Über Lieblingsorte der Bewohner
Das Buch "Kiezstimmen" stellt Sichtweisen auf den Mühlenkiez vor
Etwa 7100 Menschen leben hier in rund 3200 Wohnungen. Doch wie lebt man hier? Wie sind die Menschen mit ihrem Kiez verbunden? Welche Besonderheiten gibt es? Und welche Geschichten haben die Kiezbewohner zu erzählen? Diesen Fragen geht die neue Publikation „Kiezstimmen“ nach.
In der neuen Publikation werden die Leser angeregt, sich auf einen Streifzug durch die Plattenbausiedlung zwischen Greifswalder Straße, Storkower Straße, Kniprodestraße und Michelangelostraße zu begeben. Sie erfahren dabei mehr über 15 besondere Orte, zu denen Kiezbewohner besondere Geschichten zu erzählen haben. Außerdem finden sich weiterführende Informationen über Besonderheiten im Kiez und viele Fotos.
Entstanden ist das 52-Seiten starke Buch in einem Projekt des Mobilen Stadtteilzentrums Mühlenkiez der gemeinnützigen Pfefferwerk Stadtkultur GmbH. Es konnte überhaupt erst dank einer Förderung durch die Sparkasse Berlin in Höhe von 15 000 Euro realisiert werden.
„In Prenzlauer Berg gab es bereits ein Vorgänger-Projekt zu unseren Kiezstimmen“, erklärt Denise Evers, die Projektkoordinatorin des Mobilen Stadtteilzentrums Mühlenkiez. „Das nannte sich ‚Lieblingsorte‘ und war eine Art Kiezatlas.“ Finanziell unterstützt wurde dieses Projekt seinerzeit vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Wir mussten aber feststellen, dass der Mühlenkiez in dieser Publikation völlig ausgeblendet wurde“, so Denise Evers weiter. „So kamen wir auf die Idee, solch einen Kiezatlas ausschließlich für dieses Gebiet zu publizieren.“
Als engagierte Mitstreiterin für dieses Projekt konnte Denise Evers die Künstlerin Valentina Sartori gewinnen. Sie engagiert sich bereits seit einiger Zeit im Kieztreff KulturMarktHalle und übernahm die Projektleitung für die „Kiezstimmen“.
Vor einem Jahr begann Valentina Sartori damit, Informationen über den Mühlenkiez, seine Geschichte und besondere Orte zu sammeln. Außerdem entwickelte sie einen Fragebogen für die Interviews. „Danach ging ist in den Kiez, um mit den Bewohnern über ihre Lieblingsorte und ihre Geschichten zu sprechen“, erzählt sie. Gespräche mit Menschen aus allen Generationen hat sie geführt, darunter Menschen, die hier wohnen und arbeiten oder zur Schule gehen, mit Künstlern und selbst einem Spargelstandbetreiber.
Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei ihr zum Beispiel das Interview mit dem 98-jährigen Hans Blank. Dessen Vater Wilhelm wurde als Widerstandskämpfer von den Nazis verhaften und kam schließlich ins KZ Sachsenhausen. Dort starb er am 9. April 1945. An ihn erinnern ein Gedenkstein und eine Tafel auf dem Platz an der Storkower Straße 53b. Allerdings hat dieser Platz bislang keinen Namen. Deshalb haben Sartori und Evers nun die Idee, beim Bezirksamt die Benennung dieses Platzes nach Wilhelm Blank zu beantragen.
Außerdem berichtet das Buch über das Leben dreier Frauen aus drei Generationen, über Mühlen und Mythen im Kiez, soziale Einrichtungen, das Leben an der Michelangelostraße und auch die KulturMarktHalle. Neben Fotos jüngeren Datums aus dem Wohngebiet findet der Leser historische Fotos, zum Beispiel von der einstigen Kiezgaststätte Zur Mühle, die das Museum Pankow zur Verfügung stellte.
Die „Kiezstimmen“ wurden in einer Auflage von 2000 Exemplaren Anfang Mai gedruckt und werden im Mühlenkiez verteilt. Mehr Informationen zur Publikation gibt es über den E-Mail-Kontakt evers@pfefferwerk.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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