Zu einem Vortrag mit Musik zum Gedenken an das vernichtete Fresko an der Alten Pfarrkirche lädt die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Pankow am 4. Mai um 19.30 Uhr ein.
Über dem Portal der Pankower Kirche war nicht immer nur weißer Putz zu sehen, berichtet Gemeindemitglied Ulrike Queißner. Eine Schwarzweiß-Fotografie, ein alter Zeitungsartikel und ein paar Archiveinträge erinnern noch an das Bild vom „Gleichnis vom verlorenen Sohn“ am Hauptportal. Im Herbst 1932 malte der junge Berliner Maler Herbert Ortel (1902-1972) die expressionistische Darstellung in die 3,30 Meter hohe Fensteraussparung.
Nur ein Jahr nach seiner Fertigstellung wurde das Fresko zum Objekt des erbitterten Kirchenkampfes in Pankow zwischen nationalsozialistisch gesinnten „Deutschen Christen“, die inzwischen die Mehrheit im Gemeindekirchenrat (GKR) innehatten, und den bekenntnistreuen Christen um die damaligen Pfarrer. „Kitsch und Schund“ sei das Bild, und ein „Dokument des bolschewistischen Niedergangs, und würde von dem Kirchenvolk, besonders dem nationalsozialistisch denkenden, aufs entschiedenste abgelehnt“. So begründete der Pankower GKR am 16. November 1933 den mehrheitlichen Beschluss, das Bild vom Portal zu entfernen, erzählt Ulrike Queißner. Vermutlich im Mai 1934 wurde das Werk am Kirchenportal zerstört, keine zwei Jahre nach seiner Entstehung. Verhindert werden konnte immerhin ein Hakenkreuz, das die "Deutschen Christen" an derselben Stelle anbringen wollten.
In diesem Mai, 90 Jahre nach seiner Vernichtung, erinnert die Alt-Pankower Gemeinde mit einem originalgroßen Schwarzweiß-Nachdruck über dem Kirchenportal an das Fresko von Herbert Ortel. In der Veranstaltung am 4. Mai gibt es dazu einen Vortrag von der Kunsthistorikerin Susanna Köller. Das Damentrio „Die Goldelsen“ spielt Musik aus den 1930ern von Kurt Weill und anderen. Der Eintritt ist kostenlos, eine Spende willkommen.
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