Weil jeder Tropfen zählt
Der BUND ruft die Berliner zum Gießen der dürregeplagten Straßenbäume auf

In vielen Bezirken haben sich Anwohner zu Gießgruppen zusammengeschlossen und versorgen die Straßenbäume mit Wasser.  | Foto: BUND Berlin
3Bilder
  • In vielen Bezirken haben sich Anwohner zu Gießgruppen zusammengeschlossen und versorgen die Straßenbäume mit Wasser.
  • Foto: BUND Berlin
  • hochgeladen von Michael Vogt

Die Berliner Straßenbäume leiden unter der extremen Trockenheit der zurückliegenden Sommer. Doch es gibt auch Hoffnung: Viele Vereine, Organisationen und Nachbarschaftsinitiativen rufen verstärkt dazu auf, vor der eigenen Haustür für Bäume aktiv zu werden – allen voran der BUND Berlin.

„In Berlin gibt es momentan rund 431 000 Straßenbäume und vielen geht es tatsächlich nicht gut“, sagt Christian Hönig, Forstwirtschaftler und Referent für Baumschutz beim BUND Landesverband Berlin. Auf seinen regelmäßigen Spaziergängen durch die Stadt achtet er stets auf die „Körpersprache der Bäume“, die ihm viel verrät. So seien ausgedünnte Baumkronen, eingerollte kleinere Blätter und Schäden an der Rinde sichere Anzeichen für den Trockenstress der Pflanzen.

Dabei gebe es allerdings zwischen den einzelnen Bäumen große Unterschiede, so Hönig: „Je nach Alter, Baumart, nach Sonneneinstrahlung, Ausrichtung der Straße, Untergrundbeschaffenheit und Abstand zur nächsten Fassade kann die Belastung eines Baumes höchst unterschiedlich ausfallen.“ Somit ist es für den Experten kein Allheilmittel, die derzeit überwiegenden Arten Linde, Eiche und Ahorn einfach durch resistentere Arten aus mediterranen Zonen zu ersetzen: „Vielmehr muss man sich bei der Pflege auf die Klimaveränderungen einstellen. In den letzten Jahren sind Niederschläge im für Bäume so wichtigen Frühjahr immer mehr zurückgegangen. Die trockenen Perioden setzen über die vergangenen zehn Jahre gesehen in Berlin immer früher ein.“

Sein Appell lautet: In Frühjahr und Frühsommer müssten Bäume besonders mit Wasser versorgt werden. Denn dann bildet der Baum neues Holz aus, verschafft sich quasi die Kraft, um das weitere Jahr zu überstehen. Sein Ansinnen ist schon auf fruchtbaren Boden gefallen. Es gibt immer wieder Aufrufe, Privatinitiativen und Aktionen überall in der Stadt, die Straßenbäume jetzt mit Wasser zu versorgen. „Wir verzeichnen seit langer Zeit viele Anfragen aus der Bevölkerung nach Möglichkeiten, wann, wo und wie Bäume gegossen werden sollen“, sagt Hönig.

Mit dem Start der Aktion „Bäume gießen“ vor zwei Jahren gab der BUND dieser Bewegung eine Struktur. Neben der Veröffentlichung von Orten und Terminen finden sich auf der Internetplattform www.bund-berlin.de/mitmachen/aktion-baeume-giessen/ eine Vielzahl an Informationen und Anleitungen zum richtigen Gießen, Vordrucke für Gießaufrufe sowie eine Karte, auf der die nächstgelegenen Wasserpumpen verzeichnet sind. Mittlerweile treffen sich regelmäßig rund zehn Gießgruppen in verschiedenen Bezirken, um die Bäume mit ihren benötigten acht bis zehn Eimern Wasser wöchentlich zu versorgen.

Ein tolles Engagement, das gleichwohl für Christian Hönig nur eine Nothilfe bleibt: „Die eigentlich zuständigen Bezirksämter waren lange Zeit personell unterbesetzt und finanziell schlecht aufgestellt. Erst im jüngsten Doppelhaushalt des Landes Berlin wurde mit 14,8 Millionen Euro die finanzielle Ausstattung der Straßen- und Grünflächenämter den dringenden Erfordernissen angepasst. Kapazitäten sollen nun aufgestockt, Stellen wieder besetzt werden.“ Dann aber kam die Corona-Krise dazwischen. Viel passiert ist deshalb zunächst noch nicht, die Initiativen der Bevölkerung sind nach wie vor dringend erforderlich. Langfristig aber fordert Christian Hönig von den Behörden eine bessere und nachhaltige Organisation in der Baumpflege. Seine Idee: Ein flächendeckender regelmäßiger Frühjahrsdienst zur Wasserversorgung und Düngung aller Bäume in Berlin.

Wer auch ohne Gießgruppe aktiv werden möchte, kann sich auf www.giessdenkiez.de/ (auch als App ) auf einer interaktiven Karte informieren, wo Not am Baum gegeben und wo die nächste öffentliche Wasserpumpe zu finden ist.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 242× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 209× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 126× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 236× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.569× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.