrieb sie ihre Rixdorfer Schmiede auf dem Richardplatz, dann zog sie in die Bürgerstraße. Im Laufe der Jahre bildete sie etliche Metallbauer aus, darunter auch weibliche. „Mir ist wichtig, Frauen im Handwerk zu verankern“, sagt sie. Ihr Wissen gibt sie gerne weiter, lädt zu Vorträgen, öffnet die Türen ihrer Schmiede, auch am Tag des offenen Denkmals. Sie hält die Tradition hoch, verbindet Metallteile lieber mit Nieten statt sie zu schweißen. Und arbeitet im Bereich Denkmalschutz. Sie hat die Tore am Schloss Britz umgearbeitet; restauriert, schmiedet alte Teile nach. Das Spektrum reicht von Gartenstühlen, über Balkongeländer und Kronleuchtern bis hin zu Zäunen. Auch Brandschutztüren, moderne Fenster und Glas-Stahl-Konstruktionen gehören zu ihren Aufträgen.

Vor zwei Jahren zeichnete Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer sie mit einem Sonderpreis für Berliner Unternehmerinnen aus. „Das war eher auf der sozialen Ebene. Der jetzige Preis ist mein fachlicher Höhepunkt“, freut sich die Unternehmerin. sus

Gabriele Sawitzki mit ihrer Trophäe vor dem prächtigen Eingangsportal an der Schlüterstraße. | Foto: Schilp
Marode: die Tür vor der Restaurierung. | Foto: privat
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 192× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.