Auf der Gudvanger Straße regieren einmal in der Woche Roller und Dreiräder
Was auf der Straße alles möglich ist, zeigten ein paar hundert Kinder und Erwachsene am Eröffnungstag des Projektes "Temporäre Spielstraße". Da sah man Stelzenläufer und Inlineskater. Es wurde auf einem Trampolin gesprungen und nebenan Federball gespielt. Kinder malten mit Kreide auf den Asphalt. Dreiräder und Roller waren unterwegs. An einem Tisch wurde gebastelt. Am Straßenrand gab es Kaffee, Kuchen und Eis.
Das bunte Treiben auf dem circa 50 Meter langen Abschnitt machte deutlich, dass eine temporäre Spielstraße bei Kindern und Eltern gut ankommt. Davon waren die Mitglieder der Bürgerinitiative, die sich dafür einsetzten, von Anfang an überzeugt. Zu dieser Initiative taten sich Eltern aus dem Kiez zusammen. In der Nähe des Humannplatzes gibt es immerhin sieben Kitas und vier Schulen. Auch in den umliegenden Häusern wohnen viele Familien mit Kindern. So kommt man auf etwa 3000 Kinder, die täglich im Wohngebiet unterwegs sind.
Für sie gibt es allerdings zu wenige Spielmöglichkeiten im öffentlichen Raum, erklärt Matthias Groh, einer der Sprecher der Bürgerinitiative. Der Humannplatz und sein Spielplatz sind bei den Kindern sehr beliebt. Aber bei schönem Wetter sind sie total überfüllt. Damit es im Kiez noch ein zusätzliches Angebot gibt, schlug die Initiative vor, auf dem bereits verkehrsberuhigten Teil der Gudvanger Straße eine temporäre Spielstraße einzurichten. Diese sollte Kindern einmal in der Woche als zusätzlicher Spielraum zur Verfügung stehen.
Die Idee begeisterte auch die Bezirksverordneten. Sie beschlossen, dass das Bezirksamt alles nötige für die Einrichtung einer temporären Spielstraße in die Wege leiten solle. Weil es in Bremen und Frankfurt bereits Vorbilder dafür gibt, sollte das doch auch in Berlin möglich sein. Pankows Stadtrat für öffentliche Ordnung, Torsten Kühne (CDU), beschäftigte sich intensiv mit dem Thema. Allerdings musste er feststellen, dass es in Berlin zurzeit keine Rechtsgrundlage dafür gibt. Temporäre Straßensperrungen dürfen laut Gesetzeslage derzeit nur angeordnet werden, wenn eine besondere Gefahrenlage besteht.
Um es trotzdem möglich zu machen, müsste jemand die zeitweise Nutzung öffentlichen Straßenlandes beantragen. Die temporäre Spielstraße könnte dann in Form einer regelmäßigen Veranstaltung stattfinden. Nur so wäre das ganze Projekt nach geltendem Recht juristisch wasserdicht umzusetzen. Das gelang jetzt tatsächlich. Als Veranstalter konnte die gemeinnützige Gesellschaft Drachenreiter gewonnen werden. Diese beantragte die regelmäßige Nutzung des betreffenden Straßenabschnitts beim Bezirksamt. Damit verbunden ist, dass sie auch alle nötigen Gebühren für die Straßensperrung zahlen muss. In diesem Punkt wird das Projekt allerdings vom Deutschen Kinderhilfswerk unterstützt. Deren Referentin für Spielraum, Claudia Neumann, überreichte dem Drachenreiter-Geschäftsführer André Schumacher einen Scheck über 5000 Euro. "Von diesem Geld werden wir anfallende Gebühren bezahlen und Spielgeräte anschaffen können", erklärt dieser.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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